Von wegen Liebe (German Edition)
Stöhnen ein, das jetzt einsetzte. »Dabei ist es euch überlassen, welchen Teil des Buches ihr euch dafür aussucht. Ihr könnt über eine der Figuren schreiben, über eine bestimmte Szene, ein Thema, das euch angesprochen hat, ganz egal. Aber wofür auch immer ihr euch entscheidet, ich möchte, dass ihr euch gründlich damit auseinandersetzt. Außerdem dürft ihr in Zweiergruppen arbeiten …« – aufgeregtes Geflüster entstand – »… die ich festlegen werde.« Die Aufregung verebbte wieder.
Mir war klar, was mir blühte, als Mrs Perkins die Anwesenheitsliste herauszog. Sie würde die Teams in alphabetischer Reihenfolge zusammenstellen, und da es in der Klasse niemanden gab, dessen Nachname mit Q begann, würde …
»… Bianca Piper mit Wesley Rush zusammenarbeiten …«
Verflucht.
Ich hatte es anderthalb Wochen geschafft, Wesley aus dem Weg zu gehen – seit dem Tag, als er mich in der Cafeteria belästigt hatte –, und jetzt kam Mrs Perkins daher und machte das alles zunichte.
Sie ratterte die letzten Namen auf ihrer Liste herunter und sagte dann: »Die Aufsätze sollen mindestens fünf Seiten umfassen – und zwar in Schriftgröße zwölf und anderthalbzeilig. Das gilt vor allem für dich, Vikki. Versuch nicht noch mal, mich hinters Licht zu führen.« Sie lachte gutmütig. »Und ich möchte, dass sich die beiden Partner jedes Teams gleichermaßen einbringen. Seid kreativ! Und habt Spaß!«
»Wohl kaum«, raunte ich Jess zu, die neben mir saß.
»Wieso denn?«, flüsterte sie. »Ich fände es total super, wenn ich mit Wesley in einer Gruppe wäre … aber mein Herz gehört ja schon Harrison. Es ist so unfair, dass Case den Aufsatz mit ihm schreiben darf.« Sie schaute zu Casey hinüber, die auf der anderen Seite des Klassenraums saß. »Wahrscheinlich sieht sie sein Haus und sein Zimmer und … sag mal, meinst du, sie lässt vielleicht unauffällig ein paar nette Bemerkungen über mich fallen, wenn ich sie darum bitte? Sie könnte ja so eine Art Kupplerin für mich spielen.«
Ich machte mir nicht die Mühe, darauf zu antworten.
»Die Aufsätze sind in genau einer Woche fällig!« Mrs Perkins musste die Stimme erheben, um das Geraune zu übertönen. »Fangt also bitte schon dieses Wochenende damit an.«
Als es gongte, erhob sich die gesamte Klasse gleichzeitig von den Plätzen, und die kleine Mrs Perkins machte, dass sie aus dem Raum kam, bevor sie von der Schülerhorde niedergetrampelt werden würde. Jess und ich schlossen uns dem Strom an, und Casey holte zu uns auf, als wir gerade auf den Gang hinaustraten.
»Was für ein Schwachsinn«, schimpfte sie. »Ein Aufsatz über nichts? Wieso soll ich mir das Thema aussuchen? Das ist verdammt noch mal ihr Job! Wo ist der Sinn von so einer Aufgabe, wenn sie uns noch nicht mal sagt, worüber wir schreiben sollen? Das ist doch lächerlich.«
»Aber du darfst mit Harrison zusammenarbeiten und …«
»Bitte, Jess, fang nicht schon wieder damit an.« Casey verdrehte die Augen. »Er. Ist. Schwul. Zwischen euch wird nie irgendetwas laufen, okay?«
»Man kann nie wissen! Dann spielst du also nicht die Kupplerin für mich?«
»Geht schon mal ohne mich in die Cafeteria«, sagte ich und blieb stehen. »Ich muss vorher noch schnell ein paar Sachen aus meinem Schließfach holen.«
»Alles klar.« Casey nahm Jess am Handgelenk und zog sie mit sich. »Wir treffen uns bei den Snackautomaten, okay? Komm schon, Jess.« Sie ließen mich in dem brechend vollen Gang zurück. Wobei »brechend voll« übertrieben war. Die Hamilton Highschool hatte nur ungefähr vierhundert Schüler, aber obwohl es bloß so wenige waren, wirkten die Schulflure an dem Tag extrem voll. Vielleicht war ich aber auch nur wahnsinnig gestresst und wurde klaustrophobisch. Wie dem auch sei – meine Freundinnen stürmten davon und ich war allein unter den Bestien.
Ich arbeitete mich an den lärmenden Sportskanonen und knutschenden Pärchen – öffentliche Liebesbekundungen sind so was von widerlich – vorbei zu den Schließfächern. Als ich nach ein paar Minuten endlich vor meinem Spind stand, der genau wie der Rest der potthässlichen Schule in Orange und Blau gestrichen war, gab ich hastig meine Zahlenkombination ein und riss die Tür auf. Hinter mir zog eine Gruppe Cheerleader den Gang entlang, die »Go, Panthers! Panthers! Panthers, go!« skandierte.
Ich holte meinen Mantel und meinen Rucksack heraus und wollte die Tür gerade wieder zumachen, als er aufkreuzte. Um ehrlich zu sein, hatte
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