Von wegen Liebe (German Edition)
oder war sie einfach nur scharf auf ihn?«
Ich verdrehte die Augen. »Mein Gott. Entscheidest du dich immer für das Naheliegendste? Hester ist viel komplizierter. Aber dafür fehlt dir wahrscheinlich die Vorstellungskraft.«
Wesley sah mich mit hochgezogenen Brauen an. »Wenn du dich für so schlau hältst, dann erzähl du mir doch, warum sie sich so verhält. Na los, klär mich auf.«
»Um sich abzulenken.«
Okay, das war vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber ich sah immer noch diesen verdammten braunen Umschlag vor mir. Dachte an nichts anderes als an meine egoistische Mutter. Fragte mich ununterbrochen, wie mein Vater drauf war, nachdem er sich zum ersten Mal seit achtzehn Jahren wieder betrunken hatte. Mein Verstand suchte verzweifelt nach etwas, egal was, das ihn von diesen quälenden Gedanken ablenkte. War es denn wirklich so absurd anzunehmen, dass es Hester genauso gegangen war? Sie war einsam, umgeben von heuchlerischen Puritanern und verheiratet mit einem extrem merkwürdigen Engländer, der nie da war.
»Sie wollte nur etwas, das sie von ihrem Scheißleben ablenkte«, murmelte ich. »Eine Art Fluchtmöglichkeit …«
»Wenn das der Fall ist, hat es nicht besonders gut funktioniert, wie das Ende beweist.«
Ich hörte ihm nicht wirklich zu, sondern dachte an einen noch nicht allzu lang zurückliegenden Abend, einen Abend, an dem ich eine Möglichkeit gefunden hatte, meinem Kummer zu entkommen. Ich erinnerte mich daran, wie meine Gedanken verstummt waren und mein Körper die Führung übernommen hatte. An die Glückseligkeit des Nichts. Und daran, wie fassungslos ich über das gewesen war, was ich getan hatte, dass ich selbst danach an fast nichts anderes denken konnte und meine restlichen Sorgen so gut wie nicht mehr existierten.
»… aber vielleicht ist deine Sichtweise ja gar nicht so verkehrt. Es ist jedenfalls ein völlig anderer Ansatz und Mrs Perkins steht auf Kreativität. Wir könnten damit eine Eins abstauben.« Wesley sah mich an und runzelte plötzlich besorgt die Stirn. »Alles okay mit dir, Duffy? Du siehst aus, als wärst du gerade ganz woanders.«
»Nenn mich nicht Duffy.«
»Na schön. Alles okay mit dir, Bian… ?«
Bevor er meinen Namen aussprechen konnte, beugte ich mich zu ihm und küsste ihn. Sofort breitete sich wieder diese geistige und emotionale Leere in mir aus, aber mein Körper reagierte heftiger als beim ersten Mal, und auch Wesleys Überraschung hielt nicht so lange an wie im Nest . Seine Hände waren innerhalb von Sekunden an mir. Meine Finger schoben sich in seine weichen Haare und Wesleys Zunge drang in meinen Mund ein und wurde zu einer neuen Waffe in unserem Gefecht.
Wieder übernahm mein Körper die alleinige Kontrolle. Noch die entferntesten Winkel meines Verstands wurden von absoluter Leere beherrscht, kein einziger unguter Gedanke quälte mich. Selbst die Musik aus Wesleys Anlage, irgendein Singer-Songwriter, den ich nicht kannte, wurde leiser und leiser, während mein Tastsinn immer intensiver wurde.
Ich nahm nur noch Wesleys Hände wahr, die meinen Oberkörper hinaufglitten und meine Brüste umschlossen. Es kostete mich einige Anstrengung, ihn von mir wegzuschieben. Er lehnte sich ein Stück zurück und sah mich mit großen Augen an. »Wehe, du knallst mir wieder eine.«
»Halt die Klappe.«
Ich hätte in dem Moment aufhören können. Ich hätte aufstehen und das Zimmer verlassen können. Hätte es bei diesem einen Kuss belassen können. Aber das tat ich nicht. Das Nichts in meinem Kopf, wenn ich ihn küsste, versetzte mich in einen derart euphorischen Zustand – es machte mich regelrecht high –, dass ich nicht bereit war, es so schnell wieder aufzugeben. Vielleicht hasste ich Wesley Rush, aber er war mein Rettungsanker, und in diesem Moment wollte ich ihn … brauchte ich ihn.
Ohne ein Wort zu verlieren, ohne zu zögern, zog ich mein T-Shirt über den Kopf und warf es auf den Boden. Wesley blieb keine Zeit, irgendetwas zu sagen, bevor ich ihm die Hände auf die Schultern legte und ihn aufs Bett drückte. Eine Sekunde später saß ich rittlings auf ihm und wir küssten uns wieder. Er öffnete meinen BH und warf ihn neben mein T-Shirt.
Ich hatte kein Problem damit. Ich war weder unsicher noch schüchtern. Ich meine, er wusste sowieso schon, dass ich eine DUFF war, es lastete also keinerlei Druck auf mir, ihn irgendwie beeindrucken zu müssen.
Ich knöpfte sein Hemd auf, während er die Spange aus meinen Haaren löste und mit den Fingern
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