Von wegen Liebe (German Edition)
meine kastanienbraunen Wellen auffächerte. Casey hatte recht gehabt. Wesley hatte einen tollen Körper. Staunend ließ ich die Hände über seine definierte Brust und die muskulösen Arme gleiten.
Seine Lippen arbeiteten sich an meinem Hals hinunter und verschafften mir eine kleine Atempause. Ich war ihm so nah, dass ich ganz von seinem Duft umschlossen war. Als sein Mund zu meiner Schulter weiterwanderte, gelang es plötzlich doch einem Gedanken, meinen Rausch zu durchdringen. Ich fragte mich, warum er mich – Duffy – nicht angewidert von sich stieß.
Bis mir wieder einfiel, dass Wesley nicht dafür bekannt war, Mädchen abzuweisen , und ich diejenige war, die angewidert hätte sein sollen.
Aber da lag sein Mund schon wieder auf meinem und der winzige, flüchtige Gedanke löste sich auf. Meinem Instinkt folgend biss ich sanft in Wesleys Unterlippe. Er stöhnte leise, zog mit den Fingerspitzen die Kurve meiner Taille nach, und ich erschauerte wohlig. Glückseligkeit. Pure, unverfälschte Glückseligkeit.
Nur einmal, als Wesley mich auf den Rücken drehte, dachte ich ernsthaft darüber nach, aufzuhören. Er sah auf mich hinunter, während er geschickt den Reißverschluss meiner Jeans aufzog. Für einen winzigen Moment meldete sich mein Verstand zurück, und ich fragte mich, ob das Ganze nicht zu weit ging. Ich dachte darüber nach, ihn wegzustoßen, die Sache hier und jetzt zu beenden. Aber wozu? Was konnte ich schon verlieren? Gewann ich nicht eher etwas? Wie würde es mir in einer Stunde damit gehen … oder noch früher?
Bevor ich irgendwelche Antworten darauf finden konnte, hatte Wesley mir Jeans und Slip ausgezogen. Dann holte er ein Kondom aus seiner Hosentasche (okay, wenn ich jetzt so darüber nachdenke – wer, bitte schön, trägt Kondome in seiner Hosentasche mit sich rum? Im Geldbeutel, meinetwegen, aber in der Hosentasche ? Ganz schön anmaßend, oder?), zog seine Hose ebenfalls aus, und auf einmal hatten wir Sex, und meine Gedanken verstummten wieder.
ACHT
Ich war erst vierzehn, als ich meine Unschuld an Jake Gaither verlor. Er war gerade achtzehn geworden, und ich wusste genau, dass er eigentlich zu alt für mich war. Aber als Neuntklässlerin, die gerade auf die Highschool gewechselt war, wünschte ich mir vor allem eins: einen Freund. Ich wollte gemocht werden und dazugehören und Jake war ein Zwölftklässler mit einem eigenen Wagen. Damals hielt ich das für das Nonplusultra.
In den drei Monaten, die wir zusammen waren, ist Jake nie wirklich mit mir ausgegangen. Ein- oder zweimal waren wir im Kino und hatten im Schutz der Dunkelheit rumgeknutscht, aber wir waren nie zusammen essen oder bowlen oder haben sonst irgendetwas zusammen unternommen. Die meiste Zeit versteckten wir uns, damit unsere Eltern und seine Schwester, die später eine meiner besten Freundinnen wurde, nichts von uns erfuhren. Ich fand diese ganze Heimlichtuerei damals spannend und sexy. Es hatte etwas von einer verbotenen Romanze – von Romeo und Julia , was ich in dem Schuljahr in Englisch gelesen hatte.
Wir schliefen mehrere Male miteinander, und obwohl ich den eigentlichen Sex nie wirklich genossen hatte, mochte ich die Nähe, die Verbindung, die dabei entstand. Wenn Jake mich so berührte, wusste ich, dass er mich liebte. Ich wusste, dass Sex etwas Schönes und Leidenschaftliches war und dass es richtig war, wenn ich es mit ihm machte.
Mit Wesley Rush zu schlafen war etwas völlig anderes. Körperlich genoss ich es zwar sehr viel mehr, aber es fehlten die Nähe und die Liebe. Als es vorbei war, fühlte ich mich schmutzig. Gleichzeitig aber auch unglaublich gut. Lebendig. Frei. Wild. Mein Kopf war vollkommen klar, als hätte jemand den Reset-Knopf gedrückt. Ich wusste, das Hochgefühl würde nicht für immer anhalten, trotzdem überwog das Glück, einen Moment lang alle meine Sorgen vergessen zu haben.
»Wow«, sagte Wesley danach. Wir lagen mit ungefähr einem Meter Abstand zwischen uns in seinem Bett. »Damit habe ich definitiv nicht gerechnet.«
Gott. Wenn er den Mund aufmachte, ruinierte er wirklich alles. Gereizt und immer noch mit den emotionalen Nachwirkungen kämpfend, zog ich spöttisch die Augenbrauen hoch. »Was? Schämst du dich etwa, dass du eine DUFF flachgelegt hast?«
»Überhaupt nicht.« Ich war überrascht, wie ernst und aufrichtig er klang. »Ich schäme mich für niemanden, mit dem ich schlafe. Sex ist ein natürlicher, physischer Vorgang. Er passiert immer aus einem bestimmten Grund. Und
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