Von wegen Liebe (German Edition)
ich finde, jede sollte in den Genuss kommen können, mit mir das Bett zu teilen.« Er sah nicht, wie ich die Augen verdrehte, als er fortfuhr: »Nein, ich meinte nur, dass ich ziemlich verblüfft bin. Ich hatte schon ernsthaft angefangen zu glauben, dass du mich hasst.«
»Ich hasse dich«, versicherte ich ihm, warf die Decke von mir und fing an, meine Sachen einzusammeln.
»So sehr kannst du mich nicht hassen.« Wesley drehte sich auf die Seite, stützte sich auf den Ellbogen und schaute zu, wie ich mich anzog. »Schließlich hast du dich mir förmlich an den Hals geworfen. Hass drückt man normalerweise anders aus.«
Ich streifte mir mein T-Shirt über. »Glaub mir, Wesley. Ich hasse dich. Ich habe dich nur benutzt. So wie du sonst alle benutzt, also hast du bestimmt Verständnis dafür.« Ich zog den Reißverschluss meiner Jeans zu und griff nach meiner Haarspange, die auf dem Nachttisch lag. »Es hat Spaß gemacht, aber wenn du irgendjemandem davon erzählst, dann kastriere ich dich. Verstanden?«
»Warum?«, fragte er. »Dein Ruf kann sich nur verbessern, wenn sich herumspricht, dass du mit mir geschlafen hast.«
»Möglich«, sagte ich. »Aber ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich meinen Ruf verbessern sollte, vor allem nicht auf diese Art. Also – hältst du die Klappe oder muss ich mich sofort auf die Suche nach einem scharfen Gegenstand machen?«
»Ein Gentleman genießt und schweigt«, sagte er.
»Du bist kein Gentleman.« Ich steckte meine Haare mit der Spange hoch. »Genau das macht mir Sorgen.« Ich warf einen Blick in den großen Spiegel neben der Tür. Als ich sicher war, dass ich halbwegs normal – nicht schuldbewusst – aussah, drehte ich mich wieder zu Wesley um. »Na los, zieh dich an. Wir müssen endlich diesen blöden Aufsatz schreiben.«
• • •
Um kurz nach sieben waren Wesley und ich damit fertig. Oder zumindest mit dem Entwurf. Ich ließ ihn versprechen, mir die Datei später zu mailen, damit ich sie noch einmal überarbeiten konnte.
»Keine Sorge, ich vergesse es schon nicht. Wo bleibt dein Vertrauen?«, fragte er mit hochgezogener Braue, als ich unten meine Schuhe anzog.
»Was dich angeht, vertraue ich auf gar nichts«, sagte ich.
»Oh, in einem Punkt solltest du mir seit heute schon vertrauen – dass ich dich zum Orgasmus bringen kann.« Er setzte das Grinsen auf, das ich so hasste. »Also, war das eine einmalige Sache oder werde ich dich wiedersehen?«
Ich wollte schon empört Luft holen und ihm sagen, dass er völlig übergeschnappt war, wenn er sich einbildete, dass ich noch mal mit ihm ins Bett gehen würde, als mir einfiel, was mich gleich zu Hause erwartete. Der braune Umschlag würde wahrscheinlich immer noch auf dem Küchentisch liegen.
»Bianca?«, sagte Wesley. Ein Schauer durchrieselte mich, als er mich an der Schulter berührte. »Alles in Ordnung mit dir?«
Ich schüttelte seine Hand ab und öffnete die Eingangstür. Als ich schon mit einem Fuß draußen stand, drehte ich mich noch einmal zu ihm um und sagte zögernd: »Wir werden sehen.« Dann rannte ich die Stufen hinunter.
»Bianca, warte.«
Ich zog meine Jacke enger um mich, um den kalten Wind abzuhalten, und schloss gerade die Tür meines Saturn auf, als er auch schon hinter mir stand. Zum Glück berührte er mich dieses Mal nicht.
»Was?«, sagte ich, während ich einstieg. »Ich muss nach Hause.«
Nach Hause – der letzte Ort, an den ich wollte.
Es war bereits dunkel, aber Wesleys graue Augen leuchteten im Schein der Straßenlaternen. Sie hatten exakt die Farbe des Himmels vor einem Gewitter. Er ging vor meiner Tür in die Hocke, um auf Augenhöhe mit mir zu sein. Die Art, wie er mich dann ansah, löste ein ziemlich unbehagliches Gefühl in mir aus. »Du hast die andere Frage nicht beantwortet.«
»Welche andere Frage?«
»Ob alles in Ordnung ist mit dir?«
Ich schaute ihn eine Weile stirnrunzelnd an, weil ich dachte, dass er bloß versuchte, mir auf die Nerven zu gehen. Aber irgendetwas in seinen Augen ließ mich zögern. »Das spielt keine Rolle«, flüsterte ich schließlich und ließ den Wagen an. Er richtete sich auf und trat ein paar Schritte zurück, als ich den Arm ausstreckte, um die Wagentür zuzuziehen. »Bis dann, Wesley.«
Und weg war ich.
• • •
Als ich nach Hause kam, war Dad immer noch in seinem Zimmer. Ich beseitigte die letzten Reste des Chaos, machte dabei jedoch einen großen Bogen um die Küche und stieg anschließend unter die Dusche. Das heiße Wasser
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