Von wegen Liebe (German Edition)
Grinsen sah, wusste ich, dass diese ganze Sache – egal was ich mir einredete – falsch war. Widerlich. Krank. Ungesund.
Und absolut berauschend.
ELF
Ich versuchte, vor dem großen Spiegel meine vom Sex zerzausten Haare in Ordnung zu bringen, während Wesley sich hinter mir anzog. Nie hätte ich gedacht, mich jemals in so einer Situation wiederzufinden.
»Ich habe nicht das geringste Problem damit, benutzt zu werden«, sagte er und streifte sich sein enges schwarzes T-Shirt über den Kopf. Auch der Zustand seiner Haare ließ keinen Zweifel daran, warum sie so aussahen. »Aber ich würde schon gern wissen, wofür ich benutzt werde.«
»Ablenkung.«
»So viel hab ich bereits verstanden.« Die Matratze gab ein leises Ächzen von sich, als er sich rücklings darauf fallen ließ und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. » Wovon soll ich dich ablenken? Vielleicht würde ich meinen Job ja noch besser machen, wenn ich es wüsste.«
»Keine Sorge, den erledigst du schon zu meiner vollsten Zufriedenheit.« Ich gab den Versuch auf, meine zerwühlten Wellen zu bändigen, und drehte mich seufzend zu Wesley um. Überrascht stellte ich fest, dass er meinen Blick mit echtem Interesse erwiderte. »Willst du es wirklich wissen?«
»Klar.« Er setzte sich auf und klopfte neben sich. »Es steckt mehr in diesem umwerfenden Körper als ein Ehrfurcht einflößendes Sixpack. Ich habe außerdem zwei Ohren, die zufällig ganz hervorragend funktionieren.«
Ich verdrehte die Augen, setzte mich neben ihn und schlang die Arme um die Knie. »Okay …« Ich holte tief Luft. »Ich habe heute Morgen erfahren, dass mein Exfreund für eine Woche in der Stadt ist. Es ist zwar total dämlich, aber ich habe Panik bekommen. Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben … na ja … wir sind ziemlich unschön auseinandergegangen. Deswegen habe ich dich in der Schule in die Besenkammer gezerrt.«
»Was ist passiert?«
»Du warst doch dabei. Lass mich das jetzt nicht noch mal durchleben.«
»Ich meinte mit deinem Exfreund«, sagte Wesley. »Es interessiert mich wirklich. Was ist so schlimm gewesen, dass es jemand so Hasserfüllten wie dich in meine muskulösen Arme getrieben hat? Oder ist er derjenige gewesen, der diese Eisschicht um dein Herz gelegt hat?« Seine Worte hatten einen scherzenden Unterton, aber sein Lächeln wirkte aufrichtig und hatte nichts von dem überheblichen Grinsen, das er aufsetzte, wenn er sich für besonders clever hielt.
»Wir sind zusammengekommen, als ich in der Neunten war«, begann ich zögernd. »Er war in der Zwölften, und weil ich wusste, dass meine Eltern mir niemals erlaubt hätten, mich mit einem so viel älteren Jungen zu treffen, haben wir die Sache vor allen geheim gehalten. Er hat mich weder seinen Freunden vorgestellt, noch ist er mit mir ausgegangen oder hat in der Schule mit mir geredet, und ich dachte, er würde das nur machen, um mich und unsere Beziehung zu schützen … Aber damit lag ich völlig falsch.«
Mein Haut fing unter Wesleys aufmerksamem Blick an zu kribbeln. Herrgott, das ging mir wirklich auf die Nerven. Wahrscheinlich hatte er Mitleid mit der armen Duffy. Meine Schultern verspannten sich, und ich hielt den Blick starr auf meine Füße gerichtet, weil ich nicht sehen wollte, wie er auf meine Geschichte reagierte. Außer mit Casey hatte ich noch nie mit jemandem darüber gesprochen.
»Dann hab ich ihn ein paarmal mit so einem Mädchen in der Schule gesehen«, fuhr ich fort. »Jedes Mal, wenn ich ihn auf sie ansprach, wiegelte er ab und sagte, sie wären nur Freunde und ich solle mir keine Sorgen machen. Ich habe ihm geglaubt. Ich meine, er hat mir gesagt, er würde mich lieben. Ich hatte allen Grund, ihm zu glauben, oder?«
Wesley antwortete nicht.
»Dann fand sie es heraus. Das Mädchen, mit dem ich ihn gesehen hatte, fing mich eines Tages auf dem Flur ab und verlangte, ich solle aufhören, mit ihrem Freund ins Bett zu gehen. Ich hielt das Ganze für ein Missverständnis und hab ihn gefragt …«
»Aber es war kein Missverständnis«, tippte Wesley.
»Richtig. Ihr Name war Tiffany und die beiden waren schon seit der siebten Klasse zusammen. Ich war sozusagen die Geliebte.«
Zögernd hob ich den Blick und sah, wie Wesley das Gesicht verzog. »Was für ein Arschloch.«
»Sagst ausgerechnet du. Du hast doch selbst ständig etwas mit einer anderen.«
»Stimmt«, gab er zu. »Aber ich mache keine falschen Versprechungen. Er hat dir gesagt, dass er dich liebt. Er ist verbindlich
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