Von wegen Liebe (German Edition)
würde ihr helfen, die negative Energie zu kanalisieren – was immer das heißen soll. Also? Ist es das, was dir hilft? Sport?«
»Ähm … so könnte man es nennen.«
Verdammt. Meine Wangen brannten wie Feuer. Ich drehte mich von Casey weg und musterte interessiert die Härchen auf meinem Unterarm.
»Cardio-Training?«
»Mmm-hmm.«
Aber wie durch ein Wunder schien sie nicht zu merken, dass ich knallrot angelaufen war.
»Cool. Hey, vielleicht sollten wir mal zusammen trainieren. Die Hose hier hab ich mir eine Nummer größer als sonst kaufen müssen. Zu zweit macht es bestimmt mehr Spaß.«
»Du hast doch schon genug mit deinem Cheerleadertraining zu tun.« Bevor sie widersprechen oder meine scharlachroten Wangen doch noch bemerken konnte, sprang ich auf, sagte: »Ich gehe mir noch schnell die Zähne putzen und dann kann’s losgehen, okay?« und flüchtete aus dem Zimmer.
Als ich ein paar Minuten später wiederkam, war ich gezwungen, noch mal zu lügen.
»Hast du Lust, heute bei mir zu übernachten?«, fragte Casey, während sie vor dem Spiegel ihre Haare zurechtzupfte. »Mom geht auf den Junggesellinnenabschied von einer Arbeitskollegin, wir hätten also sturmfreie Bude und könnten uns den Rest der Nacht mit James-McAvoy-Filmen um die Ohren schlagen. Jess wird zwar total traurig sein, dass sie nicht dabei sein kann, aber …«
»Heute geht nicht, Casey.«
»Warum denn nicht?« Sie klang enttäuscht.
Weil ich gegen elf noch zu Wesley wollte, aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen. Ihr einfach so ins Gesicht lügen konnte ich allerdings auch nicht, zumal sie mich sofort durchschaut hätte. Also tat ich, worin ich in letzter Zeit immer besser wurde. Ich verschwieg einen Teil der Wahrheit.
»Ich hab noch was vor.«
»Nach unserem Abend im Nest ?«
»Ja, tut mir leid.«
Casey wandte sich vom Spiegel ab und sah mich eine Weile schweigend an. »Du hast in letzter Zeit öfter noch was vor und machst kaum noch was mit mir.«
»Und was ist mit heute Abend? Ich gehe mit dir ins Nest , oder?«, gab ich zurück.
»Ja, schon, aber … ach, keine Ahnung.« Sie überprüfte ein letztes Mal ihr Spiegelbild und zuckte dann mit den Achseln. »Ist auch egal. Lass uns gehen.«
Gott, ich hasste es, Casey anzulügen. Vor allem weil sie genau wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber ich würde weiterhin alles dafür tun, um meine Affäre mit Wesley geheim zu halten.
Der nahm die ganze Sache natürlich völlig gelassen. In der Schule behandelten wir uns mit derselben ironischen Gleichgültigkeit wie immer. Ich beschimpfte ihn, warf ihm böse Blicke zu und kommentierte seine Aufreißerallüren mit gehässigen Sprüchen. Niemand hätte auch nur geahnt, was wir hinter verschlossenen Türen taten. Niemand wusste, dass ich die Minuten zählte, bis ich wieder bei ihm war.
Niemand außer Barkeeper Joe.
»Du magst ihn«, neckte er mich, als Wesley sich nach einer verbalen Attacke von mir mit einer kichernden Tussi auf die Tanzfläche verzog. »Und ich glaube, er mag dich auch. Da läuft was zwischen euch.«
»Du spinnst«, sagte ich und nippte an meiner Cherry Coke.
»Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, Bianca, und ich sage es dir noch mal: Du bist eine miserable Lügnerin.«
»Ich würde diesen Vollidioten noch nicht mal mit der Kneifzange anfassen!« Lag in meiner Stimme genügend Abscheu? »Hältst du mich wirklich für so dämlich, Joe? Er ist ein aufgeblasener Scheißkerl, der sein Gehirn zwischen den Beinen trägt. Die meiste Zeit würde ich ihm am liebsten seine gierigen Augen auskratzen. Wie soll ich ihn da mögen? Er ist ein verdammtes Arschloch.«
»Und Mädchen lieben Arschlöcher. Deswegen bin ich Single. Ich bin einfach zu nett.«
»Oder zu behaart.« Ich trank den letzten Schluck Cherry Coke aus und schob ihm mein Glas hin. »Rasier dir deinen Mosesbart ab, dann hast du vielleicht bessere Chancen. Frauen stehen nämlich nicht drauf, einen Flokati zu küssen.«
»Du versuchst nur, das Thema zu wechseln«, antwortete Joe. »Was beweist, dass zwischen dir und dem Arschloch was läuft.«
»Halt die Klappe, Joe. Halt einfach die Klappe.«
»Also hab ich recht?«
»Nein«, sagte ich. »Du gehst mir nur gewaltig auf die Nerven.«
Okay, das Nest war für mich Sperrzone für die nächsten Wochen … oder besser noch für immer .
ZWÖLF
»Du bist dran, Duffy.« Wesley stützte sich mit einem triumphierenden Grinsen auf seinen Queue.
»Noch hast du nicht gewonnen«, brummte ich.
»Aber
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