Von wegen Liebe (German Edition)
fast.«
Ich ignorierte ihn und versuchte, mich auf meine beiden Kugeln zu konzentrieren, die noch auf dem Billardtisch lagen. Wären wir doch nur wie immer schnurstracks in sein Zimmer gegangen. Stattdessen hatte ich mich dazu hinreißen lassen, ihn zu einem Spiel herauszufordern, nachdem er erwähnt hatte, dass es einen Billardtisch im Haus gab und er ein begnadeter Spieler sei. Ich hatte ihn haushoch schlagen wollen, sodass ihm sein überhebliches Grinsen verging.
Nur leider schlug er gerade mich haushoch. Dabei konnte ich eigentlich ziemlich gut Billard spielen, aber er hatte ausnahmsweise mal nicht übertrieben und war um einiges besser als ich.
»Bleib genau so«, raunte er plötzlich in mein Ohr, legte die Hände auf meine Hüften und spielte mit dem Saum meines Shirts. »Konzentrier dich, Duffy. Bist du konzentriert?«
Der verdammte Mistkerl wollte mich ablenken und hatte auch noch Erfolg damit.
Ich atmete tief ein, stieß die weiße Kugel an und versuchte, ihm dabei das Ende meines Queues in den Magen zu rammen. Aber natürlich wich er geschickt aus, und ich erreichte mit dieser Aktion lediglich, dass die weiße Kugel genau in die entgegengesetzte Richtung rollte als geplant, nämlich in eine der Taschen.
»Punkt für mich«, verkündete Wesley.
»Schiebung!« Ich wirbelte zu ihm herum. »Der Stoß zählt eigentlich nicht!«
»Und ob.« Er nahm die weiße Kugel aus dem Loch und legte sie behutsam ans Ende des Tischs. »In der Liebe und im Billard ist alles erlaubt.«
»Krieg, nicht Billard«, korrigierte ich ihn.
»Ist das Gleiche.« Konzentriert visierte er mit seinem Queue die weiße Kugel an, bevor er sie anstieß, und lochte eine halbe Sekunde später die schwarze souverän ein. Der Siegesstoß.
»Arschloch«, zischte ich.
»Sei kein schlechter Verlierer«, sagte er und lehnte seinen Queue an die Wand. »Was hast du denn erwartet? Ich bin eben ein Allroundgenie.« Er grinste. »Aber hey, so hat Gott mich nun mal geschaffen, und dafür kann ich ja wohl nichts, oder?«
»Du bist ein mieser Betrüger.« Ich warf ihm meinen Queue vor die Füße. »Schlechte Gewinner sind viel schlimmer als schlechte Verlierer. Und du hast nur gewonnen, weil du mich durcheinandergebracht hast! Du hast deine verfluchten Hände nicht bei dir behalten können, deswegen konnte ich auch keine anständige Kugel spielen! Das ist total schäbig. Und außerdem …«
Ohne Vorwarnung hob Wesley mich auf den Billardtisch, hielt meine Hände hinter meinem Rücken fest und beugte sich über mich, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war.
»Auf dem Billardtisch?« Ich sah ihn fassungslos an.
»Ich kann einfach nicht widerstehen«, sagte er. »Du bist nämlich ziemlich sexy, wenn du sauer auf mich bist, Duffy.«
Zuerst war ich sprachlos angesichts der Ironie, die in seinen Worten lag. Ich meine, er benutzte »sexy« und »Duffy« – das Synonym für unattraktiv und fett – im selben Satz. Das war fast zum Lachen. Fast.
Womit er mich aber kriegte, war, dass noch niemand, nicht einmal Jake Gaither, mich jemals sexy genannt hatte. Wesley war der Erste. Und wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich attraktiv, wenn ich mit ihm zusammen war. Die Art, wie er mich berührte. Mich küsste. Ich spürte, dass er mich wollte. Auch wenn mir natürlich klar war, dass er so ziemlich jedes Mädchen wollte. Aber trotzdem. Es war ein Gefühl, das ich schon sehr lange … nein, das ich noch nie erlebt hatte. Es war aufregend und tat mir unendlich gut.
Allerdings war Wesley nicht nur der Erste, der sagte, ich sei sexy, sondern auch der Erste, der mich DUFF nannte. Das Wort setzte mir jetzt schon seit Wochen zu. Es verfolgte mich. Es verletzte mich. Und das war seine Schuld.
Wie konnte er mich sexy finden und gleichzeitig Duffy nennen?
Bessere Frage: Warum zerbrach ich mir den Kopf darüber?
Bevor ich mir irgendwelche Antworten darauf zusammenbasteln konnte, begann er, mich zu küssen und auszuziehen. Ich hörte schlagartig auf zu denken.
Jedenfalls für den Moment.
• • •
»Go, Panthers!«, feuerten Casey und ihr Tussi-Team die Basketballmannschaft der Hamilton High an und schlugen dann entlang der Seitenlinie Räder.
Neben mir stand Jess, die blau-orange Billig-Pompoms hin und her schwenkte und vor Aufregung förmlich glühte. Jake und Tiffany hatten eine Verabredung mit Tiffanys Eltern zum Abendessen, sodass wir uns mal wieder für ein paar Stunden sehen konnten … auch wenn wir diese paar Stunden auf
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