Von wegen Liebe (German Edition)
abgrundtief schäme. Ich dachte ernsthaft darüber nach, die Neuntklässlerin unter unsere Fittiche zu nehmen, um vielleicht, nur vielleicht, nicht mehr die DUFF in unserer Clique zu sein.
Ich hörte Wesleys Stimme in meinem Kopf. »Die meisten Mädchen würden alles dafür tun, keine DUFF zu sein.« Und ich hatte darauf geantwortet, dass ich nicht wie die meisten Mädchen sei. Aber vielleicht war ich es ja doch? War ich möglicherweise keinen Deut besser als diese Cheerleader, die Jess damals so mies behandelt hatten, oder die drei hübschen Zicken auf der Bank unter uns?
Bevor ich mich jedoch dazu entschließen konnte, der kleinen Neuntklässlerin zu helfen – sei es nun aus den falschen oder den richtigen Beweggründen –, ertönte der Buzzer. Die Menge um uns herum sprang jubelnd und lachend auf und verstellte mir die Sicht auf die schmale dunkelhaarige Gestalt. Sie war weg, genau wie meine Gelegenheit, sie zu retten oder sie zu benutzen oder was auch immer ich getan hätte.
Das Spiel war vorbei.
Die Panthers hatten gewonnen.
Und ich war immer noch eine DUFF .
DREIZEHN
Der Valentinstag könnte genauso gut Anti- DUFF -Tag heißen. Ich meine, welcher andere Tag kann dem Selbstwertgefühl eines Mädchens mehr zusetzen? Nicht dass es eine Rolle spielte. Ich hatte den Valentinstag schon gehasst, bevor ich mir meiner Stellung als DUFF bewusst geworden war. Ehrlich gesagt verstand ich nicht, warum es diesen Tag überhaupt gab. Die einsamen Herzen machte er nur noch einsamer und zu leichter Beute für Typen auf der Suche nach schnellem Sex und der Rest gab sinnlos Unsummen für Blumen und Schokolade aus. Die echten Gewinner waren eigentlich nur die Floristen und die Süßwarenindustrie.
»Das ist mein absoluter Lieblingstag!« Jess tänzelte auf dem Weg zu Spanisch strahlend neben mir her. Es war das erste Mal, dass ich sie mal wieder völlig unbeschwert erlebte, seit Jake vor zwei Tagen abgereist war. »Das ganze Rosa und Rot! Und die Blumen und Süßigkeiten! Ist das nicht toll, B?«
»Sicher.«
Seit dem Basketballspiel war knapp eine Woche vergangen und keine von uns hatte mehr ein Wort über die Neuntklässlerin verloren. Ich fragte mich, ob Jess die Sache schon wieder vergessen hatte. Wenn ja, konnte sie sich glücklich schätzen. Mir spukte das Mädchen und das, was wir gemeinsam hatten – den Status als DUFF –, immer noch im Kopf herum.
Aber ich würde ganz bestimmt nicht anfangen, darüber zu reden. Weder mit Jess noch mit sonst jemandem.
»Ich wünschte, Harrison hätte mir etwas zum Valentinstag geschenkt«, seufzte sie. »Das wäre so schön gewesen, aber man kann nicht alles haben, oder?«
»Tja, wem sagst du das.«
»Ich glaube, das ist das erste Mal, dass wir alle drei an einem Valentinstag Single sind«, plapperte Jess weiter. »Letztes Jahr war ich mit Terence zusammen und das Jahr davor war Casey mit Zack zusammen. Wieso nutzen wir den Tag nicht, um unsere Freundschaft zu feiern? Es ist unser letzter Valentinstag, bevor wir aufs College gehen, und wir haben schon eine Weile nichts mehr zusammen unternommen. Was meinst du? Bei mir heute Abend? Mit allem Drum und Dran?«
»Klingt gut.«
Jess drückte mich an sich. »Alles Liebe zum Valentinstag, B!«
»Dir auch, Jess.« Ich musste lächeln. Es war echt schwer, an seinem Welthass festzuhalten, wenn Jess einen so fröhlich anstrahlte.
Als wir den Klassenraum betraten, kam sofort unsere Spanischlehrerin auf mich zu. »Bianca!«, rief sie. »Gerade habe ich eine Mail von einer der Sekretärinnen bekommen mit der Bitte, ein oder zwei Schüler für die Verteilung der Blumen und Päckchen abzustellen, die zum Valentinstag geschickt wurden. Es wäre schön, wenn Sie das übernehmen könnten, weil ich mir bei Ihnen keine Sorgen machen muss, dass Sie den verpassten Unterrichtsstoff nicht locker wieder aufholen.«
»Ähm … okay.«
»Wow, was für ein Riesenspaß!«, freute sich Jess und klatschte in die Hände. »Du darfst Liebesgöttin spielen und die ganzen Valentinstagsgrüße überbringen.«
Genau. Was für ein Riesenspaß.
»Tja dann, bis später«, verabschiedete ich mich seufzend und kehrte auf den Gang zurück, wo ich mich gegen den Strom der Händchen haltenden, sich zublinzelnden, knutschenden und sich kleine Geschenke überreichenden Pärchen zum Sekretariat durchkämpfen musste. »Ekelhaft«, murmelte ich.
Ungefähr auf der Hälfte des Wegs schloss sich plötzlich eine kräftige Hand um meinen Oberarm. »Hallo,
Weitere Kostenlose Bücher