Von wegen Liebe (German Edition)
Duffy.«
»Was willst du?«
Wesley sah mich grinsend an, als ich mich zu ihm umdrehte. »Ich wollte dir nur sagen, dass es heute Abend vielleicht ein bisschen knapp werden könnte, falls du vorhattest, bei mir vorbeizukommen. Du weißt schon, am Tag der Liebe ist mein Terminkalender besonders voll.«
Er klang wie ein professioneller Callboy.
»Aber wenn du mich unbedingt sehen willst – so gegen elf müsste ich eigentlich wieder Zeit haben.«
»Ich glaube, dass ich auch mal einen Abend ohne dich überleben kann, Wesley«, sagte ich. »Wenn nicht sogar für immer.«
»Klar kannst du das.« Er ließ meinen Arm los und zwinkerte mir zu. »Bis heute Abend, Duffy.« Dann wurde er von der Herde von Schülern, die auf den letzten Drücker in ihre Kurse eilten, mitgerissen und war weg.
»Scheißkerl«, knurrte ich leise vor mich hin. »Gott, wie ich ihn hasse.«
Ein paar Minuten später stand ich im Sekretariat und wurde von einer erleichtert lächelnden Sekretärin in Empfang genommen. »Hat Mrs Romali Sie geschickt? Oh, Gott sei Dank! Hier entlang, bitte. Die Geschenke stehen da drüben.« Sie führte mich in einen Nebenraum und zeigte auf einen Klapptisch mit kotzgrüner Oberfläche. »Viel Spaß damit!«
»Wohl kaum.«
Der Tisch bog sich unter Blumensträußen, herzförmigen Päckchen und Grußkärtchen. Mindestens fünfzig rote und rosafarbene Sendungen warteten darauf, verteilt zu werden, und mir fiel das Privileg zu, die Überbringerin dieser ganzen Glückseligkeit zu sein.
Ich dachte gerade darüber nach, womit ich am besten anfangen sollte, als ich hinter mir Schritte hörte. Weil ich davon ausging, dass die Sekretärin noch einmal zurückgekommen war, fragte ich, ohne mich umzudrehen: »Haben Sie vielleicht eine Klassenliste, damit ich weiß, wohin ich die Geschenke bringen soll?«
»Ja, habe ich«, antwortete eine Stimme, die definitiv nicht der Sekretärin gehörte.
Erschrocken drehte ich mich um. Die Stimme war mir ziemlich vertraut, obwohl sie noch nie – kein einziges Mal – das Wort direkt an mich gerichtet hatte.
Toby Tucker hob lächelnd die Hand. »Hi.«
»Oh. Ich dachte, du wärst jemand anderes.«
»Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er. »Dich hat man also auch dazu verdonnert, was?«
»Ähm, ja.« Ich war erleichtert, dass meine Stimmbänder noch funktionierten.
Toby trug wie immer ein Jackett und seinen süßen, einzigartigen, von außergewöhnlicher Intelligenz zeugenden blonden Topfschnitt. Er vereinigte alles, was ich mir von einem Jungen wünschte. Hätte ich an so etwas Albernes wie Fügung geglaubt, hätte ich es für Schicksal gehalten, dass wir uns ausgerechnet am Valentinstag das erste Mal außerhalb des Politikkurses begegneten.
»Hier ist die Klassenliste«, sagte er und reichte mir einen grünen Hefter. »Am besten, wir legen sofort los. Sieht nach einer Menge Arbeit aus.« Er musterte den Geschenkeberg durch seine ovalen Brillengläser. »Ich glaube, ich habe noch nie so viel Rosa auf einem Haufen gesehen.«
»Ich schon. Im Zimmer meiner besten Freundin.«
Toby lächelte, nahm einen Strauß rosa und weiße Rosen und warf einen Blick auf das Kärtchen, das daran befestigt war. »Ich glaube, am effektivsten ist es, wenn wir die Sachen nach Klassen vorsortieren, bevor wir sie ausliefern.«
»Gute Idee«, sagte ich. »Nach Klassen vorsortieren. Okay.«
Mir war mehr als klar, wie unfassbar dämlich sich meine hirnlosen Antworten anhörten, aber ich konnte nichts dagegen tun. Tja, meine Stimmbänder funktionierten zwar, aber offensichtlich konnte ich sie in Tobys Gegenwart nicht vernünftig einsetzen. Was vermutlich auch kein Wunder war. Herrgott. Ich schwärmte seit drei Jahren für Toby. Zu sagen, dass er mich nervös machte, wäre eine massive Untertreibung gewesen.
Zum Glück schien er nichts davon zu bemerken. Während wir die Geschenke ordneten, fing er sogar an, mit mir zu plaudern. Ein Valentinstag-Wunder! Na ja, Wunder war vielleicht ein bisschen zu viel gesagt – von einem Wunder hätte man sprechen können, wenn er mich an Ort und Stelle in seine Arme gerissen und leidenschaftlich geküsst hätte. Also handelte es sich vielleicht eher um eine Valentinstag-Überraschung. Jedenfalls schaffte ich es irgendwann, wieder in vollständigen und einigermaßen zusammenhängenden Sätzen zu sprechen. Gott sei Dank.
»Wow, das hier ist alles für Vikki McPhee«, staunte er und legte eine Pralinenschachtel auf einen stetig wachsenden Berg. »Also den
Weitere Kostenlose Bücher