Von wegen Liebe (German Edition)
Wochenende nach Hause, um mit mir und Amy zu sprechen. Ohne dich hätte ich das nie geschafft.
Ich denke mehr an dich, als jeder Typ, der auch nur ein bisschen Selbstachtung hat, zugeben würde, und ich bin rasend eifersüchtig auf Tucker – etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es einmal sagen würde. Du hast mich geknackt. Ich kann nicht einfach so weitermachen wie vorher. Kein anderes Mädchen hat mich jemals so in ihren Bann gezogen wie du. Niemandem sonst würde es gelingen, dass ich mich freiwillig lächerlich mache und schnulzige Briefe wie diesen schreibe.
Nur du.
Aber ich weiß, dass ich mit dem, was ich über dich gesagt habe, auch recht habe. Ich weiß, dass du dich in mich verliebt hast, auch wenn du mit Tucker zusammen bist. Du kannst dir selbst etwas vormachen, aber irgendwann wird die Realität dich einholen. Bis dahin warte ich … ob es dir gefällt oder nicht.
Wesley
PS: Ich weiß, dass du gerade die Augen verdrehst, aber es ist mir egal. In Wirklichkeit ist es nämlich immer nur eine versteckte Anmache gewesen.
Ich starrte ziemlich lange auf den Brief hinunter und verstand allmählich, wofür Amy sich bei mir bedankt hatte. Wesley versuchte, einiges wieder in Ordnung zu bringen … wegen mir. Wegen dem, was ich gesagt hatte. Ich hatte es tatsächlich geschafft, hinter seine Fassade zu gelangen. Ich war regelrecht schockiert darüber.
Es dauerte einen Moment, bis auch alles andere bei mir angekommen war. Worte wie »verliebt« und »die Einzige« sprangen mir entgegen. Es war mein erster Liebesbrief – nicht dass ich jemals einen gewollt hätte, aber trotzdem – und er war noch nicht einmal von meinem Freund. Der Falsche hatte ihn mir geschrieben. Der Falsche wollte mich. Wesley war der Falsche.
Oder war er genau der Richtige?
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich zusammenfuhr, als das Telefon klingelte, und dann praktisch um den Küchentisch herumhechtete, um dranzugehen. »Hallo?«
»Hi, Bianca«, sagte Toby.
Mein Herz klopfte schneller, aber nicht vor Freude, sondern vor schlechtem Gewissen. Wesleys Brief brannte sich förmlich in meine rechte Hand, aber ich schaffte es, normal zu klingen, als ich »Hey, Toby. Bist du unterwegs zu mir?« sagte.
»Nein«, seufzte er. »Ich muss für meinen Dad Besorgungen machen und kann deswegen heute Nachmittag nicht kommen. Tut mir echt leid.«
»Ist schon okay.« Ich hätte nicht erleichtert sein dürfen, aber ich war es. Wenn Toby gekommen wäre, hätte ich die Blumen verstecken, mich total verstellen und lügen müssen, und es ist ja allgemein bekannt, was für eine miserable Lügnerin ich bin. »Mach dir keine Sorgen.«
»Danke, dass du so verständnisvoll bist. Aber ich hatte mich total auf dich gefreut. In der Schule sehen wir uns immer nur so kurz.« Er zögerte. »Hast du morgen Abend schon was vor?«
»Nein.«
»Hast du dann vielleicht Lust, mit mir auszugehen? Im Nest spielt eine Band, und ich dachte, wir könnten sie uns ansehen. Natürlich gern auch mit Casey und Jess. Was meinst du?«
»Klingt super.« Solche kleinen Lügen gingen mir ganz locker über die Lippen. Ich hasste Livemusik, und ich hasste das Nest , aber das Gegenteil zu heucheln machte Toby glücklich. Außerdem würde Casey begeistert sein, dass er gefragt hatte, ob sie und Jess auch mitkommen wollten. Also warum nicht? Notlügen bekam ich hin, aber für die echten hatte ich einfach kein Talent.
»Cool«, sagte Toby. »Ich hole dich um acht ab.«
»Okay, bis morgen, Toby.«
»Bis morgen, Bianca.«
Ich legte auf, blieb aber wie festgewachsen stehen. Immer noch hielt ich den Brief in der Hand und ertappte mich jetzt dabei, wie ich auf die lockenden Worte hinunterstarrte. Warum konnte es nicht einfacher sein? Warum musste Wesley mich alles infrage stellen lassen? Mit jedem Satz, den ich las, hatte ich das Gefühl, Toby zu betrügen.
Aber jetzt wusste ich, dass ich jedes Mal, wenn ich Toby küsste, Wesley verletzte.
Ich stieß einen verzweifelten Schrei aus, knüllte den Brief zu einem kleinen Ball zusammen und warf ihn quer durch die Küche. Er prallte von der mit Blümchentapete tapezierten Wand ab und landete auf dem Boden.
Ich ließ mich auf die Knie sinken, vergrub das Gesicht in den Händen und brach in Tränen aus. Ich weinte, weil ich frustriert und verwirrt war, aber vor allem weinte ich um mich selbst, weil ich in so einer vertrackten Situation festsaß. Ich heulte wie ein selbstsüchtiges kleines Mädchen und genau das war ich in dem
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