Von wegen Liebe (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich. »So einfach ist das nicht.«
Sie nickte. »Okay. Ich dachte nur … Tut mir leid.«
Ich seufzte lächelnd, dann nahm ich ihre Hand und zog sie zu unserem Englischkurs. »Das muss es nicht. Ich bin aufrichtig gerührt, dass du dir so viele Gedanken um mich machst. Und vielleicht hast du recht … was mich und Toby angeht. Aber hey, das hier ist bloß die Highschool. Ich bin nicht auf der Suche nach einem Mann zum Heiraten. Also, noch brauchst du dir keine Sorgen um mich zu machen. Mir geht’s bestens.«
»Casey sagt, dass du meistens lügst, wenn du behauptest, dir würde es bestens gehen«, informierte Jess mich.
»Aha?«
Ich ließ Jess’ Hand los, als wir den Klassenraum betraten, und beschloss, einfach nicht auf die Unterstellung zu reagieren, sondern so zu tun, als wäre ich gerade von irgendetwas abgelenkt. Was sich als ziemlich einfach erwies, weil nämlich plötzlich tatsächlich etwas anderes meine Aufmerksamkeit beanspruchte: ein zusammengefalteter Zettel, der auf meinem Tisch lag. Ich setzte mich und faltete ihn auf in der Annahme, er sei von Casey. Wer sonst würde mir eine Nachricht schreiben?
Aber Casey malte statt dem Punkt immer ein Smiley über das i in meinem Namen, außerdem war die Handschrift hier kleiner, leicht nach rechts geneigt und mir völlig unbekannt.
Verwirrt las ich den einzigen Satz, der auf dem Blatt stand.
Wesley Rush ist nicht hinter den Mädchen her. Aber ich bin hinter dir her.
FÜNFUNDZWANZIG
Ich hatte einmal gedacht, eine DUFF zu sein würde bedeuten, keinen Stress mit Jungs zu haben. Tja, falsch gedacht. Aber wie war es überhaupt so weit gekommen? Wie hatte ich, das hässliche Anhängsel, in einer Dreiecksgeschichte landen können? Ich, die abgeklärte Zynikerin, die es noch nicht mal auf eine kleine Romanze abgesehen hatte. Und jetzt war ich zwischen zwei attraktiven Typen hin- und hergerissen, bei denen ich eigentlich nicht die geringste Chance hätte haben dürfen. (Klingt nach französischem Arthouse-Kino, ist aber leider längst nicht so glamourös.)
Auf der einen Seite hatte ich Toby. Intelligent, süß, witzig, höflich, sensibel und bodenständig. Toby war in jeder Hinsicht perfekt. Er war zwar ein kleiner Nerd, aber das machte ihn nur noch hinreißender. Ich war gern mit ihm zusammen und ich stand immer an erster Stelle für ihn. Er respektierte mich und schien nie die Geduld mit mir zu verlieren. Es gab absolut nichts an Toby Tucker auszusetzen.
Auf der anderen Seite war Wesley. Ein Idiot. Ein Arschloch. Ein reicher arroganter Aufreißer, für den Sex an erster Stelle stand. Klar, er war extrem heiß, aber die meiste Zeit raubte er mir den letzten Nerv. Ständig musste er sich produzieren und dazu noch dieses dreiste Grinsen. Doch irgendetwas an ihm ließ mein Herz schneller klopfen und verdrehte mir den Kopf. Bei ihm hatte ich keine Angst, eine Schlampe zu sein. Ich gab es nicht gern zu, aber Wesley verstand mich. Ich war ich selbst, wenn ich mit ihm zusammen war, während ich vor Toby ständig versuchte, meine Ticks zu verbergen.
Das Leben war so viel einfacher gewesen, als sich niemand für mich interessiert hatte.
Wesleys Nachricht in meinem Rucksack wog eine gefühlte halbe Tonne, als ich an diesem Nachmittag den Schulparkplatz überquerte. Ich war nicht einfach nur verwirrt, ich verstand die Welt nicht mehr. Diese beiden Sätze ließen mich mit einer Million Fragen zurück, ganz besonders aber mit dieser:
Warum wollte Wesley mich?
Im Ernst. Er konnte so ziemlich jedes Mädchen haben, und die meisten hätten alles dafür gegeben, mit ihm zusammen zu sein. Warum ich? Schließlich war er es gewesen, der mir eingeredet hatte, dass ich eine DUFF sei. Ich kapierte es einfach nicht.
Aber zu Hause kam es noch dicker.
Auf Tobys Rat hin hatte ich angefangen, Sturmhöhe zu lesen. Aber die Figuren gingen mir so unglaublich auf die Nerven, dass es mir schwerfiel, an der Geschichte dranzubleiben. Ich wollte das Buch an dem Nachmittag schon für immer in die Ecke werfen, als ein paar Zeilen meine Aufmerksamkeit auf sich zogen.
»Meine Liebe zu Linton ist wie das Laub im Walde: Die Zeit wird sie ändern, ich bin mir dessen bewusst, wie der Winter die Bäume verändert. Meine Liebe zu Heathcliff gleicht den ewigen Felsen dort unten; sie ist eine Quelle kaum wahrnehmbarer Freuden, aber sie ist notwendig.«
So bescheuert es vielleicht klingt, doch dieser kleine Absatz blieb mir im Kopf hängen wie ein Ohrwurm, den
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