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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
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man hasst, aber einfach nicht aufhören kann zu summen. Ich versuchte, weiterzulesen, aber die Worte geisterten mir weiter im Kopf herum. Ich blätterte zurück, las die Zeilen noch mal und noch mal und grübelte darüber nach, warum sie mich so beschäftigten, als es plötzlich an der Tür klingelte.
    »Gott sei Dank«, murmelte ich erleichtert darüber, dass ich einen Grund hatte, das Buch zuzuklappen. Ich sprang von meinem Bett und lief die Treppe hinunter. »Komme!«, rief ich. »Moment!«
    Ich öffnete die Tür, fest davon überzeugt, dass es Toby war, der gesagt hatte, er würde später noch auf einen Sprung vorbeikommen. Aber der Typ, der da vor mir auf der Veranda stand, war ein untersetzter Rotschopf um die fünfzig. Definitiv nicht mein Freund Toby. Er hatte eine zerknitterte grüne Botenuniform an und einen albernen Hut auf dem Kopf, der nicht richtig passte. Auf dem Namensschild an seiner Jacke stand » JIMMY «. In der rechten Hand hielt er einen Strauß Blumen, in der linken ein Klemmbrett.
    »Sind Sie Miss Bianca Piper?«, fragte er.
    »Äh … ja?«
    Seine kurzsichtig wirkenden Augen begannen zu leuchten. »Wenn Sie bitte hier unterschreiben möchten …« Er hielt mir das Klemmbrett und einen Stift entgegen.
    Ich setzte zögernd meine Unterschrift darauf und gab ihm den Stift zurück.
    »Herzlichen Glückwunsch.« Strahlend überreichte er mir den Strauß – langstielige rote Roten, wie mir erst jetzt auffiel – und zog einen weißen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke. »Der hier ist ebenfalls für Sie«, sagte er. »Sie können sich glücklich schätzen, mein Kind. Es passiert selten, dass ich für jemanden Ihres zarten Alters eine Lieferung habe.« Er lächelte verträumt. »Hach, junge Liebe.«
    Junge Liebe? Ich musste wirklich sehr an mich halten, um ihn nicht zu korrigieren und ihm einen langen Vortrag darüber zu halten, dass jemand meines »zarten Alters« nicht liebt. Aber vermutlich wäre ich sowieso nicht zu Wort gekommen, weil er nämlich schon weitersprach.
    »Ihr Freund muss etwas ganz Besonderes sein. Es gibt nicht viele junge Männer, die so aufmerksam sind.«
    Ich starrte die Blumen an und murmelte: »Da haben Sie vermutlich recht.« Toby fuhr wirklich alle Geschütze auf, um mich aufzumuntern. Gott, er war so süß. Schade nur, dass ich so viel Liebenswürdigkeit überhaupt nicht verdient hatte.
    Ich bedankte mich bei dem Blumenboten und schloss die Tür. Mein schlechtes Gewissen pochte, weil ich mir meine Situation als Dreiecksgeschichte vorgestellt hatte. Es gab nur Toby und mich; Wesley war bloß eine unbedeutende Randfigur … So hätte es zumindest sein sollen. So hätte Toby es verdient.
    Ich legte den Strauß auf dem Küchentisch ab und öffnete den Umschlag. Ich rechnete mit einer schnulzigen, aber perfekt formulierten Liebeserklärung von meinem makellosen Freund. Bei jedem anderen hätte ich mich darüber lustig gemacht, aber Toby ließ ich es durchgehen. Er konnte ganz gut mit Worten umgehen, was von Vorteil für ihn sein würde, wenn er einmal ein berühmter Politiker war.
    Aber die Handschrift war dieselbe wie die auf der Nachricht in meinem Rucksack. Dieses Mal gab es allerdings eine ganze Menge mehr zu verkraften.
    Bianca,
    da du in der Schule ständig vor mir davonläufst und – wenn ich mich richtig erinnere – der Klang meiner Stimme in dir Selbstmordgedanken auslöst, dachte ich, dass ein Brief vielleicht der beste Weg ist, dir zu sagen, was ich fühle: Du kannst mir weder davonlaufen noch mich unterbrechen oder mich beschimpfen.
    Du hattest mit allem, was du neulich gesagt hast, recht. Bis auf eines: Der Grund, warum ich hinter dir her bin, hat nichts mit meiner Angst vor dem Alleinsein zu tun. Sondern damit – und ich kenne dich mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass du jetzt gleich irgendeinen zynischen Kommentar von dir gibst – , dass ich mich in dich verliebt habe.
    Du bist das erste und einzige Mädchen, das gesehen hat, wie ich wirklich bin. Du bist das erste und einzige Mädchen, das mir ins Gesicht gesagt hat, was für einen Scheiß ich baue. Du bist schonungslos ehrlich zu mir, aber gleichzeitig verstehst du mich besser, als irgendjemand sonst es je getan hat. Du bist die Einzige, die den Mut hat, mich zu kritisieren. Vielleicht die Einzige, die genau genug hinschaut, um meine Fehler zu entdecken – und du hast ziemlich viele gefunden.
    Ich habe meine Eltern angerufen, und glaub mir, ich hatte eine Scheißangst davor. Sie kommen dieses

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