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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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weh.
    Während ich wie ein Ballettänzer auf Zehenspitzen zurückwich, hallte das entzückte Gelächter von Mr. und Mrs. Whithorn durchs Zimmer. Sie fanden die Szene jedesmal wieder ungeheuer amüsant.
    »Sind sie nicht süß, die Kleinen!« japste Mr. Whithorn, ehe er wieder loslachte. »Was für einen herzlichen Empfang sie Ihnen bereiten!«
    Ich war mir dessen nicht so sicher. Abgesehen davon, daß sie mir durch den grauen Flanell hindurch die Beine zerkratzten, starrten sie mich böse an – mit halbgeöffneten Schnauzen, zitternden Lefzen und auf eine charakteristische Art klappernden Zähnen. Und sie knurrten, nicht richtig bösartig, aber auch nicht freundlich.
    »Kommt her, meine Lieblinge.« Der Mann nahm die Hunde in die Arme und küßte sie beide seitlich auf die Schnauze. Er kicherte immer noch. »Ist es nicht köstlich, Mr. Herriot, wie sie Sie in unserem Haus begrüßen und Sie hinterher nicht mehr weglassen wollen?«
    Ich sagte nichts. Ich massierte nur schweigend meine Beine. Die Wahrheit war, daß mich diese Viecher, jedesmal wenn ich kam, ihre Krallen spüren ließen, und wenn ich ging, in die Knöchel bissen. Dazwischen belästigten sie mich auf alle erdenkliche Weise. Das Seltsame war, daß sie beide sehr alt waren, Ruffles war vierzehn und Muffles zwölf. Man hätte eigentlich mehr Sanftheit von ihnen erwarten sollen.
    »Nun«, sagte ich, nachdem ich mich vergewissert hatte, daß sie mir nur Kratzwunden beigebracht hatten, »Sie sagten, daß Ruffles lahmt?«
    »Ja.« Mrs. Whithorn nahm den Hund und setzte ihn auf den Tisch, auf den sie vorher Zeitungspapier gelegt hatte. »Es ist die linke Vorderpfote. Es fing heute morgen an. Er hat Schmerzen, mein armer Liebling.«
    Vorsichtig nahm ich die Pfote und zog schnell die Hand zurück – die schnappenden Zähne schlossen sich kaum einen Zentimeter von meinen Fingern entfernt.
    »Oh, mein Schätzchen!« rief Mrs. Whithorn. »Tut es so weh? Seien Sie vorsichtig, Mr. Herriot. Er ist nervös. Und ich glaube, Sie haben ihm weh getan.«
    Ich atmete tief. Ich hätte dem Hund die Schnauze zubinden sollen. Aber ich hatte bei den Whithorns schon einmal Entsetzen damit hervorgerufen. Ich mußte also sehen, wie ich zurechtkam. Außerdem war ich kein Neuling in meinem Beruf. Ein Hund mußte schon ein sehr gewitzter Beißer sein, wenn er mich erwischen wollte.
    Ich legte den Zeigefinger um die Pfote und versuchte in dem flüchtigen Augenblick, der mir bis zum nächsten Zuschnappen blieb, zu ergründen, was los war.
    Eine Zyste zwischen den Zehen! Lächerlich, bei einem so trivialen Wehwehchen einen Tierarzt kommen zu lassen! Aber die Whithorns hatten sich stets mit Erfolg geweigert, mit ihren Hunden in die Praxis zu kommen.
    Ich trat vom Tisch zurück. »Es ist nur eine harmlose Zyste, aber vermutlich ist sie schmerzhaft. Ich rate Ihnen, die Pfote in heißem Wasser zu baden, bis die Zyste aufgeht. Dann läßt der Schmerz sofort nach. Viele Hunde knabbern selber daran herum, aber man kann den Prozeß nicht beschleunigen.«
    Ich wollte ihm ein Antibiotikum injizieren und holte die Spritze heraus. »Wir wissen nicht, wodurch eine solche Zyste entsteht. Es ist noch kein Erreger gefunden worden, der sie verursacht. Trotzdem gebe ich ihm eine Spritze – für den Fall, daß es zu einer Infektion kommt.«
    Es gelang mir, ihm die Spritze zu geben, indem ich ihn beim Genick packte. Dann hob Mrs. Whithorn den anderen Hund auf den Tisch.
    »Sehen Sie ihn besser auch gleich mit an, wo Sie schon mal hier sind«, sagte sie.
    So war es immer. Ich tastete das knurrende weiße Bündel ab, maß seine Temperatur und horchte es mit dem Stethoskop ab. Der Hund hatte fast alle Leiden, von denen alte Hunde befallen werden – Arthritis und Nephritis und anderes. Außerdem nahm ich besondere Herzgeräusche wahr, die jedoch wegen des mißlaunigen Knurrens, das im Thorax widerhallte, schwer zu hören waren.
    Nachdem ich meine Untersuchung beendet und verschiedene Medikamente für ihn aus meiner Tasche genommen hatte, rüstete ich mich zum Aufbruch. Jetzt begann die Phase meines Besuchs, die Mr. und Mrs. Whithorn noch mehr entzückte als der Empfang, den die Hunde mir bereiteten.
    Das Ritual änderte sich nie. Während die Whithorns fröhlich kicherten, nahmen die beiden Hunde Aufstellung in der Tür und schnitten mir den Rückweg ab. Sie standen da mit zurückgezogenen Lefzen und gebleckten Zähnen – die Verkörperung der Bösartigkeit. Um sie von ihrem Posten wegzulocken, machte ich

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