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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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sank, sein Appetit wurde ein wenig besser, er vegetierte in einer Art Dämmerzustand dahin.
    »Er ist nicht mehr der alte Brandy«, sagte Mrs. Westby ein paar Wochen später zu mir, als ich eines Morgens bei ihr vorsprach. Und in ihren Augen schimmerten Tränen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er wirklich nicht mehr. Geben Sie ihm regelmäßig den Lebertran?«
    »Ja, jeden Tag. Aber das scheint ihm auch nicht zu helfen. Warum ist er so, Mr. Herriot?«
    »Die akute Lungenentzündung ist ausgeheilt, aber er hat eine chronische Pleuritis, Verwachsungen und vielleicht noch andere Lungenschäden zurückbehalten. Es sieht so aus, als ob es so bleiben wird.«
    Sie wischte sich die Augen. »Es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen. Er ist erst fünf, aber er sieht aus wie ein uralter Hund. Und er war so voller Leben!« Sie schluchzte auf und putzte sich die Nase. »Wenn ich daran denke, wie ich ihn gescholten habe, wenn er dauernd an die Mülltonnen ging und mir meine Jeans schmutzig machte!«
    Ich grub meine Hände in die Hosentaschen. »Jetzt tut er so etwas überhaupt nicht mehr, nicht?«
    »Nein. Er schleicht nur im Hause herum. Er will nicht einmal mehr Spazierengehen.«
    Während ich ihn beobachtete, stand Brandy von seinem Platz auf und schleppte sich zum Kamin. Dort blieb er einen Augenblick stehen, abgemagert und mit trübem Blick. Dann schien er mich plötzlich wahrzunehmen, zum erstenmal seit langem, zuckte kurz, aber gleich darauf mußte er wieder husten und keuchen und plumpste auf den Kaminvorleger.
    Mrs. Westby hatte recht, er sah aus wie ein uralter Hund.
    »Glauben Sie, daß es so bleiben wird?« fragte sie.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Jetzt können wir nur noch hoffen.«
    Aber als ich in den Wagen stieg und davonfuhr, hatte ich nicht viel Hoffnung.
    Wochen und Monate vergingen. Ich sah den Labrador nur, wenn Mrs. Westby ihn an der Leine ausführte. Ich hatte immer den Eindruck, daß er nur zögernd mitlief und daß seine Herrin absichtlich langsam ging, damit er Schritt halten konnte. Sein Anblick machte mich traurig. Ich mußte immer an den quicklebendigen, tollenden Brandy von früher denken. Aber wenigstens hatte ich sein Leben gerettet. Mehr konnte ich für ihn nicht tun, und ich bemühte mich mit aller Entschlossenheit, nicht mehr an ihn zu denken.
    Das gelang mir auch einigermaßen – bis zu einem Nachmittag im Februar. Ich hatte eine Höllennacht hinter mir. Ich hatte bis vier Uhr morgens ein Pferd mit Koliken behandelt und war danach ins Bett gekrochen, beruhigt, daß das Pferd jetzt frei von Schmerzen war, als ich von einem anderen Bauern gerufen wurde. Ich half einer kleinen jungen Kuh, ein kräftiges Kalb zur Welt zu bringen, aber die Anstrengung hatte mich die letzte Kraft gekostet, und als ich nach Hause kam, war es zu spät, um noch einmal ins Bett zu gehen.
    Irgendwie quälte ich mich durch den Morgen. Ich war so müde, daß ich mich wie ausgehöhlt fühlte. Beim Essen beobachtete Helen mich besorgt, weil ich über dem Teller einschlief. Um zwei Uhr waren ein paar Hundebesitzer mit ihren Tieren im Warteraum. Ich gab mich mechanisch mit ihnen ab. Meine Augenlider waren halb geschlossen. Ich schlief fast im Stehen ein. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, nicht mehr ganz da zu sein.
    »Der Nächste, bitte«, murmelte ich, als ich die Tür des Wartezimmers öffnete. Ich trat zurück und wartete darauf, daß ein Hund in den Flur hinausgeführt würde.
    Und tatsächlich erschien ein Mann in der Tür, der einen kleinen Pudel bei sich hatte. Aber beim Anblick dieses Tieres riß ich weit die Augen auf: der Pudel ging aufrecht auf den Hinterbeinen.
    Ich wußte, daß ich fast am Einschlafen war. Aber ich hatte doch noch keine Halluzinationen! Ich starrte auf den Pudel, aber das Bild änderte sich nicht: das kleine Geschöpf stolzierte durch die Tür – Brust raus, Kopf hoch, aufrecht wie ein Soldat.
    »Folgen Sie mir, bitte«, sagte ich heiser und ging über die Fliesen zum Behandlungsraum. Auf halbem Weg drehte ich mich um. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Aber es war das gleiche Bild – der Pudel marschierte unbeirrt auf seinen Hinterbeinen neben seinem Herrn her.
    Der Mann mußte mir meine Verwunderung angemerkt haben. Er lachte plötzlich.
    »Keine Angst, Mr. Herriot«, sagte er. »Der kleine Kerl war im Zirkus tätig, bevor ich ihn bekam. Und so lasse ich ihn manchmal seine kleinen Kunststückchen vorführen, um die Leute zu überraschen.«
    »Das ist Ihnen allerdings

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