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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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gefährlich«, sagte sie. »Es gibt da ein Hausmädchen namens Ruby. Sie ist sehr nett. Sie wird für Sie kochen und Ihre Wäsche waschen. Sie werden sie nicht zu Gesicht bekommen – außer Sie verbringen den ganzen Tag im Haus. Es gibt Telefon, Fernsehen und eine Dusche. Alles, was man braucht.«
    »Danke«, sagte Max. »Ist das Ihr Job bei den Carvers?«
    »Chauffeurin?«, fragte sie mit einem Grinsen. »Nein. Das hier ist eine Ausnahme. Ich gehöre zu Allains Team. Er hat mir den Rest des Tages freigegeben, wenn ich Sie abhole.«
    Die Straße lief durch eine endlose, ausgedörrte Ebene, eine Staubfläche mit hier und da etwas dünnem, gelbem Gras. Die Landschaft flog vorüber. Er sah die dunklen Berge zu seiner Linken und wie tief die Wolken hingen, so dicht über dem Boden, dass es aussah, als hätten sie ihre Verankerung verloren, als schwebten sie vom Himmel herunter und drohten zu landen. Gelegentlich passierten sie lutscherförmige Straßenschilder – 60, 70, 80, 90 in Schwarz auf Weiß –, aber kein Mensch beachtete sie sonderlich oder blieb auf seiner Seite der Straße, solange nicht etwas Größeres von vorn kam. Chantale fuhr gleichmäßig siebzig.
    Am Straßenrand standen Reklametafeln, zehn Meter hoch und zwanzig Meter breit, auf denen für einheimische oder internationale Produkte geworben wurde. Dazwischen kleinere, schmalere Tafeln für die örtlichen Banken, Radiosender und Lotterien. Gelegentlich tauchte auch Charlie Carvers Gesicht auf, seine starren, ernsten Züge vergrößert und in Schwarzweiß, die Augen starrten den Betrachter direkt an. »Belohnung« stand in großen roten Lettern über dem Bild, »1000000 Dollar« darunter. Links davon, in Schwarz, eine Telefonnummer.
    »Wie lange hängt das schon da?«, fragte Max, nachdem sie am ersten vorbei waren.
    »Seit zwei Jahren«, sagte Chantale. »Sie werden jeden Monat ausgewechselt, weil sie ausbleichen.«
    »Es hat wahrscheinlich ziemlich viele Anrufe gegeben.«
    »Früher mal, ja. Aber das ist stark zurückgegangen, seit die Leute begriffen haben, dass sie für erfundene Geschichten kein Geld kriegen.«
    »Wie war Charlie?«
    »Ich habe ihn nur einmal gesehen, bei den Carvers zu Hause, vor der Invasion. Er war noch ein Baby.«
    »Ich nehme an, Mr. Carver hält Geschäft und Privatleben getrennt.«
    »Das geht gar nicht in Haiti. Aber er versucht es«, antwortete Chantale und sah ihm in die Augen. Er hatte eine Spur Bitterkeit in ihrer Stimme bemerkt. Sie sprach mit französisch-amerikanischem Akzent, eine unharmonische Paarung, bei der das Französische das Amerikanische über den Haufen warf: geboren und aufgewachsen auf der Insel und in den USA oder Kanada zur Uni gegangen. Definitiv Ende zwanzig, alt genug, um eine Stimme verloren und eine neue gefunden zu haben.
    Sie war schön. Er wollte ihren großen Mund küssen, ihre vollen, leicht geöffneten Lippen schmecken. Er schaute aus dem Fenster, um sie nicht anzugaffen oder zu viel von sich preiszugeben.
    Nur wenige Leute waren zu Fuß unterwegs: Männer mit Strohhüten in zerrissenen Hemden und Hosen, die kleine Herden erbarmungswürdig magerer, verdreckter brauner Ziegen hüteten, andere zogen Esel mit übervollen Strohkörben auf dem Rücken hinter sich her. Männer und Frauen liefen paarweise oder allein mit Wasserkanistern auf der Schulter die Straße entlang oder balancierten riesige Körbe auf dem Kopf. Alle bewegten sich sehr langsam, alle im gleichen trägen, wiegenden Gang. Irgendwann kam die erste Ortschaft, eine Ansammlung quadratischer, orange oder gelb oder grün gestrichener Hütten mit Wellblechdach. Am Straßenrand saßen Frauen und verkauften braune Süßigkeiten, die auf ihren Tischen zerflossen. In der Nähe spielten nackte Kinder. Ein Mann stand an einem Topf, der über einem Feuer hing, dicke weiße Rauchwolken stiegen in den Himmel. Wilde Hunde schnüffelten auf dem Boden herum. Und über all dem das grelle, weiße Sonnenlicht.
    Chantale schaltete das Radio ein. Max erwartete mehr vo n » Haïti , Ma Chérie «, aber stattdessen ertönte der altvertraute krude Maschine nbeat, der allen je produzierten Hip-Hop-Scheiben eigen ist. Eine Coverversion von Ain’t Nobody – ein Lied, das Sandra geliebt hatte –, ruiniert von einem Rapper, der sich haargenau so anhörte wie die Hälfte der Insassen von Rikers.
    »Mögen Sie Musik?«, fragte Chantale.
    »Ich mag Musik «, entgegnete er und sah sie an.
    Sie nickte im Rhythmus mit dem Kopf. »Und zwar? Bruce

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