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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Springsteen?«, fragte sie und nickte in Richtung seines Tattoos.
    Max wusste nicht, was er sagen sollte. Die Wahrheit würde zu lange dauern und zu viele Wege in sein Inneres eröffnen.
    »Damals wusste ich es noch nicht besser«, sagte er. »Heutzutage mag ich ruhigere Sachen. Musik für alte Männer. Ol’ Blue Eyes und so .«
    »Sinatra? Das ist echt alt«, sagte sie und musterte sein Gesicht und seinen Brustkorb.
    Er sah, wie ihre Augen über sein Hemd nach unten wanderten. Es war Ewigkeiten her, dass er zuletzt geflirtet hatte.
    Früher einmal hatte er gewusst, wie man mit Situationen wie dieser spielte. Damals hatte er gewusst, was er wollte. Jetzt war er sich da nicht so sicher.
    »Die beliebteste Musik hier heißt Kompas . Kompakt. Klingt manchmal wie ein einziges, endlos langes Lied, eine halbe Stunde oder länger, aber in Wahrheit sind es ganz viele kurze Lieder hintereinander. Viele Tempowechsel«, sagte Chantale, die Augen auf die Straße geheftet.
    »Wie ein Medley?«
    »Genau, ein Medley … aber nicht ganz. Sie müssen es hören, um es zu verstehen. Der beliebteste Sänger in Haiti ist Sweet Micky.«
    »Sweet Micky? Klingt wie ein Clown.«
    »Michel Martelly. Eine Art Kreuzung zwischen Bob Marley und Gangsta Rap.«
    »Klingt interessant, aber ich kenne ihn nicht.«
    »Er spielt ziemlich oft in Miami. Sie kommen doch aus Miami, oder?«
    »Auch«, sagte Max und musterte ihr Gesicht, um zu sehen, wie viel sie über ihn wusste. Sie zeigte keine Reaktion.
    »Und die Fugees. Die kennen Sie doch, oder?«
    »Nein«, sagte Max. »Spielen die Kompas? «
    Sie brach in lautes Gelächter aus – dieses Gelächter. Es hallte in seinem Kopf wider. Er stellte sich vor, wie er mit ihr im Bett war. Er konnte nichts dagegen tun. Acht Jahre, und nur die eigene Hand, um sich Erleichterung zu verschaffen.
    Jetzt hatte er ein Problem: einen Ständer. Er warf einen verstohlenen Blick in seinen Schoß. Es war ein riesiger Ständer, ein steinharter Sonnenuhrzeiger. Er spürte ihn durch den Schlitz seiner Shorts ragen und gegen die Hose drücken, wo er ein Zelt errichtet hatte.
    »Also … erzählen Sie mir von den Fugitives?«, sagte er und keuchte fast.
    » Fugees «, verbesserte sie ihn und erklärte: zwei Männer, eine Frau. Die Männer haitianische Amerikaner, die Frau Afroamerikanerin. Sie machten Hip-Hop-Soul, und ihr neuestes Album, The Score , hatte sich weltweit mehrere Millionen Male verkauft. Zu ihren größten Hits gehörten Songs wie Ready Or Not , Fu-Gee-La und Killing Me Softly .
    »Das von Roberta Flack?«, fragte Max.
    »Genau das.«
    »Und die rappen das?«
    »Nein, Lauryn singt ganz normal und Wyclef sagt die ganze Zeit ›One time … one time‹ – aber eben zu einem Hip-Hop-Beat.«
    »Klingt fürchterlich.«
    »Es ist gut, glauben Sie mir«, sagte sie, wie um sich zu rechtfertigen, und zugleich ein klein wenig gönnerhaft, als würde er es ohnehin nicht begreifen. »Lauryn kann wirklich singen. Mal sehen, ob ich’s finde, sie sind live im Radio.«
    Sie drehte am Suchknopf und sprang von einem Sender zum nächsten. Max hörte Fetzen von Funk, Reggae und Calypso, den Top 40, kreolischen Songs und Hip-Hop, nur die Fugees waren nicht zu finden.
    Als sie sich wieder aufrichtete, schaute Max ihr ins Dekolleté und erhaschte einen Blick durch den Spalt zwischen den Blusenknöpfen: weißer Push-up-BH mit spitzenverzierten Cups, über dem sich die kleinen, teakfarbenen Brüste rundeten. Er bemerkte das leise Lächeln in ihren Mundwinkeln, die ganz leicht geblähten Nasenflügel. Sie wusste, dass er sie betrachtete und dass ihm gefiel, was er sah.
    »Erzählen Sie mir von sich«, sagte Max. »Was tun Sie so? Wo haben Sie studiert?«
    »An der Miami University, Wirtschaft. Hab 1990 meinen Abschluss gemacht und dann ein paar Jahre bei der Citibank gearbeitet.«
    »Seit wann sind Sie wieder hier?«
    »Seit drei Jahren. Meine Mutter ist krank geworden.«
    »Sonst wären Sie in den USA geblieben?«
    »Ja. Ich hatte mir da ein Leben aufgebaut«, sagte sie, und hinter ihrem professionellen Lächeln war ein Hauch von Wehmut auszumachen.
    »Und was arbeiten Sie für Allain Carver?«
    »Ich bin seine persönliche Assistentin. Vielleicht werde ich demnächst ins Marketing versetzt, weil die eine Kreditkarte rausbringen wollen, aber das liegt noch auf Eis, solange es mit der Wirtschaft nicht wieder aufwärts geht. Angeblich sollen da Hilfsgelder aus den USA kommen, aber bis jetzt haben wir noch keinen einzigen Dollar

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