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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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früher oder später ließ sich alles und jeder kaufen.
    Es gab zwei Waschräume, die Symbole für Mann und Frau waren in Hellblau und Rosa auf die Türen gepinselt, die in Knöchelhöhe über dem schiefen, staubigen Fußboden hingen. Dazwischen befand sich ein kleiner Raum, nur von einem Holzperlenvorhang abgetrennt, darin ein Feldbett mit einem nackten Kissen darauf und eine umgedrehte Bud-Kiste, auf der eine Öllampe stand. Max vermutete, dass dort der Barmann schlief.
    Der glänzende schwarze Spülkasten hing ziemlich tief, fast genau vor Max’ Gesicht. Die Toilette hatte keine Brille, und in der Schüssel stand kein Wasser, zu sehen war nur ein schwarzes Loch. Er pinkelte und hörte es gurgeln, wo der Strahl ein paar Fuß tiefer auf etwas Nasses, Weiches und Hohles traf. Es roch nach Ammoniak und verwelkten Blumen – der Duft von Kalk und starken Desinfektionsmitteln, die jeden Tag auf die Fäkalien geschüttet wurden.
    Max hörte jemanden an der Kabine vorbeigehen, eine Zigarette anzünden und tief inhalieren. Als er herauskam, sah er Shawn Huxley dicht neben der Tür im Gang stehen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, einen Fuß hochgestellt.
    »Na, war das spannend? Mir beim Pissen zuzuhören? Haben Sie’s auf Band?«, fuhr Max ihn an. Er war betrunken, nicht sehr, aber doch so, dass er sein Gleichgewicht neu justieren musste.
    »Sie sind wegen dem Carver-Jungen hier, stimmt’s?«, fragte Huxley.
    »Und wenn?«, blaffte Max. Er hatte sich dicht vor Huxley aufgebaut und ihm beim Sprechen aus Versehen ins Gesicht gespuckt. Huxley blinzelte, aber er wischte es nicht weg. Max sah einen kleinen Tropfen, der ihm wie eine Perle am Schnurrbart hing, direkt über der Lippe. Wenn er die Zunge rausstreckte, könnte er ihn auffangen.
    Max war betrunkener, als er gedacht hatte. Er hatte den Punkt, an dem man noch aufhören und gehen konnte, verpasst, und jetzt gab es kein Zurück mehr. War ihm lange nicht mehr passiert. Wenn er den Leuten schon ins Gesicht spuckte, war es entschieden zu spät.
    »Ich kann Ihnen helfen«, sagte Huxley und zog an seiner Zigarette.
    »Ich brauche Sie nicht«, entgegnete Max und musterte ihn von oben bis unten. In dem grellen Licht sah er sogar noch schmaler aus, als würde er sich nur von Sellerie, Zigaretten und Wasser ernähren.
    »Ich lebe seit fast drei Jahren hier. Bin wenige Monate vor der Invasion hergekommen. Ich kenne mich aus. Ich kenne die Menschen, ich weiß, wie man ihre Schlösser knackt, wie man an sie rankommt.«
    »Ich hab da wen Besseres«, grinste Max und dachte an Chantale.
    »Mag sein, aber ich glaube, ich bin da an etwas dran, das mit der Entführung zu tun haben könnte.«
    »Ja? Und was soll das sein? Und wieso gehen Sie dem nicht nach und holen sich die Belohnung?«, fragte Max.
    »Das geht nicht allein«, sagte Huxley, ließ die Zigarette, die er bis zum Filter geraucht hatte, auf den Boden fallen und trat sie aus.
    Max konnte nicht davon ausgehen, dass Huxley die Wahrheit sagte. Das war das Elend mit Journalisten. Man konnte ihnen nicht trauen, nie, nie. Die meisten waren geborene Heuchler, hatten mehr Facetten als ein Diamant.
    Und überhaupt, warum bot Huxley ihm seine Hilfe an? Journalisten halfen grundsätzlich nie jemand anderem als sich selbst. Was wollte er? Geld, vermutete Max. Der Charlie-Carver-Fall würde in Nordamerika nicht unbedingt auf den Titelseiten landen.
    Max beschloss, sich auf Huxley einzulassen – wenn auch unter Vorbehalt. Er war in einem fremden Land, das sich aus dem 20. Jahrhundert zu verabschieden und wieder in graue Vorzeit zurückzufallen schien. Huxley könnte ihm nützlich sein.
    »Haben Sie einen meiner Vorgänger kennengelernt?«, fragte Max.
    »Den Kurzen – so einen schmierigen feinen Pinkel.«
    »Clyde Beeson?«
    »Genau den. Ich hab ihn oft in meinem Hotel gesehen.«
    »Welchem Hotel?«
    »Olffson – da wohne ich.«
    »Was hat er da gemacht?«
    »Hat mit den Journalisten rumgehangen, um Informationen aufzuschnappen.«
    »Klingt nach Beeson«, murmelte Max. »Und woher wussten Sie, woran er gearbeitet hat?«
    »Eines Abends habe ich gehört, wie er an der Theke nach dem Weg zu den Wasserfällen fragte.«
    »Welche Wasserfälle?«, unterbrach ihn Max und erinnerte sich an die Geschichte von Medd. »Diese Voodoo-Stätte?«
    »Genau. Er meinte, es gäbe da eine Spur. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe«, sagte Huxley. »Kannten Sie ihn?«
    »Er ist Privatdetektiv in Florida, was erwarten Sie?«, entg egnete

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