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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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ich bin Journalist.«
    Anbiedernder Tonfall, anbiederndes Lächeln, anbiedernde Körpersprache: die gekünstelte Aufrichtigkeit einer Schlange in der Rolle eines Gebrauchtwagenhändlers.
    »Ich habe einen Informanten am Flughafen, von dem kriege ich jeden Tag eine Liste sämtlicher Ankömmlinge – Mingus, Max, AA147. Kein sehr geläufiger Name.«
    Frankoamerikanischer Akzent. Weder Haitianer noch Cajun. Kanadier?
    Gut aussehender Mann, fast schon schön: glatte karamellfarbene Haut, orientalische Augen, ein schmaler Schnurrbart auf der Oberlippe, gestylte Frisur, an Stirn und Schläfen sorgfältig in Form gebracht. Er trug Freizeithosen, ein kurzärmeliges weißes Hemd und feste schwarze Schuhe. Er war so groß wie Max, aber nur ein Drittel so breit.
    »Sie müssen sich irren«, brummte Max.
    »Kommen Sie, ist doch keine große Sache. Ich gebe Ihnen einen aus und erzähle Ihnen von mir.«
    »Nein«, sagte Max und drehte sich zur Theke.
    »Ich kann mir vorstellen, was Sie von der Presse halten, Max. So wie die Jungs vom Herald damals vor dem Prozess in Ihrer Vergangenheit herumgewühlt haben … und Ihrer Frau haben die auch ganz schön zugesetzt …«
    Max starrte Huxley wütend an. Er konnte Journalisten nicht ausstehen, hatte sie noch nie leiden können, selbst wenn sie theoretisch Freunde waren und auf seiner Seite standen. Als der Prozess damals in die landesweiten Nachrichten gekommen war, hatten die Medien alles über ihn ans Tageslicht gezerrt, was sie finden konnten, genug, um ihn zwanzig Mal zu begraben. Es war Wasser auf ihre Mühlen gewesen: Einer der höchstdekorierten und renommiertesten Privatdetektive Floridas und als Polizist ein Held habe seine glänzende Karriere den Geständnissen zu verdanken, die er aus Verdächtigen herausgeprügelt hatte, und angeblich Unschuldigen Beweismittel untergeschoben. Zu Dutzenden hatten sie vor seinem Haus campiert. Und hatten nicht genug gekriegt von der Tatsache, dass er mit einer dunkelhäutigen Frau verheiratet war. Weiße Journalisten hatten Sandra gefragt, ob sie seine Putzfrau sei, schwarze Journalisten hatten sie als Verräterin beschimpft, als Aunt Jemima, und ihm eine Plantagenmentalität unterstellt.
    »Hören Sie zu, ich habe Ihnen nichts getan, also gehen Sie mir nicht auf die Nerven«, sagte Max laut genug, dass die Umstehenden ihre Gespräche unterbrachen und zu ihnen herüberschauten. »Und wenn Sie noch einmal meine Frau erwähnen, reiße ich Ihnen den Kopf ab und scheiße Ihnen in den Hals, kapiert?«
    Huxley nickte wie versteinert. Max hätte die Gelegenheit nutzen können, mit seiner Furchtsamkeit zu spielen, ihn nur so zum Spaß in Angst und Schrecken zu versetzen und so ein klein wenig Rache zu üben, aber er ließ es bleiben. Dieser Kerl – genau wie der Reste der Medienmeute – machte auch nur seinen Job und hoffte auf Beförderung, wie jeder andere auch, der mit etwas Ehrgeiz und ausreichend Skrupellosigkeit geboren worden war, um zur Not auch über Leichen zu gehen. Wäre er ein aufrechter Polizist gewesen, hätte er sich nie etwas zu Schulden kommen lassen und immer streng nach Vorschrift gehandelt, wären die Medien auf seiner Seite gewesen und hätten sich für ihn eingesetzt – und er wäre trotzdem wegen Totschlags verknackt worden. Verloren hätte er so oder so.
    Max musste pinkeln. Seit man ihn zum Essen abgeholt hatte, war er nicht mehr zur Toilette gewesen, die Anspannung des Abends hatte ihn von seiner voller werdenden Blase abgelenkt. Er schaute sich in der Bar um, aber er sah keine Tür, durch die regelmäßig Leute verschwanden, geschweige denn ein Hinweisschild. Er fragte den Barmann, der zeigte mit dem Kopf nach rechts zur Wand, an der die beiden Prostituierten standen.
    Max ging auf sie zu. Die Frauen richteten sich auf, strichen sich mit blitzschnellen Bewegungen die Kleider glatt und setzten ein offenes, einladendes Lächeln auf. Ihr Blick erinnerte ihn an den von Huxley: sofortige dicke Freundschaft, Vertrauen und Diskretion, alles auf Anfrage zu haben, solange der Preis stimmte – wie ein Handelsvertreter, der mit jedem erfolgreichen Geschäft Stück für Stück seine Seele verkauft. Journalisten und Huren teilten sich das gleiche Bett. Aufpassen , dachte er: War er so viel anders? Bei den Leuten, für die er gearbeitet hatte? Wie oft hatte er weggeschaut, während er den Schaden gutzumachen versuchte, den sie angerichtet hatten? Für Geld tun wir alle Sachen, die wir nicht tun wollen. So funktionierte die Welt –

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