Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
Vom Netzwerk:
Max.
    Auch Beeson war bei den Wasserfällen . Welcher Spur waren die beiden gefolgt?
    »War er ein Freund von Ihnen?«, fragte Huxley.
    »Nein, im Gegenteil«, sagte Max. »Ich habe ihm einen Besuch abgestattet, bevor ich hergekommen bin. Er ist ziemlich am Ende, um es milde auszudrücken.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Fragen Sie nicht.«
    Huxley sah Max in die Augen und setzte ein zweideutiges Lächeln auf – halb wissend, halb amüsiert –, wie man es so tat, wenn man den Eindruck erwecken wollte, Bescheid zu wissen. Auf den Blödsinn würde Max nicht hereinfallen. Er hatte das gleiche Grinsen auf Lager.
    »Hat Beeson Ihnen von Vincent Paul erzählt?«
    »Ja, hat er«, sagte Max.
    »Vincent Paul, Le Roi de Cité Soleil . So nennen die ihn hier, die Reichen, die Angst haben. Nach Ludwig XIV., dem Sonnenkönig. Ist als Beleidigung gemeint.«
    »Wieso?«
    »Vincent lebt in oder bei Cité Soleil – Shit City , wie ich es nenne. Das ist der riesige Slum am Stadtrand von Port-au-Prince, an der Küste. Dagegen nehmen sich eure Problemviertel zu Hause aus wie die Park Avenue. So was wie Cité Soleil gibt’s nirgends sonst auf der ganzen Welt. Ich war in Slums in Bombay, in Rio und in Mexico City, die sind im Vergleich dazu das reinste Paradies. Wir reden hier von fast einer halben Million Menschen – das sind beinah zehn Prozent der Bevölkerung –, die auf sechs Quadratmeilen Scheiße und Krankheit hausen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt da sogar einen Kanal, den Boston-Kanal. Der ist voll mit Altöl aus dem Kraftwerk.«
    Max hörte aufmerksam zu. Sich auf die vielen Informationen zu konzentrieren hatte ihn etwas nüchterner und klarer gemacht.
    »Und Sie meinen, da kann ich Vincent Paul finden?«
    »Ja. Es heißt, wer über Cité Soleil herrscht, herrscht über Haiti. Die Menschen dort sind so arm, wenn man denen Nahrung, Kleider und sauberes Wasser verspricht, steinigen die jeden, auf den man nur mit dem Finger zeigt. Manche Leute behaupten, Paul werde vom CIA bezahlt. Wenn die einen Präsidenten absetzen wollen, lassen sie in Cité Soleil Unruhen anzetteln, von Paul.«
    »Und glauben Sie das?«
    »Um das herauszufinden, müsste man ihn schon selbst fragen, und das tut man nicht. Er spricht mit dir, nicht umgekehrt.«
    »Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Vor einer Weile hatte ich mal einen Termin bei ihm, aber er hat sich’s anders überlegt.«
    »Warum?«
    »Hat er nicht gesagt.« Huxley lachte.
    »Was wissen Sie über diese Stadt, die er gebaut haben soll?«, fragte Max.
    »Nur, dass kein Mensch weiß, wo die ist. Niemand ist je da gewesen.«
    »Glauben Sie, dass es sie gibt?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. In Haiti weiß man nie so genau. Dieses Land lebt von Legenden und Gerüchten, vom Hörensagen und Tratsch. Da kommt die Wahrheit schon mal unter die Räder, und keiner glaubt mehr dran.«
    »Denken Sie, dass Vincent Paul etwas mit Charlie Carvers Verschwinden zu tun hat?«, fragte Max.
    »Wollen wir uns nicht für morgen oder übermorgen verabreden und uns in Ruhe unterhalten? Vielleicht kommt ja was dabei heraus, vielleicht können wir uns gegenseitig behilflich sein«, sagte Huxley lächelnd. Er trat seine Zigarette aus.
    Max begriff, dass Huxley auf diesen Moment hingespielt hatte. Er hatte ihm immer größere Informationsbrocken hingeworfen und ihn immer gieriger gemacht, um dann die Küche zu schließen und die Regeln nach eigenem Gutdünken neu zu schreiben. Er hatte sich austricksen lassen.
    »Was ist für Sie drin?«, fragte Max.
    »Der Pulitzer-Preis«, grinste Huxley. »Ich arbeite an einem Buch über die Invasion und ihre Folgen – Sie wissen schon, der ganze Scheiß, der nie in der Zeitung steht. Sie können sich nicht vorstellen, was hier los war, und es ist praktisch nie jemand zur Rechenschaft gezogen worden.«
    »Zum Beispiel?«
    In diesem Moment kam der Kurzgeschorene herein. Er warf Max und Huxley einen Blick zu und zeigte mit einem verächtlichen Grinsen seine wolfsartigen Eckzähne.
    »Hallo, Ladys«, sagte er.
    Er sah Max angewidert an. Seine graugrünen Augen hätten schön sein können, wären sie nicht so klein und kalt gewesen: eisig schimmernde Stecknadeln in einem Gesicht, das Gehässigkeit ausstrahlte.
    Der Kerl ging in den Raum zwischen den Toiletten. Sie hörten, wie er über dem Bett, der Kiste und dem Fußboden seine Blase entleerte. Sie sahen einander an. Max erkannte Verachtung in Huxleys Augen – sie kam aus den tiefsten Tiefen seines Herzens.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher