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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Leute aus der Bar, Gesprächsfetzen und Gelächter waren zu hören und versiegten in der tiefen Stille vor ihm zu einem Raunen. Ein paar Amerikaner testeten die Stille mit einem einzelnen Schrei oder Bellen oder Miauen, aber die Nacht saugte jeden Laut in sich auf und verwandelte ihn in noch mehr Schweigen.
    Max hatte keine Ahnung, welche Straße er nehmen musste. Er konnte sich nicht erinnern, wie viele Seitenstraßen er auf dem Weg hinauf passiert hatte, bevor ihm die Bar ins Auge gefallen war. Es war nicht ganz weit vom Zentrum entfernt, aber auch nicht ganz dicht dran, irgendwo in der Mitte. Er kam zu einer Kreuzung und warf einen Blick in die Querstraße, aber es war nicht die richtige. Links stand ein Supermarkt und rechts eine Mauer mit Graffiti. Vielleicht die nächste. Oder die danach. Oder davor. Irgendwann zwischen den vier oder fünf Rum, die sie noch zusammen getrunken hatten, hatte er Huxley danach fragen wollen, aber er hatte es vergessen. Als er dann irgendwann nicht mehr wusste, wie viele Rum er schon intus hatte, war es ihm egal gewesen. Der Barbancourt hatte ihm eingeflüstert, er werde den Heimweg schon finden, null Problemo . Er ging weiter.
    Langsam drückten ihn die Schuhe und schubberten ihm die Haut von den Fersen. Er wurde wütend auf die schicken neuen Ledertreter, die er in der Dadeland Mall bei Saks Fifth Avenue gekauft hatte. Er hätte sie vorher einlaufen sollen. Das Klappern der Absätze auf dem Asphalt ging ihm auf die Nerven. Es hörte sich an wie ein junges Pferd mit den allerersten Hufeisen.
    Und dann diese Trommeln – sie waren nicht näher als früher am Abend, aber klarer. Die Schläge regneten von den Bergen herab wie rostiges Besteck, eine ganze Batterie Snaredrums, Tomtoms, Basstrommeln und Becken. Die Rhythmen hatten etwas Zerrissenes. Sie drangen ihm direkt in den betrunkenen Teil seines Gehirns, den Teil, auf dem er bei seinem Rückfall aufgeschlagen war und der am nächsten Morgen verdammt wehtun würde.
    Jemand zog ihn am linken Ärmel.
    »Blan, blan.«
    Eine Kinderstimme, heiser, fast brüchig, ein Junge.
    Max schaute nach rechts und links und sah niemanden. Er drehte sich um und sah die Straße hinauf. In der Ferne die Lichter der Bar und Leute, sonst nichts.
    »Blan, blan .«
    Hinter ihm, in der anderen Richtung, bergabwärts. Langsam drehte Max sich um.
    Sein Gehirn lief auf Friedhofsschicht, es dauerte seine Zeit, bis die Groschen gefallen waren, bis er alles aufgenommen und verarbeitet hatte. Vor seinen Augen tanzte alles in Wellen, als läge er am Grunde eines tiefen Sees und sähe Kieselsteine durch die Oberfläche nach unten fallen.
    In der Dunkelheit war der Junge kaum zu erkennen, nur eine schwache Silhouette vor dem orangefarbenen Neonlicht.
    »Ja?«, sagte Max.
    »Ban moins dollah!«, rief der Junge.
    »Was?«
    » Kob , ban moins ti kob!«
    »Bist du … verletzt?«, fragte Max, als er für einen kurzen Augenblick wieder in den alten Polizisten-Modus verfiel.
    Der Junge trat auf ihn zu. Er hatte die Hand ausgestreckt.
    »Dollah! Ban moins dollaaarrggh!«, brüllte er.
    Max hielt sich die Ohren zu. Der kleine Scheißer hatte ein ganz schönes Organ.
    Dollah? Geld. Er wollte Geld.
    »No dinero«, sagte Max und hielt dem Jungen die leeren Handflächen hin. »Kein Geld.«
    »Ban moins dollah donc«, jaulte der Junge, und Max spürte seinen heißen Atem auf den offenen Handflächen.
    »Nix Dollar. Nix Peso, nicht ein verdammter Cent«, sagte Max und ging weiter.
    Der Junge folgte ihm. Max legte einen Schritt zu. Der Junge blieb ihm auf den Fersen und schrie immer lauter hinter ihm her.
    » Blan ! Blan !«
    Max drehte sich nicht um. Er hörte die Schritte des Jungen hinter sich, weiche Fußtritte, die das Klappern seiner Absätze nur noch betonten. Der Kleine war barfuß.
    Er ging schneller. Der Junge blieb dicht hinter ihm.
    Er kam zu einer Kreuzung, die ihm bekannt vorkam, und blieb abrupt stehen. Der Junge rannte ihm von hinten gegen die Beine und schubste ihn nach vorn. Max machte zwei Schritte vorwärts, verlor das Gleichgewicht und die Orientierung. Mit ein paar verzweifelten Schritten versuchte er, sich wieder zu fangen, doch plötzlich traf sein Fuß auf leeren Raum, wo eigentlich Straße sein sollte. Sein Bein sackte tiefer und tiefer und tiefer, bis der Fuß endlich in einer Pfütze aufkam. Doch da war er schon zu weit vornüber gekippt. Er schlug lang hin und schrammte sich das Kinn auf. Er hörte, wie etwas abwärts über die Straße schlitterte.
    Ein

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