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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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»Sicher?«
    »Ja«, sagte sie. »Der Mann hatte ihn sich über die Schulter gelegt wie einen leeren Kohlensack. Der Junge hat ausgetreten und um sich geschlagen.«
    »Was ist dann passiert?«
    Wieder zeigte die Frau ihre fleckigen Fangzähne. Max griff in die Hosentasche und zeigte ihr die Rolle fettiger Gourdes. Sie streckte die Hand aus und winkte mit den Fingern: Ich will Geld .
    Lächelnd schüttelte Max den Kopf. Er zeigte mit dem Finger auf sie und machte eine Handbewegung wie ein plappernder Mund: Erst reden .
    Wieder grinste die Frau ihn an, dann lachte sie und machte eine Bemerkung über ihn, die Chantale unübersetzt ließ, obwohl sie ihr ein Lächeln entlockte.
    Die Frau war weit über siebzig. Das wenige Haar, das unter dem grünen Kopftuch hervorschaute, war weiß, passend zu den buschigen Augenbrauen. Ihre Nase war platt wie die eines Boxers, die Augen, mit denen sie Max ansah, eine Nuance dunkler als ihre Haut, das Weiße beige.
    »Von der Straße nach Cité Soleil ist ein Auto gekommen«, sagte sie zu Chantale und zeigte ihnen die Richtung. »Der große Mann ist mit dem Jungen eingestiegen, und sie sind weggefahren.«
    »Haben Sie den Fahrer gesehen?«
    »Nein. Der Wagen hatte schwarze Fenster.«
    »Was war das für ein Wagen?«
    »Ein schöner – einer für reiche Leute«, übersetzte Chantale.
    »Könnten wir es etwas genauer haben? War es ein großer Wagen? Welche Farbe hatte er?«
    »Ein dunkles Auto mit dunklen Scheiben«, sagte Chantale. Die Frau sprach weiter. »Sie sagt, sie hat es schon öfter hier gesehen, vor der Entführung, ein paarmal, und es ist immer aus der gleichen Straße gekommen.«
    »Hat sie es danach auch noch mal gesehen?«
    Chantale stellte die Frage. Die Frau verneinte, dann sagte sie, sie sei müde, es mache sie müde, sich an Sachen zu erinnern, die so lange zurücklagen.
    Max gab ihr achthundert Gourdes. Sie hatte die Scheine schnell gezählt und zwinkerte Max verschwörerisch zu, als hüteten sie beide ein sehr persönliches Geheimnis. Dann warf sie noch einen hastigen Blick über die Schulter in den Laden, steckte sich mit flinken Fingern den Fünfhunderterschein in den Ausschnitt und schob sich den Rest in den Schuh. Ihre Bewegungen waren rasend schnell. Max betrachtete ihr Kleid – ausgeblichen und fadenscheinig, geflickt und gestopft – dann ihre Füße. Sie trug zwei verschiedene Schuhe von unterschiedlicher Größe und Farbe, einer schwarz, inzwischen fast grau, von einem zerschlissenen Bindfaden zusammengehalten, der andere ursprünglich rotbraun, mit verbogener Spange und abgebrochenem Dorn. Beide so klein, dass sie einem Kind gepasst hätten. Er fragte sich, wie sie sich in diesen Schuh noch das Geld hatte stopfen können.
    Max schaute hoch zur Ladentür. Er wollte wissen, wonach sie sich umgedreht hatte. Es war zu dunkel drinnen, und kein Geräusch drang heraus. Doch er spürte, dass da jemand war und sie beobachtete.
    »Der Schuster hat zugemacht«, sagte die alte Frau, als könnte sie Max’ Gedanken lesen. »Irgendwann hat alles mal ein Ende.«

20
    »Was denken Sie? Hat Vincent Paul Charlie entführt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Max. »Beweise gibt es nicht, weder dafür noch dagegen.«
    Sie saßen auf der Rue du Dr. Aubry im Wagen und teilten sich eine der Wasserflaschen, die Max in einer Kühltasche mitgenommen hatte.
    Chantale nahm einen Schluck. Sie kaute einen Zimt-Kaugummi. Ein UN-Jeep fuhr vorbei, ein Tap-Tap im Schlepptau.
    »Hier ist Vincent Paul immer an allem schuld – immer, wenn was Schlechtes passiert, war er es«, sagte Chantale. »Ihm wird jedes Verbrechen angehängt. Bankraub? Vincent Paul. Autodiebstahl? Vincent Paul. Überfall auf eine Tankstelle? Vincent Paul. Einbruch? Vincent Paul. Das ist alles totaler Schwachsinn. Aber die Leute hier sind so stumpfsinnig, so apathisch, so ängstlich, so … so verdammt rückständig . Die glauben, was sie glauben wollen, egal wie blöd und hirnrissig es ist. Und es sind ja nicht nur die ungebildeten Massen, die so etwas von sich geben, sondern auch die gebildeten Leute, die es eigentlich besser wissen müssten – die Leute, die unsere Wirtschaft führen, die dieses Land regieren.«
    »Na ja, so wie es hier aussieht, muss einen das nicht überraschen«, lachte Max. »Was denken Sie über ihn, über Vincent Paul?«
    »Ich glaube, er mischt in den ganz großen, ganz schweren Geschäften mit.«
    »Drogen?«
    »Was sonst?«, sagte sie. »Wussten Sie, dass Clinton die ganzen Kriminellen zu uns

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