Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
Vom Netzwerk:
zurückschickt? Vincent Paul lässt die alle direkt vom Flughafen abholen.«
    »Um sie wohin zu bringen?«
    »Nach Cité Soleil, dem Slum, von dem ich Ihnen gestern erzählt habe.«
    »Wer über Sitay So-lay herrscht, herrscht über das Land. Heißt es nicht so?«, plapperte Max nach, was Huxley und Chantale ihm erzählt hatten.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Chantale lächelnd und reichte ihm die Flasche. »Aber was wissen Sie darüber?«
    »Ein wenig«, nickte Max und wiederholte, was er von Huxley gehört hatte.
    »Gehen Sie da nie, nie ohne einen Führer hin – und nie ohne Sauerstoffmaske. Wenn Sie da allein hingehen und sich verlaufen, werden entweder die Leute Sie umbringen oder die Luft.«
    »Bringe n Sie mich hin?«
    »Auf gar keinen Fall! Ich kenne mich da nicht aus, und ich wil l mich da auch nicht auskennen«, sagte sie fast wütend.
    »Schade, weil ich nämlich morgen hin will. Mich umschauen«, sagte Max.
    »Sie werden da nichts finden, nur weil Sie sich mal umschauen. Sie müssen schon wissen, was Sie suchen.«
    »Wie wahr, wie wahr!«, lachte Max. »Schon gut. Ich fahre allein, sagen Sie mir nur, wie ich hinkomme. Ich geh schon nicht verloren.« Chantale sah ihn besorgt an. »Keine Sorge, ich erzähl’s nicht Ihrem Boss.«
    Sie lächelte. Er trank einen Schluck Wasser und schmeckte den Zimt, wo ihre Lippen die Flasche berührt hatten.
    »Was können Sie mir noch über Vincent Paul erzählen? Was war da zwischen ihm und den Carvers?«, fragte Max.
    »Gustav hat seinen Vater in den Ruin getrieben. Perry Paul war ein erfolgreicher Großhändler. Er hatte mehrere Exklusivverträge mit Venezuela und Kuba, und er hat seine Waren ziemlich billig verkauft. Gustav hat seine Beziehungen zum Regime genutzt, um ihn vom Markt zu verdrängen. Perry hat alles verloren und sich schließlich umgebracht. Zu der Zeit war Vincent in England. Er war noch ziemlich jung damals, aber Hass wird hier weitervererbt. Ganze Familien hassen sich auf ewig, weil ihre Ururgroßeltern sich mal zerstritten haben.«
    »Das ist doch Scheiße.«
    »Das ist Haiti.«
    »Was hat er in England gemacht?«
    »Er ist dort zur Schule gegangen und aufs College.«
    Max erinnerte sich an den englischen Akzent des Mannes vom Vorabend.
    »Sind Sie ihm schon mal begegnet?«, fragte Max.
    »Nein«, lachte sie. »Was ich Ihnen hier erzähle, habe ich von anderen gehört. Harte Fakten sind das nicht.«
    Er machte sich Notizen.
    »Wohin jetzt, Herr Detektiv?«
    »Zur Rü dü Tschamp de Mars.«
    » Rue du Champs de Mars . Was gibt’s da?«
    »Felius Duufuur«, las Max aus seinem Notizbuch vor.
    Chantale sagte nichts. Als er zu ihr aufschaute, sah er, dass sie bleich geworden war und verängstigt aussah.
    »Was ist los?«
    »Filius Dufour? Le Grand Voyant? «
    »Noch mal auf Englisch, bitte.«
    »Hier bei uns sind es nicht die Politiker oder die Carvers, die die Macht haben, und auch nicht euer Präsident. Es sind Leute wie dieser Mann. Filius Dufour war Papa Docs persönlicher Wahrsager. Duvalier hat keine wichtige Entscheidung getroffen, ohne ihn vorher zu konsultieren.« Chantale senkte die Stimme, als würde sie lieber nicht gehört werden. »Sie wissen vielleicht, dass Papa Doc schon mindestens zwei Monate tot war, bevor es der Öffentlichkeit bekannt gegeben wurde. Er hatte Angst, dass seine Feinde seinen Leichnam finden und seinen Geist gefangen nehmen könnten, deshalb hat er angeordnet, an einem geheimen Ort begraben zu werden. Bis heute weiß kein Mensch, wo das ist – bis auf Filius Dufour. Angeblich hat er die Bestattungszeremonie geleitet. Genauso wie er angeblich noch am Tag von Papa Docs Tod Baby Doc mit seiner Mutter verheiratet hat, und zwar an den heiligen Wasserfällen – das ist ein ganz seltenes Voodoo-Ritual, das nur ganz wenige Menschen auf der Welt ausführen können. Es soll den Übergang der Macht vom Vater zum Sohn garantieren. Nachdem die Duvaliers gestürzt waren, sind alle, die mit ihnen zu tun hatten, entweder ins Exil oder in den Knast gegangen, oder sie wurden umgebracht – alle außer Filius Dufour. Dem ist nichts passiert. Die Leute haben viel zu viel Angst vor ihm.«
    »Ich dachte, er wäre ein ganz normaler Voodoo-Priester.«
    »Ein Houngan? Er? Nein. Ein Voyant ist eine Art Wahrsager, aber es geht noch viel tiefer. Wenn Sie beispielsweise eine Frau begehren, die Sie nicht haben können – vielleicht weil sie glücklich verheiratet ist oder nicht an Ihnen interessiert – dann können Sie zu einem Houngan gehen,

Weitere Kostenlose Bücher