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Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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wie die Zeitung in Klammern schrieb) gegen zwei des Mordes überführte Seeleute:
    »Die Schiffbrüchigen Thomas Dudley, zweiunddreißig Jahre alt, und Edwin Stephens, siebenunddreißig Jahre, töteten am fünfundzwanzigsten Tag im Juli des Jahres 1884 auf hoher See innerhalb der Jurisdiktion der Admiralität von England auf verbrecherische Weise, absichtlich und mit Mordvorsatz einen gewissen Richard Parker, Kabinenjunge an Bord der Segeljacht Mignonette, um dessen Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken. Trotz der unbestrittenen Notsituation, in der sich Kapitän Dudley und sein Maat Stephens nach dem Untergang ihres Schiffes befanden, wurden die beiden Angeklagten für das Verbrechen des vorsätzlichen Mordes schuldig gesprochen. Deshalb lautet das Urteil des Gerichts, unter Vorsitz von Lord Coleridge, dass sie an einem noch festzulegenden Tag zur Richtstätte geführt und am Halse aufgehängt werden, bis ihre Körper tot sind.«
    »Das ist ja ’n Ding«, lautete Heathers Kommentar.
    Celia war nach der Lektüre des Textes beinahe noch verwirrter als zuvor, denn von einem Ned Brooks war auch in diesem Artikel nicht die Rede. Sonst wäre sie bereits beim ersten Lesen über ihn gestolpert. Trotzdem war sie sich inzwischen sicher, dass ihre Mutter die Zeitungsseite nicht wegen der Nil-Expedition, sondern wegen des Urteils im Kannibalenprozess aufgehoben hatte. Und es war bestimmt kein Zufall, dass Luisa den »Kannibalen des Meeres« als eine der früheren Attraktionen des Silver Kings bezeichnet hatte. Jenes Penny Gaffs, mit dem auch Celias Vater in irgendeiner Weise verbunden gewesen war. Im Jahr 1884, dem Jahr des Kannibalenprozesses. Wie hatte Mr. Hutchinson in der Sturmnacht gesagt? »Sie wurden inzwischen begnadigt. Sechs Monate Holloway.«
    Es war zum Verrücktwerden! Wie hing das alles zusammen? Und welche Rolle spielte Celias Vater, den man in Southampton einen Verräter und Judas nannte, in diesem Durcheinander? Celia war nicht wirklich klüger als zuvor. Eines jedoch schien dieser Artikel zu belegen: Ned Brooks war nicht der Kannibale des Meeres. Die Menschenfresser hießen Thomas Dudley und Edwin Stephens.
    »War dein Vater Matrose auf dieser Mignonette? «, fragte Heather, der offenkundig die gleichen Fragen durch den Kopf gingen. »Hat er auch Schiffbruch erlitten? Sagen dir die Namen der Männer was?«
    Celia schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.
    »Dein Vater heißt Ned, nicht wahr?«, bohrte Heather weiter.
    Celia nickte.
    »Steht die Abkürzung vielleicht für Edwin?«
    »Nein, für Edmund«, antwortete Celia. »Aber so hat ihn nie jemand genannt. Außerdem heißt mein Vater nicht Stephens, sondern Brooks.«
    »Könnte ja sein, dass er sich umbenannt hat.«
    »Warum?«, entfuhr es Celia.
    »Damit Leute wie du oder deine Mutter ihn nicht finden«, erklärte Heather mit vor Aufregung roten Wangen. »Er hat euch sitzen lassen, stimmt’s? Da wär’s doch nur konsequent, wenn er sich ’nen anderen Namen zulegt. Um sich zu tarnen.«
    »Aber das war ein Mordprozess vor einem königlichen Gericht«, sagte Celia, deutete auf die Zeitung und schüttelte entschieden den Kopf. »Meinst du, so ein Lord Coleridge lässt sich so einfach an der Nase rumführen? Oder die Zeitungen, die darüber berichten? Das wäre doch rausgekommen. Und in Southampton hat mein Vater auch noch unter seinem richtigen Namen gelebt. Im selben Jahr!«
    Heather legte den Kopf schräg, zuckte mit den Schultern und sagte: »Dann weiß ich auch nicht.«
    »Wir berichteten …«, meinte Celia nachdenklich.
    »Hm?«, machte Heather.
    »Die Zeitung! Die haben vorher schon darüber geschrieben. Und andere Zeitungen wahrscheinlich auch.«
    »Ja«, knurrte Heather abfällig. »Vor vier Jahren! In die Zeitungen von damals sind nicht mal mehr Fische eingewickelt. Wo willst ’n die heute noch lesen?«
    Celia legte die Papiere und Bücher zurück in den Koffer, stand auf und sagte: »In einer Bibliothek.«

4
    Den Rest des Vormittages verbrachte Celia an der Nähmaschine. Captain Florence Booth hatte den Gönner, der am Vortag den fußbetriebenen Strohhutbinder gespendet hatte, um etwas Material zur Herstellung von Strohhüten gebeten und war kurz darauf mit einem Sack voll gespaltener Strohhalme und einigen Drahtgeflechten zurückgekehrt. Auf Bitten des Captains zeigte Celia den anderen Frauen, wie man den Kettenstich, den sie gestern bereits an gewöhnlichem Stoff demonstriert hatte, bei der Hutherstellung

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