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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Dusty statt wie vereinbart um acht Uhr morgens eine Viertelstunde später eintraf.
    »Stimmt nicht - du bist überpünktlich!«
    Julien wartete, bis Dusty Kaffee bestellt hatte, dann erst setzte er zur großen Eröffnung an.
    »Ich war gestern bei Ruby’s.«
    »Du warst was?«, sagte sie so laut, dass etliche der Absoluten sich umdrehten.
    Dusty war besorgt. Dusty war böse. Dusty war entsetzt. »Erzähl«, sagte sie.
    Julien erzählte seine Geschichte und, mein lieber Mann, das war vielleicht eine Geschichte. Nicht, dass er irgendwas dazuerfunden hätte, er ließ einfach gewisse Szenen weg. Als er fertig war, sagte Dusty, die sich allein für ihren Kaffee zu interessieren schien, gar nichts. Irgendwann sah sie ihm dann in die Augen und sagte, in durchaus sachlichem Ton: »Du hast sie gebumst.«
    »Ich habe diese Frau nicht gebumst«, entgegnete Julien mit geradezu clintonesker Entrüstung.
    »Dann hat sie dir das jämmerliche Schwänzlein gelutscht.«

    »Hat sie nicht«, sagte er, mehr in Bezug auf »jämmerliches Schwänzlein« denn auf »hat gelutscht«.
    »Ich geh mich frisch machen. Wenn ich wiederkomme, fangen wir noch mal von vorn an, einverstanden?«
    Und damit stand Dusty auf und ging.
    Sie kehrte mit Stift und Papier, die sie sich bei dem Indo-Hippie geborgt hatte, zurück, setzte sich und starrte Julien mit Internatsleiterinnenblick an. »Mir egal, ob du es für unwichtig hältst. Die Entscheidung darüber liegt nicht bei dir, okay? Ich will wissen, was deine Augen sahen. Was deine Ohren hörten. Im Grunde bist du nichts als eine Videokamera.«
    Ganz ohne Gegenwehr gab Julien sich nicht geschlagen. »Sony oder Panasonic?«
    »Lass das, Julien, wir ermitteln in einem Mordfall.«
    »Lass das, Dusty, ich muss dir gar nichts erzählen. Sony oder Panasonic?«
    »Eine Frau ist ermordet worden.«
    »Andauernd werden Frauen ermordet, was ist ausgerechnet an der so Besonderes?«
    Dusty stöhnte. »Panasonic.«
    »Okay, los geht’s. Ich bin eine Panasonic-Videokamera, neuestes Modell natürlich. Festplatte. Hoch auflösend.«
    Dusty funkelte ihn böse an.
    »Und ich marschiere zu Ruby’s rein. Gedämpftes Licht. An der Wand eins von diesen Samtbildern. Gegenüber eine Frau mit Monstertitten. An der Rückwand eine Bar aus Bambusrohr …«
    Diesmal erzählte Julien Dusty alles, bis ins letzte Detail. Sie saß da und machte Notizen.
    »… Der Raum ist ziemlich kahl, eine Schale mit Kondomen
auf dem Nachttisch. Im Einbauschrank hängt ein Football-Trikot.«
    »Von welchem Club?«, unterbrach ihn Dusty.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Welche Farbe?«
    »Ein äußerst unerquickliches Braun mit Gelb, soll wahrscheinlich Gold darstellen.«
    »Streifen?«
    »Senkrecht.«
    »Nummer?«
    »Konnte ich nicht sehen.«
    Trigger?, notierte Dusty auf dem Zettel.
    Als Julien den Bericht beendet hatte, legte Dusty den Stift beiseite. Der Internatsleiterinnenblick verschwand, und sie lächelte.
    »Gut gemacht, Panasonic.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Und wie geht’s nun weiter, sollen wir diesen Harold verhören?«
    »Mach dir darüber mal keine Gedanken.«
    Dustys überheblicher Ton ging Julien ziemlich auf den Senkel. Immerhin hatte er hier dermaßen verdeckt ermittelt, verdeckter ging es gar nicht, und er war mit Gold zurückgekommen, mit einem großen, fetten Klumpen Gold.
    »Versprichst du mir was?«, bat Dusty.
    »Was denn?«
    »Dass du so was nie, nie wieder machst?«
    »Versprochen«, sagte Julien, die Hand hinter dem Rücken, die Finger gekreuzt.

56
    Am Apparat war Deidre, mit der Dusty auch beim letzten Mal gesprochen hatte.
    »Wo möchten Sie abgeholt werden?«
    »Einkaufszentrum Parap«, erwiderte Dusty, die die Stimme verstellte und eine Oktave tiefer sprach - schließlich sollte niemand Franky einen Tipp geben, dass die Polizei hinter ihm her war. »Vor dem Café Hanuman.«
    »Wo geht es hin?«
    »Flughafen«, nannte Dusty den erstbesten Bestimmungsort, der ihr in den Sinn kam.
    »Wie viele Personen?«
    »Nur eine.«
    »Soll es sofort losgehen?«
    »Ja«, sagte Dusty. »Hat Franky Ng heute Dienst?«
    »Klar.«
    »Wäre es möglich, dass er mich fährt? Meiner Erfahrung nach ist er nämlich der mit Abstand angenehmste Chauffeur.«
    »Aber sicher. Franky wird sehr häufig verlangt. Allerdings könnte es ein Weilchen dauern. Ich habe ihn eben erst nach Berrimah geschickt.«
    »Ich warte gern.«
     
    Zwanzig Minuten später rollte Franky an, und Dusty kletterte hinter ihm auf die Rückbank.
    »Flughafen?«,

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