Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
ja nicht machen, was sie machen.«
    »Schiefe Nase?«, legte Dusty nach, obwohl sie fürchtete, das würde die Auswahl auch nicht entscheidend einengen.
    »Ach, du meinst Trigger?«
    »Du kennst ihn?«
    »Klar, alle kennen Trigger. Ist noch nicht lange hier, hat aber schon mächtig Eindruck gemacht.«
    »Ja, so ist er, mein Trig. Weißt du, wann er wieder Dienst hat?«
    »Spätschicht. Fängt um sieben an.«
    Wenn doch die Polizeiarbeit nur immer so beschaulich wäre.
    Bis heute Abend gab es nichts zu tun, und Dusty überlegte, was sie unternehmen könnte. Shoppen gehen. Den berühmten Weg von Coogee nach Bondi abgehen. Ins Museum gehen, in eine Kunstgalerie. An den Strand gehen. Sie könnte aber auch zurück ins Hotel gehen. Was sie auch machte. Sich ausziehen. Was sie auch machte. Sich ein Stündchen vor die Glotze legen. Was sie auch machte. Und dann einschlafen.

58
    Was für eine beschissene Nacht. Zu viele Kids, zu viele Touris, zu viele großmäulige Drei-Bier-Helden.
    Trigger sah auf die Uhr: 02.00. Zeit, die Runde zu machen und zu schauen, was noch übrig war. Die Babes waren weg - die waren allesamt schon vor Mitternacht abgeschleppt
worden. Und das hieß, dass im Grunde nur noch Schlampen da waren - hauptsächlich Pommies, ein paar Irinnen, ein paar Aussies. Trigger hatte schon seit geraumer Zeit einen Tisch im Visier. Krankenschwestern aus dem Prince of Wales und insofern mit der menschlichen Anatomie bestens vertraut. Er hatte sich bereits vorgestellt und es sich nicht nehmen lassen, die Ladys darauf hinzuweisen, sie brauchten ihm nur Bescheid zu geben, sollte jemand sie dumm anreden, er werde das Problem augenblicklich beseitigen. Das hatte ihm einen prüfenden Druck auf den Bizeps und einen Kniff in den Hintern eingebracht und lag inzwischen zwei Stunden und an die tausend Chardonnays zurück.
    »Trigger?«
    Er wirbelte herum.
    Bierblond. Braune Augen. Nette Möpse. Mitte dreißig, aber gut gehalten. Kam ihm irgendwie bekannt vor, aber irgendwie auch wieder nicht.
    »Ja?«
    »Darwin?«
    Trigger lachte nervös. Dieses Wort hatte er schon eine Weile nicht mehr gehört.
    »Entschuldige, kennen wir uns?«
    »Dusty.«
    »Also, tut mir echt leid, aber -«
    »Du hast mich mal gebumst.«
    Das passierte Trigger nicht zum ersten Mal - aber so schnell gab er nicht klein bei.
    »Ich glaube nicht -«
    »Nightcliff Football-Club.«
    »Ich glaube nicht -«

    »Was treibt Cazaly denn so?«
    Trigger warf einen schnellen Blick nach rechts. Die Krankenschwestern waren mittlerweile von einer Horde halsloser Rugbyspieler umringt.
    »Und was führt dich nach Sydney?«
    »Konferenz«, sagte sie.
    Sein Ohrstöpsel knackte. » Brauchen Hilfe in der Aquarium Bar .«
    Triggers Verstand sagte ihm, dass mit dieser Puppe irgendwas nicht ganz koscher war - sie sah so gar nicht nach Konferenzteilnehmerin aus -, aber wie üblich wollte sein Schwanz davon nichts wissen.
    »Tut mir leid, die Arbeit. Um drei mach ich hier Schluss. Wollen wir dann noch wo hingehen? Durch die Clubs ziehen?«
    »Hört sich gut an.«
    »Dann treffen wir uns draußen vor der Tür?«
    »Okay.«
     
    Zum Feierabend rief der Boss ihn zu sich. »Hey, Großer, hast du Lust, einen durchzuziehen?«
    Das »Großer« war reine Ironie; der Boss, ein Samoer, hatte Trigger mindestens fünf Zentimeter und zehn Kilo voraus.
    »Einen durchzuziehen« dagegen war die Einladung ins innerste Heiligtum. Und Trigger wusste, nachdem er gerade mal ein paar Wochen dabei war, war das eine Riesensache. Außerdem: Wann bekam er schon die Gelegenheit, sich Drogen der Güteklasse A einzupfeifen?
    »Klar«, entgegnete Trig und ließ sich ins Büro führen.
    Dort waren noch vier, fünf andere. Die Lines lagen auf
dem Schreibtisch, alle parallel und im gleichen Abstand, alle in der gleichen Länge - wie die Hundertmeterbahn im Olympiastadion, mit der Rasierklinge gezirkelt.
    »Bedien dich«, sagte der Boss und gab Trigger einen zum Röhrchen gerollten Fünfziger.
    Er fühlte sich unsicher, erinnerte sich an das erste Mal, als er Kokain geschnupft hatte. Er hatte bis dahin überhaupt keine Drogen genommen, nicht mal einen Joint geraucht, aber ein Jahr nach seinem Rücktritt, ein Jahr, das so furchtbar war, wie 365 Tage es nur sein können, da hatte Spida ihm einen guten Grund genannt, damit anzufangen: »Trig, das gibt dir das Gefühl, als wenn du wieder Tore machst.« Was nicht ganz stimmte, aber doch einigermaßen. Jetzt spürte Trigger die Blicke auf sich, taxierende Blicke. Er nahm den

Weitere Kostenlose Bücher