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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wundervolle Eltern sein.«
    »Jetzt hör aber auf, Dusty. Es ist mir ernst!«, sagte Julien und wurde ein wenig lauter. »Du weißt genau, dass ich mir immer Kinder gewünscht habe.«
    »Tja, vielleicht hättest du dir das mal lieber überlegen sollen, bevor du dich für einen schwulen Lebenswandel entschieden hast.«
    »Du bist echt total daneben«, erwiderte Julien und schüttelte den Kopf.
    »Erzähl weiter«, sagte Dusty. »Ich bin ganz brav. Versprochen.«
    Julien beugte sich zu ihr, so nah, dass ihre Gesichter sich fast berührten. »Also erstens, ich habe mich nicht für einen schwulen Lebenswandel entschieden .«
    »Okay. Tut mir leid. Weiß ich natürlich.«
    »Und ich wollte immer Kinder haben. Ich möchte Vater sein.«
    »Was hindert dich? Grade jetzt im Moment sitzen sie drüben in Fannie Bay und reiben sich die Schnecke warm.«
    »Dusty!«
    »Okay. Okay. Tut mir leid.«

    »Die Sache ist die -«
    »Ach, verdammt noch mal, Julien. Jetzt spuck’s schon aus.«
    Julien umfasste Dustys Hände und drückte sie sanft. Er sah ihr in die Augen. Er war Tom Hanks in Schlaflos in Seattle , er war Billy Crystal in Harry und Sally , er war Hugh Grant in Notting Hill, und er sagte: »Ich hätte viel lieber ein Kind von dir.«
    Die Kellnerin kam, in jeder Hand einen Teller. »Das Dessert«, verkündete sie. »Das Soufflé für die Dame?«
    »Für ihn«, erwiderte Dusty und zeigte auf Julien.
    »Dann ist die Eiskrem für Sie«, freute sich die Kellnerin und stellte Dusty den Teller hin. »Guten Appetit!«
    Sie aßen schweigend.
    Vorsichtig zupfte Julien an seinem Soufflé - Dusty war sicher, dass er es nur aus ästhetischen Gründen, nicht des Geschmacks wegen bestellte -, während sie das Mango-Kokos-Eis in sich hineinschaufelte.
    »Dusty«, sagte Julien schließlich.
    »Was?«
    »Wir haben das doch alles schon beredet.«
    Das stimmte, sie hatten viele Male darüber gesprochen. Dusty erinnerte sich sogar noch an den Pakt, den sie eines Nachts im Suff am Kuta Beach geschlossen hatten: Wenn bis vierzig keine Babys da sind, dann machen wir eins gemeinsam.
    »Du willst Kinder. Ich will Kinder. Lass uns das doch pragmatisch angehen. Dusty, du wirst schließlich auch nicht jünger.«
    Dusty beugte sich vor und durchbohrte Juliens Soufflé mit dem Löffel, worauf es augenblicklich in sich zusammenfiel.
    »Du bist so ein Arsch«, sagte sie.

    Julien war ernsthaft entrüstet. »Du brichst unseren Pakt!«
    »Da kannst du mal sehen, was für ein Arsch du bist! Du bildest dir wohl ein, ich kriege keinen mehr ab, oder was?«
    Keine Antwort.
    »Du glaubst das wirklich, oder? Du meinst, ich bleibe sitzen und versauere?«
    Julien ließ Dustys Vorwürfe mit versteinertem Gesicht über sich ergehen.
    »Das meinst du doch, oder nicht?«
    Reinste Ausdruckslosigkeit als Reaktion.
    Man durfte Julien ungestraft Schwuchtel, Tucke, warmer Bruder oder Schwanzlutscher nennen, aber aus irgendeinem Grund hasste er es, wenn man ihn »Tunte« nannte.
    »Du bist so eine Tunte .«
    Das hatte den gewünschten Effekt.
    »Deinen James zumindest hast du ziemlich gründlich verscheucht.«
    »Du konntest James nicht ausstehen.«
    »Aber ich hab ihn nicht verscheucht, das warst du!«
    »Tunte. Tunte. Tunte. Tunte.«
    »Schatz, seien wir ehrlich. Du machst Männern Angst.«
    »Also jetzt hör mir mal zu, erstens bin ich nicht dein Schatz«, wütete Dusty, ihre Stimme ein wildes Biest, das an der Kette zerrte, bis es sich schließlich losriss. »Und ich mache Männern keine Angst!«
    Schrill kreischend flüchteten die aufgeschreckten Fledermäuse aufs offene Meer.
    Dusty mochte keine öffentlichen Szenen, dazu hatte sie in den letzten, von Streit geprägten Jahren der Ehe ihrer Eltern zu viele miterlebt, aber nun ließ sich eine solche wohl nicht mehr vermeiden.

    »Dusty, nicht so laut bitte. Die Leute schauen schon«, bettelte Julien.
    Dusty blickte sich um. Die Leute glotzten in der Tat herüber, manche diskret, andere ganz offen, als säßen sie in der ersten Reihe beim Cirque du Soleil. Messieurs und Mesdemoiselles, das Fotografieren mit Blitzlicht im Grande Chapiteau ist strictement untersagt .
    Auch gut, fand Dusty, was wäre eine Szene schon ohne Publikum? Sie wandte sich wieder ihrem Peiniger zu, bereit zur Provokation, zur Eskalation, zum großen Knall. Dabei allerdings fiel ihr auf, dass mittlerweile am besten Tisch des Hauses, unter dem Flammenbaum, zwei Personen Platz genommen hatten: Commander Schneider und Detective Roberts-Thomson.
    Dusty stand

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