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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sauberen, flotten Wikinger.«
    Dustys Enthusiasmus begann zu bröckeln. Sie könnte jetzt auf der Couch liegen und sich die »Ich will, was sie hat«-Szene in Harry und Sally reinziehen. Bei Trace hatte sich das so einfach angehört - Reiß dir einen Rucksacktouristen auf , als wenn man sich bei Liquormart eben mal kurz eine Palette Bierdosen besorgt. Aber wie sollte sie das praktisch anstellen? Trace war braun und klasse, und vielleicht reichte das allein schon aus - sie saß einfach da und war braun und klasse, und schon umschwirrten die Touris sie wie Fledermäuse einen Baum voll reifer Feigen, und sie brauchte sich nur einen herauszupicken.
    Dusty leerte das Glas und bestellte noch einen Wodka Tonic, diesmal einen doppelten. Wieder verlangte sie ein hohes Glas. Wieder bekam sie ein kurzes. Diesmal beschwerte
sie sich, woraufhin der Barkeeper - der ihr ebenfalls so vorkam, als hätte sie ihn schon mal verhaftet: ein Schulbibliothekar aus Palmerston mit der Festplatte voller Kinderpornos - den Drink schlicht aus dem kurzen in ein höheres Glas kippte.
    Die Zweimannband spielte inzwischen Bob Marleys »Is This Love?«, und die Touris tanzten und grölten mit.
    Das allerdings musste man den Pommies lassen, fand Dusty, sie wussten, wie man sich amüsiert. Oder war das die Jugend, die wusste, wie man sich amüsiert? Oder waren es einfach alle außer ihr, die wussten, wie man Spaß hatte?
    Mittlerweile bildeten der Mojito, der Champagner und der Wodka eine Vereinigung, die Dusty auf eine Weise zusetzte, wie ihr nur selten zugesetzt wurde - Detective Dusty Buchanon hatte großes Mitleid mit Detective Dusty Buchanon. Welches Recht hatte James, sie einfach sitzenzulassen?
    Genauer, welches Recht hatte James, sie einfach hier sitzen zu lassen? In einer verkommenen Bar, wo sie Rucksack-Pommies dabei zuschauen musste, wie sie miserabel tanzten und sich, in mehreren Fällen, ungeniert befummelten. Ganze zwei Wochen lagen zwischen dem Tag, als er sagte: »Dusty, ich glaube nicht, dass diese Beziehung noch entwicklungsfähig ist«, und dem Moment, als der Spediteur seine letzten Sachen, die Radiohead-CDs, aus dem Haus trug. Ganze zwei Wochen! Sicher, es hatte gewisse Krisen gegeben, bei welchem Paar gab es die nicht, aber er hatte ja nicht mal versucht, daran zu arbeiten, hatte nicht darüber reden wollen und keinen Bedarf für eine Therapie gesehen. Ein Mann, der Wochen, manchmal Monate über eine minimale Klausel in einem Landabtretungsvertrag verhandeln konnte, weil »ich es den ursprünglichen Besitzern des Landes
schuldig bin«. Aber die gemeinsame Beziehung, vergiss es. Die sei »unrettbar verloren«. Dusty holte einen neuen Drink. Mit der Hand hielt sie sich am Tresen fest und sagte: »Einen Todka Wonic. Wodka Tonic, meine ich. Einen doppelten.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte der Kinderschänder.
    »Klar bin ich sicher. Das hier ist immer noch Darwin, oder? Die Suffhauptstadt Australiens?«
    Der Kinderschänder warf dem Türsteher einen Blick zu, einem untersetzten Tongaer, der die übermenschliche Breite seiner tätowierten Bizepse unterstrich, indem er die Arme verschränkte.
    »Finden Sie nicht, dass Sie allmählich genug haben?«
    Dusty beugte sich über den Tresen und packte ihn am Ärmel. »Jetzt hör mal, du beschissener Kinderficker, du gibst mir jetzt einen Drink, oder ich buchte dich sofort wieder ein, und diesmal schmeiß ich den Schlüssel weg.«
    Dusty war noch nie zuvor aus einer Bar geworfen worden, aber sie hatte genügend Widerstandshelden mit eingeschlagenem Schädel gesehen, um zu wissen, dass es im Großen und Ganzen zuträglicher war, der Aufforderung ruhig Folge zu leisten. Tatsächlich war der untersetzte Tongaer sogar ausgesucht höflich, weshalb Dusty ihn denn auch zu seiner professionellen Berufsauffassung beglückwünschte, sobald sie auf der Straße waren. Sie wusste aus leidvoller Erfahrung, dass es nie leicht war, eine Menschenansammlung im Zaum zu halten, insbesondere wenn Alkohol im Spiel war.
    »Du bist echt klasse«, lobte sie. »Schon mal dran gedacht, zur Polizei zu gehen?«
    »Dafür bin ich ja wohl zu kurz, oder?«, entgegnete er.

    »Nein, das glauben nur immer alle. In Wahrheit gibt es gar keine Mindestgröße.«
    »Echt nicht?«
    Dusty fielen fast die Augen aus dem Kopf, als fünf blonde Männer, fünf groß gewachsene blonde Männer, an ihr vorbeispazierten. Ihre Gesichter waren nicht kantig, die Haut nicht bleich, und zumindest auf den ersten Anschein war keiner von ihnen ein Fan

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