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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Mordkommission. Sie sind ordentlich herumgekommen.«
    Im Gegensatz zu dir, dachte Dusty. »Ich interessiere mich eben für sämtliche Aspekte der Poli zeiarbeit.«
    »Da mussten Sie sicher viel Grauenvolles mit ansehen.«

    Im Gegensatz zu dir, dachte Dusty.
    »Das Übliche eben.«
    »Die Polizeiarbeit kann sehr belastend sein.«
    Tatsächlich, Sherlock? Langsam, aber sicher ging Big C Dusty ernsthaft auf die Nerven - sie hatten es mit einer Toten zu tun, die aller Wahrscheinlichkeit nach einem Mord zum Opfer gefallen war, und ihr fiel nichts Besseres ein, als abgedroschene Phrasen zu dreschen.
    »Ich habe einen Einsatzplan vorbereitet«, sagte Dusty, nahm das DIN-A4-Blatt aus der Aktentasche und legte es Big C vor. »Mir ist klar, dass wir personell am Limit arbeiten, daher habe ich mich auf das Allernötigste beschränkt.«
    Big C war das allerdings kaum einen flüchtigen Blick wert. »Wie Ihnen bekannt sein dürfte, haben wir einen Trupp an den Billabong geschickt, dem es allerdings nicht gelang, irgendeinen erhärtenden Beweis zu finden.«
    Einen Trupp? Fontana hatte ihr erzählt, was für ein »Trupp« das war - er bestand aus exakt einer Person, und diese Person war Crouch. Jedermann wusste, dass Crouch, wenn es um Spurensicherung ging, wenn es um irgendetwas ging, was nicht mit Football-Toto zusammenhing, die totale Niete war.
    »Aber da war eine Leiche«, beharrte Dusty.
    »Ich habe mehrere Leute an die Vermisstenverzeichnisse gesetzt, doch da gibt es niemanden, auf den Ihre Beschreibung zutrifft.«
    »Aber da war eine Leiche.«
    »Ich möchte, dass Sie den Psychiatrischen Dienst aufsuchen. Gängige Praxis nach einem solchen Erlebnis.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich diese Leiche nicht gesehen habe?«

    »Nein, ich möchte damit sagen, dass Sie sich zum Psychiatrischen Dienst begeben sollen.«
    Dusty hatte bislang mit niemandem über Tomasz geredet, aber möglicherweise war dies der richtige Moment, um ihn in die Waagschale zu werfen.
    »Ich war nicht die Einzige, die sie gesehen hat.«
    »Ich höre«, sagte Big C.
    »Ich war am Billabong in Begleitung. Ein Mann namens Tomasz.«
    Big C griff zu einem Stift. »Könnten Sie das bitte buchstabieren?«
    »T-o-m-a-s und dann c, denke ich, oder z.«
    »Denken Sie? Und der Vorname?«
    »Das ist der Vorname.«
    »Dann der Nachname?«
    »Den weiß ich leider nicht.«
    »Telefonnummer?«
    »Auch nicht.«
    »Adresse?«
    »Nein. Hören Sie, er war Tourist. Ich habe ihn quasi im Pub aufgegabelt, und dann hat mir der Taxifahrer den Tipp gegeben, und ich bin am nächsten Tag mit ihm da rausgefahren, um es mir anzusehen, aber inzwischen ist er wieder zurück in Deutschland.«
    Big C legte den Stift weg. »Detective, ich habe entschieden, Sie aus der Mordkommission abzuziehen.«
    Dusty sah ihre Vorgesetzte an und verstand nicht recht, was sie da hörte - bei dieser Besprechung ging es um die Leiche im Billabong, nicht um ihre Laufbahn.
    »Wie Sie wissen, hat der stetig wachsende Rückgriff auf DNA-Analysen zur Folge, dass auch der Lagerung und Katalogisierung
sichergestellten Materials erhöhte Bedeutung zukommt. Ich möchte daher, dass Sie vorübergehend dort aushelfen.«
    »Ich soll in den Schuppen?«
    »So ist es.«
    »Aber das hieße ja, dass ich wieder Uniform tragen muss.«
    »So ist es.«
    Unablässig öffnete und schloss sich Big Cs Mund und sonderte Laute ab, aber Dusty konzentrierte sich allein auf den Häkelsaum des Untersetzers und hoffte, von dort werde ihr eine Erklärung zuteil, was hier eigentlich gerade geschah.
    Bis zum McVeigh-Fall hatte sie als Überfliegerin gegolten, als eine der besten Ermittlerinnen in der Truppe. Und nun abgeschoben in den Schuppen. Es war ein spektakulärer Absturz, und Dusty verstand nicht, wie es dazu hatte kommen können.
    Es kann nicht sein, versicherte Dusty sich selbst. Es kann einfach nicht wahr sein.
    Sie bemerkte, dass es im Büro still war, dass Big Cs Mund sich nicht mehr bewegte und sie die Brauen leicht in die Höhe gezogen hatte, als erwarte sie eine Art Reaktion.
    »Also, wie hört sich das an?«, wollte sie wissen.
    Lachhaft. Lächerlich. Schwachsinnig. Eine ganze Reihe von Erwiderungen wäre Dusty in den Sinn gekommen, doch sie widerstand der Versuchung, eine davon zu äußern, und biss sich auf die Unterlippe. Ungezählte Vernehmungen hatten sie gelehrt, dass man vor allem ruhig bleiben musste, die Gefühle dem Verstand unterzuordnen hatte.
    »Leck mich!«
    »Wie bitte?«

    »Wann soll ich mich dort zum Dienst

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