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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zusätzliche, kapriziöse Gottheit geschaffen: Rubbellos, kann verhelfen zu großem Reichtum durch einfaches Kratzen von Münze.
    »Nein«, sagte Dusty. »Nicht Rubbellos.«
    Viel besser! Der Moment, wenn sie Big C das Entlassungsschreiben in die Hand drückte, würde einer der einschneidendsten und freudigsten ihres Lebens werden.
    Nyoman ging, und Dusty griff zum Handy. Sie wählte.
    »Frances!«
    »Hallo, Mum!«
    »Das ist aber wirklich eine Überraschung!«
    »Kannst du reden?«
    »Ich bin mit den Mädels im Grower’s Market. Da sind wir jetzt jeden Dienstag, es ist umwerfend.«
    »Mädels? Welche Mädels?«
    »Ach, du weißt schon. Susie und Beth, und Lana kommt meistens auch.«
    »Mum, ihr seid alle längst über sechzig.«
    »Aber das heißt nicht, dass wir uns nicht jung fühlen. Schließlich ist sechzig das neue Fünfzig.«
    Dusty hatte den Satz im Wagen etliche Male aufgesagt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, und so ging er ihr nun wirklich ganz locker und leicht über die Lippen: »Ich habe beschlossen, den Polizeidienst zu quittieren und nach Adelaide zurückzukehren.«
    Es war schwierig, sich ihre Mutter als einen von dreihundertfünfzigtausend Fans vorzustellen, die Berichten zufolge am 12. Juni 1964 nach der Landung der Fab Four die Straßen Adelaides gesäumt hatten, so nachdrücklich hatte sich ihr Geschmack in Richtung Klassik Light gewandelt,
doch was jetzt aus dem Apparat drang, war, sowohl in Tonhöhe wie in Lautstärke, ein absolutes Beatlemania-Kreischen.
    »Liebes, das sind ja großartige Neuigkeiten. Großartige Neuigkeiten.«
    »Nicht wahr?«, sagte Dusty.
    »Wann denn, Liebes? Wann kommst du?«
    »Ich muss noch kündigen. Klarschiff machen. In einem Monat oder so.«
    »Du machst mich unendlich glücklich!«
    Beim Auflegen hörte Dusty, wie ihre Mutter es den Mädels verkündete. »Sie kommt heim! Frances kommt heim!«
    Dusty bestellte noch einen Kaffee, dann widmete sie sich der heutigen Zeitung. Die Kröten waren weiter auf dem Vormarsch - eine war in der McMinn-Lagune gesichtet worden, knappe vierzig Kilometer südöstlich von Darwin. Ein Foto des Eindringlings war auch dabei: Es war eine Amphibie von derart abstoßendem Äußeren, dass es selbst eine wohlmeinende Tierliebhaberin wie Dusty schauderte.
    Aber wenn schon, dachte sie. Genau das hat Darwin verdient - eine Plage. Aga-Kröten im Einkaufszentrum Casuarina. Hoppelnde Aga-Kröten in der Smith Street Mall.
    Dusty blätterte um.
    »Yabooma: Das größte Ding seit Yothu Yindi«, posaunte die Schlagzeile. »Top-End-Rock wird erwachsen.«
    Dem Artikel zufolge war Top-End-Rock die einzige wirklich originäre Musikrichtung Australiens, »ein berauschender Mix aus Rock, Reggae und Didgeridoo«.
    Die nächste Plage. Aber auch das war genau das, was Darwin verdiente.

    Dusty legte die NT News beiseite und griff sich den Advertiser , das altehrwürdige, von den »Krähenfressern« im Süden so heiß und innig geliebte Boulevardblatt.
    Mehr Leichen in Fässern! Crows-Stürmer heiratet Teilzeitmodel. Geeister Kaffee wieder fünf Cent teurer!
    Das ist doch schon eher was, fand Dusty.
     
    Als Dusty dann ins Polizeipräsidium stiefelte, das Entlassungsgesuch fest in der Hand, war sie eine Stunde zu spät dran und ohne Uniform, aber das war ihr so egal wie nur was. Das Senang -Gefühl, das sie schon den ganzen Vormittag begleitete, hatte inzwischen an sekali noch zugelegt. Sie war geradezu euphorisch.
    Auf dem Weg zu Big Cs Büro kam sie an den Postfächern vorbei und bemerkte einen großen weißen Umschlag in dem ihren.
    Ignorieren, ermahnte sie sich.
    Die Briefmarken waren deutsch, abgestempelt war er in Berlin.
    Einfach nicht beachten, ermahnte sie sich.
    Selbstverständlich hatte Dusty im Lauf der vergangenen Woche an Tomasz gedacht, und zwar gar nicht wenig. Aber diese Gedanken waren Küchenschabengedanken, Plagen, die zertrampelt und vernichtet gehörten. Es war eine Affäre für eine Nacht, mehr nicht. Plus ein paar Seltsamkeiten am Tag darauf.
    Der Umschlag war adressiert an:
    DETECTIVE DUSTY
    NORTHERN TERRITORY POLICE
    DARWIN
    AUSTRALIA 0800.

    Dusty befolgte treu den eigenen Rat und marschierte weiter bis vor die Tür von Big C. Sie klopfte.
    »Ja?«, ließ Big C sich vernehmen.
    Dusty machte auf dem Absatz kehrt und rannte den Korridor zurück. Sie schnappte sich den Umschlag aus dem Postfach und riss ihn auf.
    Darin lag ein Vogelfoto im DIN-A4-Format: der Azurfischer, den sie am Billabong gesehen hatten.
    Auf dem Foto hatte jemand -

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