Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
melden?«, erkundigte sich Dusty.
    Der Anflug eines Lächelns bei Big C. »Morgen natürlich.«
    Allmählich bekam Dusty einen Eindruck davon, wie es Big C gelungen war, zum jüngsten weiblichen Commander ganz Australiens aufzusteigen.
    »Und wenn ich diese Stelle ablehne?«
    »Wie ich schon sagte, es ist wirklich eine exzellente Gelegenheit für eine Beamtin in Ihrer Lage.«
    Big C schloss Dustys Akte, und das Gespräch war offensichtlich beendet. Bis auf eines. »Detective«, sagte Big C, als Dusty aufstand, um zu gehen.
    »Ja.«
    »Es reicht völlig, wenn Sie den Dienstwagen erst morgen zurückgeben.«
    »Danke«, erwiderte Dusty.

32
    Die Grashocker waren am üblichen Ort und schliefen zum größten Teil. Überall lagen leere Bierdosen und Hamburgerpapiere herum, Rückstände vom gestrigen Abend.
    Marion saß im Schneidersitz und qualmte gedankenverloren eine Selbstgedrehte.
    »Hallo Dutty«, grüßte sie mit ihrem zahnlückigen Lächeln.
    Smithie und Wessie brannten darauf, endlich zum Strand zu kommen.
    »Wie war noch Name von Hunden?«
    »Das da ist Wessie, und der hässliche Köter ist Smithie.«
    »Feine Hunde«, sagte Marion und fuhr sich mit dem
Handrücken über die Nase. »Wo ist denn dein Macker geblieben?«
    James hatte immer Wert darauf gelegt, sich mit den Grashockern zu unterhalten, und hatte ihren Berichten von Misshandlung und Entwürdigung interessiert gelauscht. Aber er hatte sich nie auf irgendwelchen »Humbug« eingelassen - kein Geld, keine Zigaretten, keine Extratouren. Sein Beitrag zum Wohlergehen unserer Ureinwohner, sagte er stets, müsse sich strikt auf den Einsatz vor Gericht beschränken.
    »Er hat sich vom Acker gemacht«, sagte Dusty.
    Marion lachte schallend - offenbar konnte sie der Vorstellung, dass James sich vom Acker gemacht hatte, einiges abgewinnen. Hin und wieder fragte sich Dusty, was wohl geschehen wäre, wenn Marion ihren Prozess gewonnen hätte, ob ihr der Weg zurück in ihre Gemeinschaft offen gestanden hätte. Aber sie kannte die Antwort: Hätte man die Kerle, die sie vergewaltigt hatten, ins Gefängnis gesteckt, wäre Marion sogar noch schlimmer ausgegrenzt worden als jetzt.
    »Du, Tante, das ist für dich«, sagte Dusty und reichte Marion eine grüne, umweltfreundliche Tüte voller Altkleider.
    Es war schon eine Weile her, seit Dusty die Hunde zuletzt an den Strand gelassen hatte, daher entschied sie sich für den langen Laufweg bis hinaus zur Uni. Wieder war Ebbe, und der Sand erstreckte sich praktisch bis Timor. Heerscharen von Winkerkrabben flitzten hierhin und dorthin und schrieben Arabesken in den Sand. Auf dem Rückweg durften die Hunde noch im Bach herumtollen, bevor es wieder über die Brücke ging.
    Dusty wusste, dass Marion die Kleiderspende nicht für
sich behalten würde - so etwas wäre in der Kultur der Aborigines, und ganz besonders in der Kultur der gestrandeten, jedoch nicht vollends gescheiterten Aborigines absolut unvorstellbar -, aber überrascht war sie denn doch, wie schnell die Beute verteilt worden war. Hector, ein hagerer alter Mann und bekannter Maler, wirkte richtig herausgeputzt, denn er ging zwar immer noch mit bloßem Oberkörper, die Beine aber zierte eine khakifarbene Polizeihose. Sophie, Marions Trinkgenossin, trug eine von Dustys Uniformblusen - natürlich nicht zugeknöpft, denn auch das beste Polyester-Baumwoll-Mischgewebe der Welt hätte unmöglich ihren enormen Busen umspannt. Und auf Marions Kopf saß Dustys alte Polizeimütze in einem Winkel, der sich tatsächlich nur als neckisch bezeichnen ließ.
    Während der ganzen Heimfahrt musste Dusty lachen. Sie lachte, während sie unter der Dusche stand. Lachte, als sie Jeans und T-Shirt anzog. Und als sie auf den Parkplatz des Einkaufszentrums von Parap fuhr und einen Stellplatz zwischen SUPERMUM und MUM4EVER ergatterte, da lachte sie noch immer.
    »Du wirkst sehr senang heute, Dusty«, sagte Nyoman, als er ihr den Morgenkaffee servierte.
    » Senang sekali «, bestätigte Dusty. Senang : glücklich. Sekali : sehr. Glücklich sehr.
    So senang , dass sie sogar gütig lächelte, als Jacqui mit ihrer Horde von Absoluten aufmarschierte, ja sie schreckte nicht einmal davor zurück, deren Babys mit Freundlichkeiten zu bedenken - nein, was für süße Augen sie hat, und, angesichts eines wirklich schauerlichen Fettkloßes, ja das ist aber ein kräftiger kleiner Bursche!
    »Kann sein Rubbellos?«, vermutete Nyoman.

    Der Hindu und Polytheist hatte in seinem dehnbaren Pantheon Raum für eine

Weitere Kostenlose Bücher