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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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Sternenmasse nach innen zu ziehen; das erhöht den Druck, sodass sie wieder nach außen getrieben wird. Dann ist wieder die Gravitation am Zug und so weiter. Wenn der Stern sich zusammenzieht, gibt er weniger Licht ab und bringt die Helligkeitsschwankungen hervor – das Markenzeichen der Cepheiden. Spüren wir also einen solchen Kandidaten an einem fernen Ort auf, wissen wir mit großer Wahrscheinlichkeit auch, wie weit entfernt er ist.
    Obwohl Standardkerzen die Arbeitspferde der kosmologischen Entfernungsmessung sind, gibt es eine modernere Technik, mit der eine genauere Messung zustande kommen sollte. Als Einstein vorschlug, die Krümmung des Raums durch einen massereichen Körper bewirke eine Lichtablenkung, erkannte er auch, dass ein derart schwerer Körper genau dasselbe vollbringt wie eine Linse: Er krümmt die verschiedenen Lichtstrahlen aus einer kleinen Lichtquelle zurück – weiter weg, als wir sonst sehen könnten –, sodass wir ein klareres Bild von ihr bekommen.
    Manchmal lässt uns dieser Gravitationslinseneffekt mehr als ein Exemplar desselben Himmelskörpers sehen. Stellen Sie sich ein sehr helles, fernes Objekt vor wie zum Beispiel die unglaublich hellen Protogalaxien, die auch Quasare genannt werden. Während ihr Licht viele Milliarden Lichtjahre bis zur Erde unterwegs ist, durchdringt es Regionen, die den Raum krümmen, sodass wir mehr als ein Exemplar desselben Körpers im Weltraum sehen können. Da Quasare nicht dieselbe Helligkeit beibehalten, lässt sich die schwankende Intensität des Paares durch die Zeit zurückverfolgen.
    Schließlich läuft es auf Folgendes hinaus: Obwohl ihr Licht im gleichen Rhythmus gedämpft und verstärkt wird, kommen sie wegen der unterschiedlichen Strecken, die das Licht genommen hat, aus dem Takt. Wenngleich das Verfahren zur Berechnung der veränderten Strecke anspruchsvoll ist, bedeutet es im Prinzip, dass man mit diesen Daten herausfinden kann, wie weit ein Quasar entfernt ist, ohne mit Standardkerzen hantieren zu müssen. Die Informationen lassen sich sogar benutzen, um die Eichung dieser Kerzen zu überprüfen.
    Aber wir sind hier schon etwas vorausgeeilt. Durch Bessels Messungen von Sternenparallaxen im frühen neunzehnten Jahrhundert konnten wir die Entfernung zu den näheren Sternen bereits erahnen, ohne dabei eine wirkliche Vorstellung von der Größe des Universums zu bekommen. Obwohl das Universum der alten Griechen, das eigentlich nur aus dem Sonnensystem bestand, im frühen 20 . Jahrhundert längst abserviert worden war, nahmen die meisten Forscher immer noch an, dass die Milchstraße – unsere Galaxie, die etwa 100 000  Lichtjahre umfasst – das ganze Universum war. So waren wir vom Universum als Sonnensystem zum Universum als Sternenhaufen übergegangen. Aber nicht alle teilten diese Meinung.

Welteninseln
    Bemerkenswerterweise war es William Herschel, der der Meute voraus war, als er vorschlug, die Milchstraße könnte nur eine von vielen Galaxien sein. Es gibt Äußerungen, Herschel habe geglaubt, alles befinde sich innerhalb der Milchstraße, aber das ist völlig falsch und verwechselt dies mit seinen Beobachtungen unterschiedlicher Nebeltypen, jenen verschwommenen Lichtflecken im Weltall. Im zweiten seiner beiden Artikel «Über den Aufbau des Himmels» schloss Herschel aus seinen Beobachtungen, dass die Milchstraße selbst ein Nebel sei wie viele andere, die er mit Hilfe seiner Teleskope katalogisiert hatte. Er gab immer mehr Sternenkataloge heraus, denn mit seinen unvergleichlichen Teleskopen gelang es ihm zu zeigen, dass ein Nebel nach dem anderen in Wirklichkeit eine Ansammlung von Sternen war, ähnlich wie unsere Milchstraße, aber losgelöst von uns wie Inseln im Weltall.
    Herschel hatte sich bereits für eine Reihe unterschiedlicher Galaxientypen entschieden (die er weiterhin Nebel nannte). Einige waren kugelförmig und manche flach wie ein Pfannkuchen. In diese Kategorie gehört auch die Milchstraße (die er als einen Nebel  III . Klasse bezeichnete). Nebel, die dem im Sternbild Orion aufgespürten Nebel glichen, nannte er «teleskopische Milchstraßen». Sie enthielten eine Vielzahl von Sternen. Allerdings wies er später darauf hin – und das war auch die Quelle des Missverständnisses –, nicht jeder Nebel sei ein umfassender Sternenhaufen. Manche schienen wie Wolken aus glühendem Staub zu sein, die einen Stern umhüllten. Und diese Nebelklasse hielt er (korrekterweise) für den möglichen Geburtsort eines

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