Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
Vom Netzwerk:
schätzen, indem man prüfte, wie viel Uran sich in Blei verwandelt hatte.
    Auf dem Weg zur präzisen Altersbestimmung tauchten einige Probleme auf. Schaute man in die Vergangenheit, musste man sich auf Vermutungen stützen, wie radioaktive Materialien in der Vergangenheit vorhanden gewesen waren. Einige der Methoden zur kurzfristigen Datierung benutzten zum Beispiel radioaktiven Kohlenstoff. Sie waren nur dann akkurat, wenn sie an die Ringe in sehr alten Bäumen angeglichen wurden. Doch heute können wir mit einiger Gewissheit sagen, dass die Erde 4 , 53  Milliarden Jahre alt ist. Dieses Alter scheint auch auf den Rest des Sonnensystems zuzutreffen. Bisher ist noch nichts gefunden worden, das älter ist.

Gegenseitige Kontrolle
    Im Vergleich zur zeitgenössischen Auffassung vom Alter der Erde war Baades Universum immer noch viel zu jung. Aber dank eines weiteren wichtigen wissenschaftlichen Grundsatzes sollte es nicht so bleiben. Einmalige Beobachtungen und Messungen sind nützlich, wenn man ein Signal setzen möchte, aber man sollte sie nie als endgültig betrachten. Damit ein Experiment anerkannt werden kann, muss es wiederholbar sein. Ein anderer sollte in der Lage sein, dieselben Ergebnisse in einem anderen Labor zu erzielen. Ebenso muss eine astronomische Beobachtung wiederholt werden, idealerweise von jemandem, der einen anderen Standpunkt vertritt, um sicherzugehen, dass die Beobachtung den Anforderungen entspricht.
    Mit diesem Grundsatz im Hinterkopf beauftragte Baade seinen Assistenten Allan Sandage, seine Messungen durch neue Beobachtungen zu überprüfen, was erneut Verwirrung über das Alter des Universums stiftete. Sandage fand keine Fehler bei Baades Messungen innerhalb der Andromedagalaxie, dafür aber in der Art und Weise, wie diese Messungen anschließend auf fernere Galaxien ausgeweitet wurden, um die Größe des Universums zu berechnen und es somit zeitlich bis zu seinem Anfang zurückzuverfolgen.
    Erinnern wir uns, dass Hubble die einzig verfügbare Methode angewandt hatte, entfernte Galaxien zu vermessen. Da draußen waren keine Cepheiden sichtbar (womit auch Baade konfrontiert war), deshalb wurde der hellste Stern in der Andromedagalaxie als Maßstab benutzt. Man nahm an, dass diese Sterne im Vergleich mit dem hellsten Stern in einer fernen Galaxie tatsächlich gleich hell waren. Wenn sie offenbar, sagen wir, ein Sechzehntel der Helligkeit besaßen, waren sie viermal so weit entfernt.
    Der große Vorteil, den Sandage gegenüber Hubble hatte, war die Fototechnik der 1950 er Jahre, die eine höhere Auflösung bot. Viele Jahre lang hatten Astronomen schon nicht mehr durch Linsen in den Himmel geschaut. Sie hatten ihre Messungen auf fotografischen Platten vorgenommen, weil dadurch eine längere Belichtung möglich war, was die von einem fernen Stern eingefangene Lichtmenge erhöhte. Obwohl Sandage meistens am selben Teleskop auf dem Mount Wilson arbeitete wie Hubble, war die Technik der Fotografie rasch vorangekommen und brachte viel detailgetreuere Bilder hervor. Anfangs mag Sandage erschrocken gewesen sein, doch dann wandelte sich die Reaktion auf seine ursprüngliche Entdeckung wahrscheinlich in Freude, denn die «hellsten Sterne» in vielen dieser Galaxien waren überhaupt keine Sterne.
    Viele Galaxien enthalten riesige Wasserstoffgaswolken, die nicht genügend zusammengewachsen sind, um Sterne zu bilden. Allerdings haben diese Wolken, Jahrmilliarden ununterbrochen dem Sternenlicht ausgesetzt, Energie gewonnen und sind dabei heiß genug geworden, um aus eigener Kraft zu erstrahlen, auch wenn ihnen die Kernreaktionen eines Sterns fehlen, die die Energie für das Leuchten liefern. Dieser Vorgang lässt sich mit der Erhitzung eines Stücks Metall bis zur Rotglut in einem Schmiedeofen vergleichen. Das Metall selbst hat keine Wärmequelle, aber die von außen gewonnene Energie lässt es leuchten. Mit der zusätzlichen Auflösung, die Sandage zur Verfügung stand, konnte er erkennen, dass diese «hellsten Sterne» häufig ebenjene glühenden Wolken und nicht etwa einzelne Sterne waren.
    Als die Wolken erst einmal aussortiert waren, erwiesen sich die hellsten Sterne viel leuchtschwächer als anfangs angenommen. Und das hieß wiederum: Jede Galaxie, in der dies geschah, war weiter entfernt, als Hubble und Baade vermutet hatten. Obwohl unser nächster Nachbar in der Andromedagalaxie sich nicht verschob, wurden plötzlich die Lücken zu den weiter entfernten Galaxien größer. Das Universum war jetzt

Weitere Kostenlose Bücher