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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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mindestens 5 , 5  Milliarden Jahre alt, was sogar dem aktuellsten Alter der Erde entgegenkam. Diese Suche entwickelte sich für Sandage zur Lebensaufgabe. Er sammelte fleißig bessere Daten, die offenbar die Grenzen des Universums immer weiter nach außen schoben. Gegen Ende der 1950 er Jahre lagen die Schätzungen für das Alter zwischen 10 und 20  Milliarden Jahren.
    Viele Jahre lang sollte – allen Verfeinerungen dieser Schätzung zum Trotz – der Wert regelmäßig schwanken. Erst im 21 . Jahrhundert konnte man einer ziemlich genauen Zahl vertrauen, die auf einer ganz anderen und eher theoretisch begründeten Methode beruhte.

13 Milliarden Jahre
    Noch zu Beginn des 21 . Jahrhunderts schwankten die Zahlen zwischen 16 und 12  Milliarden Jahren auf der Grundlage des radioaktiven Zerfalls von Elementen und dem offensichtlichen Alter der ältesten beobachtbaren Sterne, aber der WMAP -Satellit wird von vielen als das Instrument betrachtet, das die nähere Bestimmung mit ziemlicher Gewissheit auf 13 , 73  Milliarden plus minus 0 , 12  Milliarden Jahre ermöglichte. Es sollte jedoch betont werden, dass es kein wundersames Kennzeichen in den vom WMAP -Satelliten gesammelten Daten gibt, das diese Zahl mit Bestimmtheit festlegen kann. Die Datierung beruht auf einem Modell des Universums mit der Bezeichnung «Lambda- CDM -Modell» (Lambda steht für die kosmologische Konstante und CDM für cold dark matter – Kalte Dunkle Materie). Mit seiner Hilfe lassen sich maßgebliche Vermutungen über die Beschaffenheit des Universums anstellen.
    Es ist ein überraschend einfaches Modell mit nur sechs Parametern – Zahlen wie die Hubble-Konstante, die das Tempo der Expansion des Universums beschreibt, und die kosmologische Konstante, die den Einfluss der Dunklen Energie berücksichtigt, dieser geheimnisvollen Kraft, die die Ausdehnung des Universums beschleunigt. Stützt man sich bei der Messung auf dieses Modell, bedeutet das Folgendes: Falls einige der anderen Modelle des Universums, denen wir später noch begegnen werden, besser als das Lambda- CDM -Modell sind, dann sind die 13 , 7  Milliarden Jahre, die Sie häufig als Tatsache aufgeführt sehen, nicht substanziell begründet, sodass wir auf die vagen, aber besser untermauerten Zahlen zurückgreifen müssen, die früher für die Rückverfolgung der Zeitspanne bis zum Urknall (oder seiner Entsprechung in unterschiedlichen Modellen) benutzt wurden.
    Manche Forscher jedoch betrachteten den Streit um das Alter des Universums als Zeitverschwendung. Für sie war die bloße Vorstellung, das Universum könnte zu einem bestimmten Zeitpunkt entstanden sein, wissenschaftliche Ketzerei. Sie waren der Meinung, das Universum könne schlicht unmöglich aus dem Nichts entstanden sein, insbesondere falls ein religiöser Beigeschmack damit verbunden sei. Und wie wir ja bereits gesehen haben, war es wenig hilfreich, dass George Lemaître, der Urheber der Gedanken, die schließlich zur Urknalltheorie führten, ein katholischer Priester war. Als Hubbles Werk die Vorstellung von der Expansion des Universums nahelegte, die sich bis zum Anfangspunkt zurückverfolgen ließ, bestanden diese Wissenschaftler darauf, dieses Konzept stimme nicht mit dem Universum überein, wie sie es verstünden. Daher müsse eine Fehlinterpretation der Daten vorliegen.
    In diesem Stadium gab es noch viele Ungereimtheiten, was die Beschaffenheit des Universums betraf. Die größte Ungewissheit war mit der Frage nach seinem Ursprung verbunden. Immerhin blicken wir einige Milliarden Jahre zurück. Wie können wir sicher sein, dass es so etwas wie den Urknall überhaupt jemals gegeben hat?

[zur Inhaltsübersicht]
    5. Ein Knall oder ein Winseln?
    Die Einrichtung des Weltgebäudes ist gewiss sehr viel leichter zu erklären als die einer Pflanze.
    Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799)
    Obwohl der Urknall das bei weitem anerkannteste Modell des Ursprungs des Universums ist, wirft es einige nicht zu unterschätzende Probleme auf. Es ist eine zusammengewürfelte Theorie, deren Grundgedanke nicht mit den späteren Beobachtungen übereinstimmt. Deshalb mussten zusätzliche Bestandteile hinzugefügt werden, damit die Theorie an die bereits bekannten Daten angepasst werden konnte. Und wie es sich nun einmal mit jeder Kosmologie – dem Studium der Beschaffenheit des Universums – verhält, leidet sie darunter, dass sie auf Indizienbeweisen beruht, die zum Teil so dünn sind, dass sie selbst vor Gericht kaum eine

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