Vor der Flagge des Vaterlands
besonders aufmerksam gemacht worden waren.
Wirklich hatte der Besuch des Fremden im Healthsul-House ihm eine gewisse Beachtung zugelenkt. Der Director konnte zwar keinerlei verdächtige Ahnung über die Gründe dieses Besuches haben. Doch waren der Pflegling und dessen Wärter nur wenige Stunden nach seinem Weggange aus der Anstalt entführt, in dieser Zeit aber im Pavillon Nr. 17 kein andrer Besuch empfangen worden und niemand mit Thomas Roch zusammengekommen. Jetzt erwachte natürlich der Verdacht, und die Verwaltung fragte sich, ob nicht jene Persönlichkeit ihre Hand bei der Sache im Spiele gehabt habe. Nachdem er sich von der Oertlichkeit und der Lage des Pavillons hinreichend unterrichtet hatte, konnte ja der Begleiter des Grafen d’Artigas die Riegel an der Pforte zurückgeschoben und den Schlüssel an sich genommen haben. So brauchte er nach Dunkelwerden nur in den Park hineinschleichen und die Entführung mußte verhältnißmäßig leicht zu bewerkstelligen gewesen sein, da die »Ebba« höchstens zwei bis drei Kabellängen von der Parkmauer verankert lag.
Diese Verdachtsmomente, die dem Director und dem Personal der Anstalt erst beim Beginn der Untersuchung des Falls vor Augen getreten waren, verstärkten sich, als man die Goelette die Anker lichten und durch das Mündungsbecken der Neuze in der Richtung nach einer der Durchfahrtsstraßen des Pamplicosundes steuern sah.
Hierauf gestützt, erging nun an die Behörden von New-Berne der Befehl, daß der Kreuzer »Falcon« und die Zolldampfer der Goelette »Ebba« folgen, sie vor dem Passieren einer der Verbindungsstraßen anhalten und gründlichst durchsuchen sollten, so daß weder Cabinen, noch Mannschafts-oder Wirthschaftsräume und auch der Laderaum des Schiffes nicht unbesichtigt blieben. Die Weiterfahrt sollte ihr nicht eher gestattet werden, als bis man die Gewißheit hätte, daß Thomas Roch und Gaydon nicht an Bord wären.
Ein Bootshaken wurde in die Rüsten des Großmastes eingelegt. (S. 51.)
Der Graf d’Artigas mochte wohl kaum ahnen, daß auf ihm ein besondrer Verdacht ruhte und seine Jacht den Officieren und Zollbeamten eigens zur Visitation empfohlen war. Doch selbst wenn er das gewußt hätte, würde sich der so hochmüthige, nichts achtende Besitzer der Jacht darum nicht die mindeste Sorge gemacht haben.
Gegen drei Uhr nachmittags manövrierte die Goelette, die bisher eine Seemeile vom Hatteras-Inlet kreuzte, so, daß sie nach der Mitte der Durchfahrt zulief.
Nachdem er einige seewärts segelnde Fischerbarken durchsucht hatte, wartete der »Falcon« jetzt am Eingange der genannten Wasserstraße. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte die »Ebba« nicht die zwecklose Absicht, unbemerkt zu entkommen oder sich durch schnelles Davonsegeln den Formalitäten zu entziehen, denen sich jetzt alle auf dem Pamplicosund befindlichen Fahrzeuge unterwerfen mußten. Kein einfacher Segler hätte ja die Verfolgung durch ein Kriegsschiff vereiteln können, und wenn die Goelette der Aufforderung zum Gegenbrassen nicht nachgekommen wäre, so hätten wohl eine oder zwei Kugeln hingereicht, sie dazu zu zwingen.
Da stieß ein Boot mit zwei Officieren und zehn Matrosen vom Kreuzer ab und steuerte so, daß es der »Ebba« den Weg verlegen mußte.
Der Graf d’Artigas beobachtete dieses Manöver von dem Platze aus, wo er auf dem Hinterdeck saß und sich ruhig eine Havannacigarre angezündet hatte, mit vollster Gleichgiltigkeit.
Als das Boot nur noch eine halbe Kabellänge entfernt war, erhob sich einer der Leute darin und schwenkte eine Fahne.
»Das Signal zum Anhalten, sagte der Ingenieur Serkö.
– Ja… wirklich, antwortete der Graf d’Artigas.
– Man giebt uns den Befehl, zu warten…
– Nun, so warten wir.«
Der Kapitän Spade ging sofort daran, zu brassen. Die Segel der beiden Masten wurden also so eingestellt, daß der Druck des Windes auf dieselben sich gegenseitig aufhob.
Der Gang der Goelette wurde damit unterbrochen; sie glitt allmählich langsamer dahin und stand endlich soweit still, daß sie nur der Ebbestrom, der durch die Wasserstraße nach dem Meere zu verlief, ein wenig fortbewegte.
Einige Ruderschläge brachten das Boot vom »Falcon« Bord an Bord mit der »Ebba«. Ein Bootshaken wurde in die Rüsten des Großmastes eingelegt.
Die Leiter an der Lücke der Schanzkleidung rollte hinunter und zwei Officiere nebst acht Mann stiegen an Bord, während zwei Matrosen im Boote zurückblieben.
Die Mannschaft der Goelette stellte
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