Vor der Flagge des Vaterlands
sich in Ordnung am Vorderkastell auf.
Der höhere Officier von den beiden, ein Schiffslieutenant, trat auf den Eigenthümer der »Ebba«, der sich schon grüßend erhoben hatte, zu, und zwischen den Herren kam es zu folgenden Fragen und Antworten:
»Diese Goelette gehört dem Grafen d’Artigas, den ich wohl die Ehre habe, vor mir zu sehen?
– Ja, Herr Lieutenant.
– Das Schiff heißt?…
– Die »Ebba«.
– Und wird geführt?
– Vom Kapitän Spade.
– Seine Nationalität?…
– Indo-malaiisch.«
Der Officier warf einen Blick nach der Flagge der Goelette, während der Graf d’Artigas fortfuhr:
»Darf ich wohl nach der Veranlassung fragen, Herr Lieutenant, der ich das Vergnügen Ihres Besuchs hier verdanke?
– Es ist Befehl ergangen, erwiderte der Officier, alle Fahrzeuge zu durchsuchen, die zur Zeit auf dem Pamplicosund ankern oder aus diesem wegsegeln wollen.«
Er glaubte nicht hervorheben zu sollen, daß die »Ebba« mehr als jedes andre Fahrzeug der genauesten Durchsuchung unterzogen werden sollte.
»Sie, Herr Graf, verweigern es ohne Zweifel nicht, daß wir…
– O, in keiner Weise, Herr Lieutenant, antwortete der Graf d’Artigas. Meine Goelette steht ganz zu Ihrer Verfügung… vom Top der Masten bis zum Grunde des Laderaums. Ich gestatte mir nur die Frage, weshalb die Fahrzeuge, die sich heute auf dem Pamplicosund befinden, einer so rigorosen Maßregel unterworfen werden.
– Ich habe keine Ursache, Sie darüber im Unklaren zu lassen, Herr Graf, antwortete der Officier, ohne zu zögern. Dem Gouverneur von Carolina ist eine im Healthsul-House vorgekommene Entführung gemeldet worden, und die Regierung will sich überzeugen, daß die entführten Personen nicht im Laufe der Nacht auf ein Schiff gebracht worden sind.
– Wäre das denkbar? sagte der Graf d’Artigas mit dem Ausdrucke der Ueberraschung. Und wer sind die Personen, die aus dem Healthful-House so räthselhaft verschwanden?
– Ein Erfinder, ein halb Irrsinniger, nebst seinem Wächter.
– Ein Irrsinniger, Herr Lieutenant?… Sie meinen doch nicht etwa den Franzosen Thomas Roch?…
– Ganz recht, um den handelt es sich.
– Diesen Thomas Roch hab’ ich noch gestern bei einem Besuche der Anstalt gesehen. Ich legte ihm im Beisein des Directors einige Fragen vor und er verfiel, als wir, der Kapitän Spade und ich, ihn verließen, in einen Zustand fast tobsüchtiger Aufregung.«
Der Officier beobachtete den Fremden mit gespannter Aufmerksamkeit. Er bemühte sich offenbar, in dessen Benehmen oder Worten etwas Verdächtiges zu entdecken.
»Das ist doch kaum glaublich!« setzte der Graf d’Artigas hinzu.
Er sagte das so, als ob er jetzt das erste Wort von dem Raube im Healthsul-House hörte.
»Ich begreife, Herr Lieutenant, fuhr er fort, daß sich die Regierung, da es sich um Thomas Roch handelt, sehr beunruhigt fühlt, und ich billige vollständig die Maßregeln, die deshalb getroffen wurden. Es ist wohl überflüssig, Ihnen zu versichern, daß sich weder der Erfinder, noch sein Wärter an Bord der »Ebba« befindet. Uebrigens können Sie sich davon überzeugen, indem Sie die Goelette so eingehend, wie es Ihnen beliebt, durchsuchen. Kapitän Spade, wollen Sie die Herren gefälligst führen!«
Nachdem er den Lieutenant vom »Falcon« dann noch kühl begrüßt hatte, setzte sich der Graf d’Artigas wieder in den Lehnstuhl und rauchte gelassen weiter.
Die beiden Officiere und die acht Matrosen begannen nun, geleitet vom Kapitän Spade, ihre Nachsuchung.
Zuerst begaben sie sich durch die Treppenkappe nach dem Hinterdecksalon. Dieser zeigte eine verschwenderische Ausstattung nebst kostbaren Möbeln, Wandgetäfel aus feinstem Holz, Kunstgegenstände von hohem Werth und Tapeten und Behänge von theuerstem Preise.
Selbstverständlich wurde dieser Salon nebst den anliegenden Cabinen und dem Zimmer des Grafen d’Artigas mit der Sorgfalt durchsucht, die nur die erfahrensten Polizeibeamten hätten anwenden können. Der Kapitän Spade unterstützte übrigens diese Anordnungen, um bei den Officieren nicht den geringsten Verdacht bezüglich des Eigenthümers der »Ebba« aufkommen zu lassen.
Nach dem Salon und den Einzelräumen des Hintertheils kam der reich geschmückte Speisesaal an die Reihe; dann durchsuchte man die Vorrathsräume, die Küche und, im Vordertheile, die Cabinen des Kapitäns Spade und des Obersteuermanns, sowie das »Volkslogis« (d. i. der Schlafraum der Mannschaft), ohne daß weder Thomas Roch noch Gaydon
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