Vor der Flagge des Vaterlands
gefunden wurde.
Nun erforderte noch der Schiffs-oder Laderaum nebst seinem Inhalt eine genaue Besichtigung. Nachdem die Lukendeckel abgehoben waren, ließ der Kapitän Spade zwei Schiffslaternen anzünden, um die Durchsuchung zu erleichtern.
Der »Raum« enthielt weiter nichts als Wasserkasten, Proviant jeder Art, Fässer mit Wein, Pipen mit Spiritus, Fäßchen mit Gin, Branntwein und Whisky, Biertonnen, einen Vorrath an Kohlen, und zwar alles in reichlicher Menge, als ob die Goelette eine lange Fahrt vorhätte. Die amerikanischen Matrosen drängten sich auch noch in die Zwischenräume dieser Frachtstücke, zwischen Ballen und Säcke hinein bis zur Wägerung, d. i. die innere Ausschalung des Schiffes… doch alles blieb fruchtlos.
Es erwies sich also als ein Irrthum, daß der Graf d’Artigas verdächtigt worden war, bei der Entführung des Pfleglings und seines Wärters aus dem Healthful-House Antheil gehabt zu haben.
Die Visitation, die etwa zwei Stunden in Anspruch nahm, war ganz ergebnißlos verlaufen.
Gegen halb sechs Uhr erschienen die Officiere und Mannschaften vom »Falcon« wieder auf dem Verdeck der Goelette, nachdem sie deren Innres aufs gewissenhafteste durchsucht und sich überzeugt hatten, daß sich weder Thomas Roch noch Gaydon hier befand. Ueber Deck besichtigten sie ebenso eingehend das Vorderkastell und alle Boote. Damit befestigte sich ihre Ueberzeugung, daß man die »Ebba« in falschem Verdacht gehabt hatte.
Die beiden Officiere hatten sich nur noch vom Grafen d’Artigas zu verabschieden und traten jetzt auf ihn zu.
»Sie werden uns, Herr Graf, freundlichst entschuldigen, Sie so lange belästigt zu haben, begann der Lieutenant.
– O, bitte, meine Herren, Sie kommen ja den Befehlen nach, deren Ausführung Ihnen übertragen war…
– Es handelte sich dabei ja nur um eine unumgängliche Formalität,« glaubte der Officier hinzusetzen zu müssen.
Durch ein leichtes Neigen des Kopfes bezeugte der Graf d’Artigas, daß er diese Antwort in gutem Glauben hinnahm.
»Ich hatte Ihnen schon im voraus versichert, meine Herren, daß ich an jener Entführung unbetheiligt war.
– Wir zweifeln daran nicht im mindesten, Herr Graf. Wir haben nun nur noch an Bord unsers Kreuzers zurückzukehren…
– Ganz wie es Ihnen beliebt… Hat die Goelette »Ebba« nun freie Passage?
– Natürlich.
– Auf Wiedersehen, meine Herren, auf Wiedersehen, denn ich bin ein häufiger Besucher dieses Küstenstrichs und werde jedenfalls in nicht zu ferner Zeit hierher zurückkehren. Dann haben Sie hoffentlich den Urheber dieses Menschenraubes entdeckt und Thomas Roch im Healthsul-House wieder in sichern Gewahrsam gebracht. Das ist im Interesse der Vereinigten Staaten, und ich möchte sagen, der ganzen Menschheit, jedenfalls zu wünschen!«
Nach diesen Worten grüßten die beiden Officiere sehr höflich und der Graf d’Artigas dankte ihnen durch eine leichte Verbeugung.
Der Kapitän Spade begleitete sie bis an den Ausschnitt der Schanzkleidung und die Herren schifften sich mit ihren Leuten wieder ein, um sich nach dem Kreuzer zurück zu begeben, der etwa in zwei Kabellängen von der Wasserstraße zwischen den Inseln wartete.
Auf ein Zeichen des Grafen d’Artigas ließ der Kapitän Spade die Segel wieder wie früher einstellen. Der Wind hatte inzwischen etwas aufgefrischt und die »Ebba« glitt nun schnell auf den Hatteras-Inlet zu.
Eine halbe Stunde später war die Wasserstraße durchmessen und die Jacht steuerte jetzt ins offne Meer hinaus.
Eine Stunde lang ging die Fahrt in ostnordöstlicher Richtung fort. Wie es aber oft vorzukommen pflegt, war von dem vom Lande her wehenden Winde schon einige Seemeilen von der Küste nichts mehr zu spüren. Die »Ebba« blieb still liegen, die Segel schlugen leicht an die Masten, das Steuerruder wirkte nicht mehr und rings umher lag eine glatte, kaum noch gekräuselte Wasserfläche.
Der Kapitän Spade war im Vordertheile auf Ausguck geblieben. Seit dem Verlassen des Inlet schweifte sein Blick einmal über Back-und dann wieder über Steuerbord, als suchte er einen in der Umgebung schwimmenden Gegenstand.
Da rief er plötzlich mit lauter Stimme:
»Alle Segel einziehen!«
In Ausführung dieses Befehls beeilten sich die Matrosen, die Drissen zu lösen und die schlaff herabhängenden Segel an den Raaen und Stangen einzubinden, ohne sie aber in ihre Ueberzüge einzuhüllen.
Der Graf d’Artigas schien fast die Absicht zu hegen, an Ort und Stelle das nächste Tagesgrauen
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