Vor der Flagge des Vaterlands
werden.
»Sollen wir den Anker aufwinden? fragte der Kapitän Spade.
– Ja, da der Wind günstig ist, doch ohne irgend welche Eile merken zu lassen, antwortete der Graf d’Artigas.
– Natürlich, fiel der Ingenieur Serkö ein, werden die Durchfahrten aus dem Pamplicosund jetzt überwacht sein, und kein Schiff wird in See stechen können, ohne den Besuch gewisser Herrn erhalten zu haben, die ebenso neugierig wie indiscret sein dürften.
– Fahren wir dennoch ab, befahl der Graf d’Artigas. Wenn die Officiere des Kreuzers oder die Zollbeamten die »Ebba« nach Belieben durchstöbert haben, wird das Verbot für unser Schiff aufgehoben werden, und ich würde sehr erstaunt sein, wenn man ihm nicht freie Passage gewährte…
– Mit tausend Entschuldigungen und tausend Wünschen für glückliche Reise und baldige Wiederkehr!« setzte der Ingenieur Serkö hinzu, der seine Worte mit längerem Lachen begleitete.
Als die Neuigkeit in New-Berne bekannt wurde, fragte sich die zuständige Behörde zunächst, ob es sich um eine Flucht oder um eine Entführung Thomas Roch’s und seines Wärters handeln möge. Da eine Flucht nur mit der Zustimmung Gaydon’s ausführbar gewesen wäre, ließ man diesen Gedanken fallen. Nach der Ansicht des Directors und der Anstaltsverwaltung schloß das zeitherige Verhalten des Wärters Gaydon jeden solchen Verdacht aus.
Es kam also nur eine Entführung in Frage, und man kann sich vorstellen, welche Wirkung das in der Stadt hervorbrachte. Wie! Der so streng bewachte französische Erfinder war verschwunden, und mit ihm das Geheimniß jenes Fulgurators, das bisher noch niemand zu lüften vermocht hatte! Das konnte ja die schwerstwiegenden Folgen haben, wenn die Kenntniß der neuen Kriegsmaschine für Amerika unwiederbringlich verloren ging. Wenn man annahm, daß dieser Streich im Interesse einer andern Nation ausgeführt worden war, so konnte diese, während sie Thomas Roch in ihrer Gewalt hatte, ja erfahren, was der Bundesregierung dem Manne zu entlocken nicht hatte gelingen wollen. Vernünftiger Weise konnte man ja gar nicht annehmen, daß die Urheber dieses Menschenraubes nur für Rechnung einer Privatperson gehandelt hätten.
Die angeordneten Maßnahmen erstreckten sich auf die verschiednen Grafschaften von Nordcarolina. Längs aller Straßen und Schienenwege, wie in der Umgebung der Wohnstätten in den Städten und auf dem Lande wurde eine sorgsame Ueberwachung eingerichtet. Das Meer sollte an der ganzen Küste, von Wilmington bis Norfolk, gesperrt werden. Keinem Fahrzeug durfte der Besuch der Officiere oder Beamten erspart bleiben und jedes sollte bei dem geringsten verdächtigen Zeichen vorläufig beschlagnahmt werden. Uebrigens traf nicht allein der »Falcon« Vorbereitungen zum Auslaufen, sondern auch verschiedne Dampfbarkassen, die für den Dienst auf dem Pamplicosund bestimmt sind, durchstreiften diesen bereits nach allen Richtungen hin mit dem Auftrage, alle Handelsschiffe, Lustjachten und Fischerboote gründlich zu durchsuchen, und zwar ebensowohl die, die auf ihrem Ankerplatze liegen blieben, wie die, die im Auslaufen waren.
Die Goelette »Ebba« ging nun eben daran, die Anker zu lichten. Im Ganzen schien sich der Graf d’Artigas wegen der von der Regierung getroffnen Maßregeln nicht die geringste Sorge zu machen, so wenig wie wegen der Folgen, die es für ihn haben konnte, wenn Thomas Roch und sein Wärter Gaydon auf seinem Schiffe gefunden wurden.
Gegen neun Uhr waren die letzten Vorbereitungen vollendet. Die Mannschaft der Goelette drehte schon das Gangspill. Die Ketten rasselten durch die Klüsen, und sobald die Anker senkrecht hingen, wurden schnell die Segel beigesetzt.
Wenige Augenblicke später wendete die »Ebba« unter dem Drucke des Großsegels, des Fock-und des dreieckigen Segels, sowie der beiden Klüver-und der Jagersegel ihren Bug nach Osten, nachdem sie um das linke Ufer der Neuze herumgekommen war.
Etwa fünfundzwanzig Kilometer von New-Berne bildet das Strombecken einen scharfen Winkel von ziemlich gleicher Länge, der in nordwestlicher Richtung verläuft. Nachdem die »Ebba« Croatan und Havelock passiert hatte, erreichte sie dieses Knie und segelte nun, den Wind vom linken Ufer her abfangend, nach Norden zu. Es war elf Uhr geworden, als sie, von der Brise begünstigt und ohne dem Kreuzer oder den Dampfbarkassen begegnet zu sein, die Spitze der Insel Sivan erreichte, jenseit welcher der Pamplicosund sich ausbreitet.
Diese große Wasserfläche mißt
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