Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Unbehagen bereitet.« Wieder blickte er in den Rückspiegel.
    »Was?« Sie drehte sich und warf selbst einen Blick nach hinten. »Folgt uns jemand?«
    »Bloß Antonio.«
    »Erzähl mir, was sich noch ergeben hat.«
    »Noch ’ne Leiche, in Mississippi. Der andere Mann und dein Vater kannten sich und sind wahrscheinlich zur selben Zeit getötet worden. Der andere Mann wurde in einem Auto in der prallen Sonne gefunden, deshalb kann der Gerichtsmediziner die Todeszeit nicht so genau festlegen, wie das bei deinem Vater der Fall war, aber es reicht.«
    »Wie hieß der andere Mann?«
    »Rick Medina. Dein Vater kannte ihn aus Vietnam. Hast du je von ihm gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Er arbeitete für die CIA.«
    Überrascht sagte sie: »Aber Dad hat nie für die CIA gearbeitet.«
    »Ich weiß, aber sie kannten sich trotzdem. Als ich von der Sache mit Medina erfuhr, hab ich zuerst gedacht, daß man es möglicherweise hauptsächlich auf ihn abgesehen hatte und daß dein Vater dazwischengeriet. Aber jetzt -«
    Angesichts der beiden Anschläge auf sie hatte er das Gefühl, daß es wohl eher umgekehrt war.
    Sie rieb sich verwirrt die Stirn. »Aber warum sind sie hinter mir her? Ich weiß doch gar nichts über ihn und was er gemacht hat.«
    »Irgend jemand ist offenbar anderer Meinung.«
    »Glaubst du, es hat was mit der CIA zu tun?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die tappen genauso im dunkeln wie wir. Medina hat ab und an für sie gearbeitet, aber
    nicht, als er ermordet wurde. Keiner weiß, was er hier zu suchen hatte.«
    »Also noch ’ne Sackgasse.«
    »Oder eine Spur. Wer immer Medinas Leiche auch auf der anderen Seite der Grenze abgelegt hat, dachte wohl, wir würden die beiden Morde nicht miteinander in Verbindung bringen. Der Mord an Medina sah aus wie ein Raubmord, bloß daß sie das Auto dagelassen haben, und das ist ’ne Menge Geld wert, falls es Geld war, hinter dem sie her waren. Es kommt einem so vor, als wollten sie, daß man Medina problemlos identifiziert.«
    »Warum sollten die das wollen?«
    »Damit jeder weiß, daß er tot ist. Aber wer und warum?«
    »Wir sprechen immer in der Mehrzahl.«
    »Ich glaub nicht, daß einer allein diese zwei Morde so sauber und ohne Zeugen hingebracht hätte.«
    Womit haben wir es also zu tun? überlegte sie. Mit einer ganzen Armee oder Truppe? Leute, die sie nicht kannte, die an ihre Tür klopften, vielleicht in einer Polizeiuniform, und sie erschossen, sobald sie aufmachte? Konnte sie je wieder eine Straße überqueren, ohne sich zu fragen, ob der Wagen an der Ampel nicht einen Frühstart hinlegen und sie überfahren würde? Jetzt wurde sie langsam paranoid, aber wo sollte das Ganze noch hinführen?
    Sie schreckte aus ihren Gedanken auf und merkte, daß sie schon eine ganze Weile schweigend dahingefahren waren und den Stadtrand fast erreicht hatten. »Wenn’s dir nichts ausmacht, fahr mich bitte in ein nettes, ruhiges Motel mit einem Supermarkt in der Nähe. Ich werde alles bar bezahlen und mich unter einem falschen Namen anmelden. Ich glaube kaum, daß man mich dann findet.«
    Seine Kiefermuskeln traten hervor. »Ich bring dich zu mir nach Hause«, sagte er unbewegt.
    Zu ihm nach Hause. Ihr Magen krampfte sich halb erregt, halb panisch zusammen. »Ich kann nicht bei dir bleiben. Wenn sie mich finden, bist du auch in Gefahr.«
    »Und wenn sie dich finden, bist du bei mir weitaus sicherer als allein in einem Motelzimmer.«
    Sie war, ohne groß zu überlegen, nach New Orleans geflohen, aus dem überwältigenden Bedürfnis heraus, wieder bei Marc zu sein, aber jetzt, wo sie hier war, wußte sie, daß sie nicht damit leben könnte, wenn ihm wegen ihr etwas zustieße. »Das Risiko kann ich nicht eingehen. Sobald sie rausgekriegt haben, daß ich in New Orleans bin, würden sie doch sicher zuerst bei dir nachsehen, oder nicht?«
    »Wieso sollten sie? Im Gegensatz zu dem, was du zu denken scheinst, weiß niemand außer uns beiden, daß du die letzte Nacht, in der du hier warst, bei mir verbracht hast und daß wir die ganze Nacht gerammelt haben wie zwei Karnickel.«
    Er sagte das wie beiläufig, seine tiefe, honigwarme Stimmte formte die Worte beinahe wie eine Liebkosung. Falls er die Absicht hatte, sie damit zu schockieren, so war ihm das gelungen. Und falls er ihr damit die gemeinsam verbrachten intimen Stunden erneut ins Gedächtnis rufen wollte, so war ihm das auch geglückt. Sie fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoß.
    Karen versuchte sowohl ihre Verlegenheit als

Weitere Kostenlose Bücher