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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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»und wenn ich dich hochheben und raustragen müßte. Und das würde wirklich auffallen.« Er nahm ihren Arm und steuerte sie in Richtung Rolltreppe. »Nachdem ich deine Nachricht erhalten habe, hab ich Vorkehrungen getroffen. Ich bin nicht allein hier.«
    Sie beschloß, ihn nicht noch mehr zu provozieren. Soweit sie beurteilen konnte, hatte seine Wut von vor zwei Tagen noch kein bißchen nachgelassen. Er wirkte gefährlich, sein Blick, mit dem er unaufhörlich die Leute und die Umgebung überflog, war hart und rastlos. Sie hatte das Gefühl, daß ihm eine Konfrontation höchst willkommen wäre, wenn auch nur, um ein wenig Dampf abzulassen.
    Da sie so lange gebraucht hatte, um aus dem Flugzeug zu kommen, war das Entladen des Gepäcks bereits im Gange. Nach ein paar Minuten kam ihr Koffer auf dem Karussell angesegelt, und Marc zog ihn herunter, als sie darauf deutete.
    Sein Wagen stand am Gehsteigrand, gleich beim Eingang. Dicht dahinter stand ein zweites Auto, davor lehnte ein schlaksiger, gutaussehender junger Schwarzer, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. »Irgendwas gesehen?« erkundigte sich Marc, während er den Koffer im Kofferraum verstaute. Auch er hatte eine Sonnenbrille aufgesetzt, was ihm einen harten, unbewegten Gesichtsausdruck verlieh.
    »Nichts Ungewöhnliches. Alles so ruhig wie im Kloster hier.«
    »Gut. Karen, das ist Antonio Shannon. Antonio, Karen Whitlaw.«
    »Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Karen. »Sind Sie auch Detective?«
    »Ja, Ma’am.« Shannon lächelte sie an. Wie Marc trug auch er trotz der Hitze ein Jackett.
    Marc öffnete die Beifahrertür und drängte sie hinein, die Hand warm auf ihrem unteren Rücken. Seine Berührung war ihr so vertraut, war so besitzergreifend, daß sie ein leichter Schauder überlief.
    »Ich paß auf, daß dir niemand folgt«, sagte Shannon ruhig zu Marc.
    »Danke. Ich hab McPherson benachrichtigen lassen, aber ich will, daß alles über dich geht, weil ich eine direkte Verbindung zu meiner Wohnung oder meiner Privatnummer vermeiden will.«
    Shannon nickte. »Alles klar. Geh ruhig, bring sie sicher bei dir unter. Ich kümmere mich schon um alles.«
    Marc schlug dem anderen dankbar auf den Rücken und setzte sich hinters Steuer. Als er losfuhr, blickte er in den Rückspiegel, und Shannon tat dasselbe, wobei er weit genug zurückfiel, um sehen zu können, ob Marc etwa verfolgt wurde. Shannon besaß einen guten Instinkt, vielleicht das Ergebnis seiner Militärausbildung, vielleicht auch, weil er von Natur aus ein aufgewecktes Bürschchen war.
    Karen räusperte sich. »Ist Detective Shannon dein Partner?«
    »Detectives in New Orleans haben keine Partner. Aber er hat mit mir an diesem Fall gearbeitet, und wir verstehen uns ganz gut. Ich vertraue ihm.«
    »Wer ist McPherson?«
    »Jemand, der uns vielleicht ein paar Informationen geben kann. Also -« Sein Tonfall klang ruhig, aber die unterdrückte Wut darin war dennoch nicht zu überhören. »Erzähl mir, was gestern passiert ist.«
    Das tat sie, so ruhig und präzise wie möglich. Sie erzählte ihm außerdem, daß ihr altes Haus abgebrannt war. Er verdaute das ein paar Minuten lang schweigend. »Weißt du, wie der Mistkerl hieß, der in dein Apartment eingebrochen ist?«
    »Carl Clancy.« Detective Suter hatte ihr den Namen genannt, weil er wissen wollte, ob sie ihn kannte.
    Er deutete auf die Schwellung in ihrem Gesicht. »War er das?«
    »Ja, aber die Hände und das Knie hab ich dem anderen Mistkerl zu verdanken, dem, der sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Eigentlich sind es nur die Handflächen. Sie sind aufgescheuert, von der Landung auf dem Asphalt. Piper hat sie so dick eingewickelt, damit die Leute mir mit meinem Koffer helfen. Ich soll nämlich vorläufig nichts Schweres tragen, wegen meiner Rippen.«
    Er murmelte wieder ein paar saftige Flüche. Karen blickte starr geradeaus. Wenn Marc derart fluchte, hieß das, daß er wie ein Vulkan war, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    »Ich weiß, es klingt weit hergeholt«, stammelte sie. »Vielleicht hab ich ja ein wenig den Kopf verloren. Aber zweimal an einem Tag, das wäre schon ein arger Zufall, und wenn ich dazu den Mord an meinem Vater nehme und mein abgebranntes Haus, das kommt mir - wie nennt man das noch? Eine Häufung von Zufällen? Ja, so kommt es mir vor. Oder hältst du mich für paranoid?«
    »Nein, ich halte dich überhaupt nicht für paranoid. Es hat sich noch was in der Mordsache an deinem Vater erge-ben, etwas, das mir richtig

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