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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Verbindung miteinander standen. Genausowenig wie das jetzt. Der Instinkt, den er sich im Lauf seiner Arbeit erworben hatte, sagte ihm, daß
    sich Karen nun aus genau demselben Grund in Gefahr befand, aus dem ihr Vater ermordet worden war. Das Problem war, er wußte nicht, warum, hatte keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte, und Karen versteckte sich offenbar irgendwo, und er wußte nicht, wie er sich mit ihr in Verbindung setzen konnte.
    »Verflucht noch mal«, wiederholte er und griff nach dem Hörer. Er hatte ein paar Anweisungen für Shannon.
    Der einzige noch verfügbare Sitz war ein Fensterplatz in der letzten Reihe. Karen starrte hinunter auf die blaue Schüssel des Lake Pontchartrain und das braune, gewundene Band des Mississippis, dazwischen eingeklemmt die Stadt New Orleans. Hier hatte alles angefangen, mit Dexter. Selbst wenn Marc kein persönliches Interesse an ihr hatte, würde er ihr helfen, weil er ein guter Cop war und weil Dexter in seinem Zuständigkeitsbereich ermordet worden war.
    Sie hatte immer noch nicht mit ihm geredet. Als sie ihn letzte Nacht von einer Telefonzelle aus anrief, war wieder nur die Voice Mail erreichbar gewesen. Ihre Botschaft war unmißverständlich: »Hier spricht Karen. Jemand versucht mich umzubringen.« Dann hatte sie ihm noch ihre Flugnummer und Ankunftszeit hinterlassen, und weil sie so müde gewesen war, war ihr nicht mehr eingefallen, und sie hatte einfach aufgehängt.
    Vielleicht war es ja gar keine so gute Idee gewesen, zu Marc zu gehen, aber er war der einzige, der ihr vielleicht helfen konnte, und ganz bestimmt war sie in New Orleans sicherer als in Columbus. Sie hatte ihren richtigen Namen angeben müssen, als sie den Flugschein kaufte, da die Passagiere beim Einchecken neuerdings ihre Adresse vorzeigen mußten. Angenommen, ihr Verfolger besaß die nötigen
    Kontakte, Kenntnisse und Mittel, dann würde er ihre Spur sicher bis nach New Orleans verfolgen können, aber sobald sie einmal dort war, hatte sie vor, sich unter falschem Namen ein Zimmer in irgendeinem Motel zu nehmen und bar zu bezahlen, so daß man sie nicht über ihre Kreditkarte würde aufstöbern können. New Orleans war eine sehr große Stadt, eine Touristenstadt. Tausende von Touristen kamen jede Woche dort an, und es gab eine Menge Hotels und Motels, um dieser Flut Unterkunft zu bieten. In dieser Stadt konnte es nicht schwer sein, sich zu verstecken.
    Jetzt, da sie ein wenig Schlaf bekommen hatte und wieder einigermaßen klar denken konnte, kam ihr der Gedanke, daß sie dasselbe ebensogut in Columbus hätte machen können, sich unter falschem Namen ein Motelzimmer zu nehmen. Aber in Columbus war es gefährlicher für sie, weil man sie dort kannte. Es konnte sehr leicht sein, daß irgend jemand, der gefragt wurde, sagte: »Ach ja, die hab ich neulich in dem und dem Supermarkt gesehen.« Eine Menge Leute verkehrten im Krankenhaus, und viele davon erinnerten sich an sie. Es passierte ihr dauernd, daß sie von Fremden auf der Straße angesprochen wurde, die ihr von ihrem Aufenthalt im Krankenhaus erzählten, und sie lächelte dann immer und nickte, obwohl sie sich in den wenigsten Fällen an sie erinnern konnte.
    Sie wollte nicht in Columbus sein. Sie wollte in New Orleans sein, mit seiner heißen Sonne, der erdrückenden Schwüle und dem lässigen, erotischen Flair seiner Bewohner. Also war sie hier, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob Marc am Flughafen sein oder wie er auf sie reagieren würde, falls er da war. Falls nicht, würde sie sich einfach ein Taxi in die Stadt nehmen. Immerhin hatte er einen Job, einen Job, der ihn sehr in Anspruch nahm. Bloß weil er sich
    vorher für sie Zeit genommen hatte, hieß das noch lange nicht, daß er’s auch jetzt tun konnte oder wollte.
    Das Flugzeug landete mit einem leichten Aufprall und fuhr langsam zum Terminal. Sobald das Flugzeug am Ende der Piste zum Stehen kam, erhoben sich die Leute von den Sitzen und drängten in die schmalen Gänge, um ihr Gepäck herunterzuholen, obwohl sie eigentlich hätten sitzen bleiben müssen, bis das Bitte-Anschnallen-Licht erlosch, Karen blieb sitzen; der hintere Teil eines Flugzeugs leerte sich immer als letztes, und sie saß in der letzten Reihe. Aufstehen brachte nichts, außer man wollte die Beine strecken, denn eins war sicher: So schnell kam sie hier nicht raus.
    Doch schließlich begann sich die Schlange vorwärts zu bewegen, und das Flugzeug leerte sich. Karen zwängte sich aus dem engen Sitz und zuckte zusammen, denn

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