Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
schubste seine Frau.
Sie schubste zurück. »Und sie kann nichts dafür!«
»Soll mein Auto jetzt immer ein Schrotthaufen bleiben? Du bist doch echt zu doof.«
»Nein, beide haben im Auto gesessen, also sollen beide für den Unfall bezahlen. Ehegattensplitting ist das, oder wie das heißt.«
»Das ist eine gute Idee.« Der dicke Mann küsste seine Frau und grinste in die Kamera. »Sie ist schlau.« Er schlang seinen Arm um seine bessere Hälfte.
Sie drückte ihn innig zurück. »Er ist mein Knuddelbär.«
Nikita nickte verzweifelt und wandte sich wieder den Herfords zu, die schweigend die Auseinandersetzung verfolgt hatten. »Vielleicht können wir noch ein paar Worte allein wechseln?«
Georg und Doro verstanden und bugsierten die Nachbarn zur Tür hinaus, nicht ohne dass die noch ein paar Grüße in die Kamera riefen.
Als sie beiden Alten wiederkamen, strahlten sie. Eine zarte Röte hatte sich auf ihre Gesichter gelegt. »Genau so wie die beiden wollen wir auch leben«, sagten sie einstimmig.
Nikita fiel fast das Mikrofon aus der Hand. »Das meinen Sie doch nicht ernst!«
»Doch«, nickten Doro und Georg synchron. »Die beiden reden miteinander, sie zanken sich und danach versöhnen sie sich wieder. Ich weiß nicht, wann wir uns das letzte Mal gestritten haben.« Doro sah Georg fragend an. Doch der zuckte ratlos mit den Schultern.
»Wir wollen wieder Leben spüren in den letzten Jahren, die wir noch haben. Wir wollen es offiziell im Fernsehen machen, weil wir wissen, dass wir es dann wirklich durchziehen. Wir wollen die Scheidung.«
Nikita nickte sprachlos. Ihr Busen war zu perplex, um mitzuwippen. Sie wollte gerade im Skript nach einer klugen Frage suchen, als auf einmal Georg Herford nach Luft schnappte. Er griff sich panisch an die Brust, danach wurde er bleich, dann blau, bis er ächzend vornüber auf den Apfelkuchen kippte und langsam den Tisch herunter auf den Boden rutschte.
KAPITEL 3
Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf.
»Das Hohelied der Liebe«, 1. Korintherbrief 13, Vers 4
Manchmal hätte ich meinen Traumprinzen am liebsten an die Wand geklatscht. Wie am Morgen nach der Ausstrahlung der ersten Show. Wie jedes Mal nach einer Sendung sahen wir mit dem gesamten Team alles an, besprachen, was gut gelaufen war, was das nächste Mal besser gemacht werden sollte, wo wir nachhaken mussten und wer Potenzial hatte, bis zum Ende durchzuhalten. Ein paar ganz Hartgesottene schlossen sogar Wetten ab, wer gewinnen würde. Wir waren etwa dreißig Leute in der Firma, die kaum alle in den Konferenzraum passten. Er war bis auf das letzte Eckchen besetzt. Das offene Fenster schaffte es kaum, für ausreichend Sauerstoff zu sorgen. Und das dämliche Freudengeheul meines Chefs und des Redakteurs machte die Luftversorgung nicht unbedingt besser.
Daniel lag fast auf dem Boden und schüttelte sich vor Lachen. »Hast du das gehört?«, quäkte er nach Atem ringend. »Das nennt man Ehegattensplitting! So eine Flachzange!«
»Und der Typ mit dem winzigen Klo«, grölte Thomas lachend mit. »Das bedeutet das Ende!« Er äffte eine Frauenstimme nach, klang aber eher wie ein Schimpanse mit Hormonproblemen.
»Und wie kann man seine Katze nur Fidel nennen? Die Frau hat doch nicht mehr alle Scheine auf dem Konto!«
Die beiden grölten erneut. Sie gingen mir tierisch auf die Nerven.
»Ich weiß ja nicht, ob ihr dieselbe Sendung gesehen habt wie ich«, sagte ich, »aber in meiner ist ein Mann mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen, und das finde ich nicht sehr lustig.«
»Ach, sei doch keine Spaßbremse«, antwortete Daniel, wobei er versuchte, ernst zu werden. »Du weißt doch, dass es ihm einigermaßen gut geht. Es war kein Live-Fernsehen!«
Er lachte wieder, Thomas und noch ein paar weitere Mitarbeiter der Firma stimmten mit ein.
Natürlich wusste ich, dass die Sendung nicht live war, sondern die Interviews einige Tage vorher aufgezeichnet worden waren. Aber der alte Mann lag trotzdem im Krankenhaus.
»Wir haben ihm schon einen Blumenstrauß geschickt«, mischte sich Nikita ein, die am gegenüberliegenden Ende des Tisches saß. »Mit einem Autogramm von mir.«
Wie fürsorglich.
»Hauptsache, die Quoten sind gut«, sagte Daniel und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht.
»Sie sind gut«, erwiderte Nikita. »Wir sind mit fünfzehn Prozent eingestiegen und mit zwanzig
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