Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
rausgegangen.«
»Fantastisch.« Daniel hob die Hand, um mit mir abzuklatschen. Ich saß ihm am nächsten. Widerwillig machte ich mit.
»Das heißt, der Sender wird uns nicht den Geldhahn zudrehen?«, wollte ich wissen.
Er nickte zufrieden. »Im Gegenteil. Sie haben mir heute Morgen zugesagt, noch etwas springen zu lassen. Sie waren sehr zufrieden, vor allem mit dem Zusammenbruch am Ende. Darüber reden die Leute.«
Ich stöhnte innerlich auf. Und wieder hätte ich ihn am liebsten engen Kontakt zur Wand knüpfen lassen. Doch ich verkniff mir einen bissigen Kommentar und sah zu Nikita. »Wen haben die Zuschauer rausgewählt?«
Mein Herz klopfte, während ich auf die Antwort wartete.
»Es war ziemlich eindeutig, ein klares Ergebnis. Mehr als sechzig Prozent der Zuschauer wollten, dass die Heiratsschwindlerin rausfliegt.«
Shit. Ich hatte etwas anderes gehofft. Dann war er also noch drin, und die Gefahr, dass ich ihm begegnen würde, bestand weiterhin.
»Hast du was dagegen?«, fragte Nikita erstaunt, die mein betretenes Gesicht bemerkt haben musste.
»Nein, alles fein!«, erwiderte ich schnell und wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Moment klopfte es an der Tür. Ich sah auf und erblickte den Typen, der mich neulich im Regen so unverhofft beschirmt hatte. Er trug einen schicken Anzug, war frisch rasiert und hatte die Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt. Hatte er sich verirrt oder was wollte er hier?
Als Daniel ihn sah, sprang er auf, ging auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.
»Das ist Max Vandenberg. Ich habe Thomas‘ Bitte nachgegeben und noch jemanden für die Recherche eingestellt. Wir müssen unbedingt mehr über die Kandidaten herausfinden, damit die Sendung weiter kracht. Und das wird Max tun. Willkommen im Team.«
Max lächelte in die Runde, nickte mir zu und sagte: »Ich verspreche, ich werde alle Leichen ausgraben, die es gibt, und sogar die, die es noch nicht gibt. Ich bin ein hervorragender Schnüffler.«
Das Team lachte. Ich nicht. Ich hatte meine Meinung geändert. Der Kerl war mir auf Anhieb extrem unsympathisch.
Er suchte nach einem Platz, als er jedoch keinen fand, blieb er einfach stehen. Ich warf einen unwilligen Blick auf Daniel, der sich nun lang und breit über die nächste Sendung ausließ, die bereits in einer Woche ausgestrahlt würde. Er war eigentlich ein guter Chef, hatte seine Leute fest im Griff, auch wenn er mir manchmal etwas kalt und zynisch schien. Aber das brachte vermutlich der Job mit sich. Ich blickte zu dem Fremden, der neugierig seine neuen Kollegen musterte. Als sein Blick bei mir ankam, sah ich schnell zum Fenster hinaus. Ungeduldig klopfte ich mit meinem Kugelschreiber auf die hölzerne Tischplatte. Ich wollte unbedingt zurück an meinen Computer.
Es dauerte noch knapp zwei Stunden, bis ich endlich wieder in meinem Büro sitzen konnte, das zwar inzwischen längst wieder trocken war, aber in dem sich seit dem Regen der Fußboden eigenartig rollte. Dort schaltete ich mit einem Kribbeln im Bauch meinen Rechner an und klickte auf die Aufzeichnung der Sendung. Vor allem die Szenen im Badezimmer der Schoenemanns.
Als Tim Schoenemann dem Team die Tür öffnete, müde und erschöpft, fing mein Herz an wie wild zu klopfen. Er trug die Haare länger, hatte Falten bekommen und ein paar Gramm zu viel an den falschen Stellen, aber er war eindeutig mein Tim. Ich hatte ihn schon gestern Abend gesehen, als ich die Show zu Hause mit einem Glas Wein verfolgt hatte. Aber da war ich zu aufgeregt gewesen, um auf Einzelheiten zu achten.
Ich strich mit der Hand über sein Gesicht auf dem kleinen Bildschirm meines Computers. Seine Augen blitzten immer noch so lebhaft, sein Lächeln ließ Tausende Schmetterlinge in meinem Bauch toben. Wie viele Jahre war es her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte? Fünfzehn. Danach war er aus meinem Leben verschwunden.
Ich strich erneut über sein kaltes Bildschirmgesicht, als es an meiner Bürotür klopfte. Schnell schaltete ich den Computer aus. In meine Wangen schoss eine verräterische Röte, als hätte mich jemand beim Anschauen eines Pornos ertappt. Es war der Neue, der seinen Kopf hereinsteckte.
»Störe ich?«, fragte er.
»Ja«, antwortete ich. »Was wollen Sie?« Ich nahm mir ein Blatt Papier zur Hand und kritzelte etwas darauf, um beschäftigt zu wirken.
»Ich wollte nur noch einmal kurz ›Hallo‹ sagen. Wer hätte gedacht, dass wir uns schon so bald wiedersehen?«
»Ja, wer hätte das
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