Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
ihnen löste und in die Kamera sah. »Damit gebe ich zurück in die Zentrale.«
Ganz großes Fernsehen.
KAPITEL 7
Mir ist auf der Straße ein sehr armer junger Mann begegnet, der verliebt war. Sein Hut war alt, sein Mantel abgetragen, Wasser rann durch seine Schuhe. Aber Sterne zogen durch seine Seele.
Victor Hugo
Ich war den nächsten Tag nur damit beschäftigt, Anfragen von Zuschauern zu beantworten. Die einen beschwerten sich über die offensichtliche Irreführung durch Lenny und Katharina, andere sorgten sich um den alten Georg Herford, die nächsten fühlten mit Amanda mit, wieder andere wünschten Frederic Jansen Pest, Cholera, Syphilis und andere unangenehme Krankheiten an den Hals – am besten alle auf einmal. Die meisten jedoch wollten wissen, wie es Jansens Frau ging, ob sie noch in der Show weilte oder durch ihren Sprung das Zeitliche gesegnet hatte. Was die Sorgen um Antonia Jansen betraf, konnte ich Entwarnung geben. Sie hatte ihren Absprungsort so gewählt, dass sie auf dem weichen Stoffdach landete, das über eine Musikanlage gespannt gewesen war. Angeblich hatte sie sich den Knöchel verstaucht, weil ihre hohen Absätze nicht auf solche Aktivitäten vorbereitet waren, aber mehr war ihr nicht passiert.
Gegen Feierabend rief mich schließlich Daniel zu sich. Er grübelte über einer Gleichung, die offensichtlich keine war.
»Die Zuschauer haben Amanda und Tim Schoenemann rausgewählt, aber Lenny und Katharina sind ja nun auch nicht mehr dabei. Das heißt, wir haben ein Pärchen zu wenig.« Er sah zu mir auf, als würde er hoffen, dass ich gleich die passende Lösung parat hätte.
Ich zuckte mit den Schultern. »Dann machen wir mit den beiden letzten einfach weiter, als wäre es normal«, erwiderte ich. Doch das wollte er offensichtlich nicht hören.
»Das ist nicht spannend genug. Wir brauchen noch ein Pärchen. Oder wir lassen die Schoenemanns drin und bieten an, ihnen trotzdem den Neuanfang zu finanzieren, falls sie bis zum Ende durchhalten.« Er runzelte die Stirn. Offenbar strengte ihn das Denken an. Mir gefiel seine Lösung nicht sonderlich. Ich wollte, dass Tim draußen war. Ich wollte ihn für mich alleine haben.
»Ich weiß nicht, Daniel, das klingt an den Haaren herbeigezogen«, sagte ich lasch.
Daniel schüttelte den Kopf. »Ich finde, das klingt sehr großzügig. Damit stehen wir als sozial und mitfühlend da.«
»Wir nicht«, widersprach ich. »Der Sender steht als sozial und mitfühlend da.«
»Das stimmt.« Er griff zum Telefonhörer. Ich zögerte, weil ich nicht wusste, ob ich bei ihm stehenbleiben oder wieder gehen sollte, da er keinerlei Anstalten machte, mich fortzuschicken. Schließlich antwortete jemand am anderen Ende der Leitung, und bevor ich protestieren konnte, hatte Daniel den Verantwortlichen vom Sender die Idee mit der Finanzierung von Tims zukünftigem Singledasein verkauft. Sie würden es tun.
Er grinste mich an, und für einen Moment machte mein Herz wieder einen Sprung.
»Danke für deine Hilfe«, sagte er schließlich zu mir.
»Ich habe doch gar nichts getan!«, protestierte ich.
»Doch hast du. Wenn du da bist, kann ich besser denken«, erwiderte er.
Ich zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.
»Du wirst es vermutlich nicht glauben, aber wenn du in meiner Nähe bist, erfasse ich mehr Möglichkeiten. Du bist so anders als ich, so…so gütig und unverdorben.« Er lachte kurz auf, als wären ihm seine Worte peinlich, während mir die Kinnlade herunterfiel. »Wenn ich alleine oder mit den anderen zusammen bin, denke ich nur an Quoten und Gewinne. Doch sobald du bei mir bist, fällt mir ein, dass es noch andere Aspekte gibt, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die verletzlich sind, Hoffnungen und Ängste haben, und dass wir ihnen helfen können. Danke dafür.«
Ich musste ihn völlig entgeistert angestarrt haben, denn er schmunzelte: »Alles in Ordnung, Emma?«
Ich nickte. »Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur überrascht über deine Worte. Das hatte ich nicht erwartet.«
»Ich weiß, du hältst mich für kalt und berechnend, aber das bin ich nicht.«
»Ich halte dich nicht für…naja, vielleicht ein kleines bisschen.« Jetzt grinste ich ihn an. »Aber ich hatte immer gehofft, dass unter der rauen Schale ein weicher Kern steckt.«
Er verzog den Mund. »Hoffentlich nicht zu weich. Das kommt nicht gut an bei einem Chef.«
»Nein, natürlich nicht. Und selbst wenn, die anderen würden es
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