Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
niemals von mir erfahren.«
»Da bin ich beruhigt.«
Wir lächelten uns an, und ich konnte spüren, wie mein Herz bis zum Hals klopfte. Ich musste ihn unbedingt daran erinnern, dass wir noch eine Verabredung zum Abendessen offen hatten. Und dann würde ich weder sein Knie zur Seite schieben noch alles andere, was er mir anbieten würde.
Doch nicht heute. Heute Abend hatte ich eine Verabredung mit Tim.
Tim hatte mich angerufen, nachdem feststand, dass seine Ehe offiziell nicht mehr existierte. Er klang erleichtert und verunsichert zugleich am Telefon. Ich gab mir Mühe, ihn meine Freude über seine ungültige Verheiratung nicht spüren zu lassen. Und auch mir selbst nicht zu viel Glück darüber zu genehmigen. Das war einerseits nicht fair, selbst wenn er nicht aus Liebe geheiratet hatte. Andererseits wusste ich im Moment überhaupt nicht mehr, was ich fühlen sollte und durfte. Und jeder glückliche Hüpfer meines Herzens, sobald Tim anrief, verwirrte mich dermaßen, dass ich fast anfing zu glauben, ich sei wieder verliebt in ihn. Deshalb antwortete ich relativ cool auf seine Frage nach einem weiteren Treffen und bestellte ihn in ein Restaurant, das wir von der Firma gerne für Geschäftsessen buchten. Es bot einen grandiosen Blick über die Stadt, gutes Essen und dezente Musik. Das perfekte Ambiente für eine Verabredung, von der man keine Ahnung hat, wie sie ausgehen wird.
Tim stand schon an der großen Glastür, als ich eintraf. Er trug eine dunkle Hose und ein weißes Hemd, das im Kontrast zu seinen dunklen, langen Haaren fast zu leuchten schien. Er begrüßte mich mit einem Kuss auf die Wange.
»Hallo, schöne Frau«, sagte er, kurz bevor er die Arme in die Luft warf und rief: »Ich bin wieder ein freier Mann!«
Ich musste mir ein Lachen verkneifen. »Lass deine Begeisterung nicht zu viele Männer hören. Sie könnten sonst denken, die Ehe wäre solch ein schreckliches Joch, und das ist nicht gut für uns Singlefrauen, die wir noch die Hoffnung haben, eines Tages den Traumprinzen zu heiraten.«
»Vergiss den Traumprinzen, Emma. Genieß die Freiheit.«
Wir gingen in das Gebäude und fuhren in einem Fahrstuhl in den obersten Stock. Während der Lift leise summte und ich mich heimlich im Spiegel betrachtete und nach zwei, drei kleinen Zupfern einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis war, versuchte ich Tim klarzumachen, warum ich die Freiheit satt hatte. Doch ich kam nicht weit, denn nach etwa zwanzig Sekunden öffnete sich der Fahrstuhl wieder und wir betraten das Restaurant.
Glücklicherweise hatte ich angerufen und einen Tisch reserviert, so dass ein Kellner uns an einen leeren Zweiertisch in einer Ecke des Raumes brachte. Wir ließen uns nieder und ich setzte meine Argumentation fort. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich verspüre das Bedürfnis, jemandem mitzuteilen, wenn ich etwas Schönes erlebe. Mich über einen Film, ein Abendessen oder nur einen Sonnenuntergang auszutauschen. Etwas mit jemandem zu erleben, den ich mag, macht einfach mehr Spaß. Nenn mich altmodisch, aber ich möchte mit meinem Liebsten Hand in Hand die Straße entlangspazieren, mit ihm lachen und herumalbern und mich abends im Bett an seinen warmen Körper kuscheln.«
Er zog die Nase kraus. Ich erinnerte mich dunkel an diese Reaktion. Sie bedeutete, dass er mit mir nicht einer Meinung war. »Ich wusste gar nicht, dass du so eine Romantikerin bist«, sagte er jedoch. »Ist das neu oder warst du das schon immer?«
»Keine Ahnung.« Ich war ein wenig enttäuscht, dass er nicht darauf einging, schluckte es aber hinunter und vertiefte mich in die Speisekarte.
»Ich weiß nicht, was ich will«, entgegnete er schließlich, nachdem er einen Blick auf das Angebot geworfen hatte, doch danach die Speisekarte zuklappte.
»Soll ich was für dich aussuchen?«, fragte ich.
»Nein, das meinte ich nicht«, erwiderte er. »Ich meine, ich weiß nicht, ob ich dasselbe will wie du. Momentan möchte ich einfach nur meine Ruhe haben. Aber im Prinzip will ich mich endlich einmal richtig verlieben.«
»Das möchte ich doch auch.« Ich legte jetzt auch die Karte zur Seite. Das Essen hatte Zeit. Ich war ohnehin nicht hungrig.
»So dass man dummes Zeug macht, mitten in der Nacht zu ihr fährt, weil man solche Sehnsucht hat. Oder sich in der Menge nach fremden Frauen umdreht, weil man geglaubt hat, das wäre sie. Vielleicht weil die Fremde wie sie riecht.«
»Wenn man mit einem Dauergrinsen durch die Gegend läuft und ständig dieses
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