Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
zwitscherte Nikita. »Fliegen bei Ihnen zu Hause nicht die Teller und Tassen?«
»Nein«, meinten wieder beide gleichzeitig. »Im Gegenteil.«
»Was bedeutet das? Sie töpfern es?« Nikita lachte sich halbtot über ihren schlechten Witz. Zum Glück wurde daraufhin erneut ein kleiner Film eingeblendet, der Tim und Amanda zusammen in ihrer Küche zeigte.
»Es schmeckt zwar nicht ganz so gut wie in der Show, aber auch nicht schlecht«, lachte Tim auf dem riesigen Bildschirm, der über der Bühne hing. »Aber das kriegen wir schon noch hin.« Er wirkte so glücklich und gelöst. Auf seiner Wange klebten Soßenspritzer, um seine Hüfte hatte er eine Schürze geschlungen.
»Wir können ja jeden Tag etwas anderes ausprobieren«, schlug Amanda vor. Sie hatte ihr dunkles Haar nach oben gebunden, doch es wollte einfach nicht halten und rutschte immer weiter nach unten. In ein paar Strähnen hing irgendein rotes Gemüse. Wenn sie lachte, blitzen ihre Augen.
»Zuvor müssen wir uns über die Zutaten einig werden«, meinte Tim. Er sah erklärend in die Kamera. »Wir wussten nicht, was wir brauchten und haben einfach irgendetwas genommen. So müssten wir Paprika mit Zucchini austauschen. Aber das wird Sie nicht so interessieren.« Er lachte erneut.
»Und es ist egal«, winkte Amanda ab. »Es schmeckt trotzdem.«
In der nächsten Szene saßen beide am Tisch und aßen genüsslich, was sie verbrochen hatten.
»Ich bin froh, dass wir das zusammen machen«, sagte Amanda auf einmal leise. So leise, dass das Klappern der Löffeln in dem Film lauter war als ihre Stimme. »Die ganze Zeit habe ich es vermisst, mit jemandem zusammen zu sein. Weißt du, richtig zusammen, Dinge gemeinsam zu unternehmen, zusammenzusitzen und ein richtiges Heim zu haben. Ich habe zu Hause sechs Geschwister, ich bin ein Familienmensch. Hier ganz alleine zu sein, hat mich fertig gemacht. Deshalb habe ich meine Schwestern mit ihren Kindern immer eingeladen.«
Tim legte seine Gabel ab und sah sie an. »Das war mir überhaupt nicht bewusst. Es tut mir leid.«
»Brauchst du kein gemütliches Heim?«
Tim presste die Lippen zusammen. »Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, von der Verantwortung, die so ein Zusammenleben mit sich bringt, überfordert zu sein. Ich habe keine Ahnung, ob ich das kann. Ich bekomme ja nicht einmal mein Studium zu Ende.« Er lachte kurz auf, bevor er seine Gabel wieder aufnahm.
»Ich helfe dir dabei«, scherzte sie. »Ich helfe dir auch bei den Mahlzeiten.« Sie führte eine Gabel voller Essen an seinen Mund.
Er lächelte, sah ihr tief in die Augen und öffnete die Lippen.
Werbepause .
Ich stand am Bühnenrand und hatte Angst, dass mein klopfendes Herz die Scheinwerfer erschüttern könnte. Oder vielleicht sogar bis in die Wohnzimmer der Zuschauer zu hören war. Immerhin hingen in dem Theater extrem empfindliche Mikrofone. In der Hand hielt ich die Fotos von Amandas Nackt-Intermezzo, die schon ganz feucht von meinem Schweiß geworden waren.
Daniel hatte Recht gehabt, die beiden waren sich wirklich näher gekommen. Wenn ich Tim erobern wollte, musste ich jetzt handeln. Die beste Gelegenheit für eine diskrete Übergabe der Bilder wäre in der Werbepause, doch ich zögerte. Die Frau von der Maske tupfte das Make-up der Kandidaten ab, der Regisseur sprang um sie herum und gab ihnen Anweisungen, wo sie sich hinzustellen hatten. Daneben bauten Bühnenbauer in Windeseile einen Boxring auf, in dem die Kämpfe stattfinden sollten. Und noch weiter hinten stand schon ungeduldig der Sänger, der nach dem ersten Boxkampf im Ring auftreten sollte. Diskret ging es jetzt nicht. Irgendjemand würde meine Aktion mitbekommen. Und plakativ in der Sendung wollte ich es erst recht nicht tun, obwohl mich Daniel dafür sicherlich geliebt hätte.
Neben mir spürte ich plötzlich eine Bewegung.
»Und? Machst du es?«, fragte Max.
Ich antwortete nicht.
»Wenn du es nicht tust, verlierst du ihn. Er verknallt sich gerade in sie. Noch kannst du dazwischengehen.«
Ich starrte Tim an, der Amanda anlächelte und dabei in seiner Hosentasche kramte.
Mein Herz brach fast bei diesem Anblick. Wie oft hatte ich mich danach gesehnt, dass er mich so ansah? Endlose Male. Ich musste es tun. Jetzt oder nie.
»Ich weiß«, sagte ich zu Max, doch er stand schon nicht mehr neben mir.
Eine Stimme verkündete, dass wir in dreißig Sekunden wieder auf Sendung wären.
Dreißig Sekunden waren ausreichend. Ich sah noch einmal auf die Fotos in meiner Hand.
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