Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
abwenden und wäre frei. Frei für mich.
KAPITEL 10
Ein Herz sein Eigen nennen, alles sagen können in der Gewissheit, verstanden zu werden, ist das nicht Glück?
Honoré de Balzac
Finale – Sendung vom 12.April 20:15 Uhr
Nikita stand strahlend auf der Bühne. Sie trug ein schwarzes Kleid und hatte in der Besprechung vorher behauptet, sie hätte es aus Respekt für die beiden verstorbenen Kandidaten gewählt. Ich wusste allerdings, dass sie es nur angezogen hatte, weil es ihr eine schlanke Taille verlieh und ihren Körper fünf Kilo leichter erscheinen ließ. Offenbar waren böse E-Mails und Faxe zum Kleid aus der vorherigen Sendung angekommen.
Doch ich musste zugeben, als sie am Anfang der Show eine Schweigeminute für Dorothea und Georg Herford einlegte, wirkte es grandios. Sie stand mit dem Kopf gesenkt eine Minute lang schweigend im Lichtkegel des Scheinwerfers, während der Rest der Bühne in Dunkelheit versank. Sie sah aus wie eine Hollywood-Diva. So etwas durfte man ihr allerdings nicht sagen, weil sie sonst noch mehr abheben würde und gar nicht mehr zu gebrauchen war.
Kaum war die Schweigeminute vorüber, leuchteten auch die Scheinwerfer über den letzten vier verbliebenen Kandidaten auf. Antonia und Frederic Jansen, Amanda und Tim Schoenemann.
Immerhin hatte sich auch Tim heute in Schale geworfen. Er trug einen blauen Anzug, der relativ neu wirkte, Amanda dazu passend ein dunkelblaues Samtkleid. Antonia war in einem beigefarbenen Hosenanzug erschienen, Frederic trug einen weißen Anzug.
Nikita ging zuerst zu Antonia und Frederic Jansen. Als sie bei Frederic ankam, stutzte sie jedoch.
»Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte sie. »Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen.« Die Kameras zoomten an ihn heran, doch Frederic schüttelte abwehrend den Kopf.
»Nein, nein, alles klar«, nuschelte er.
Sofort wandte sich Nikitas Blick anklagend an Antonia, doch die hob abwehrend die Hände. »Was auch immer es ist, ich war es nicht. Ich habe mit ihm nichts mehr zu tun.«
»Wer dann?«, fragte Nikita neugierig.
»Doch sie war es«, zischte Frederic. Sein Atem gemeinsam mit etwas Speichel zischte durch seine Lippen hindurch.
»Ach Schatz«, lachte Antonia ironisch auf. »Wir wissen noch nicht einmal, was es ist, aber ich soll es gewesen sein. Natürlich.«
»Weil du uns bei dieser elenden Show angemeldet hast. Du bist schuld.« Er öffnete kaum den Mund beim Sprechen.
»Du hättest mich ja die ganzen Jahre besser behandeln können«, zischte sie zurück. »Du bist selbst schuld.«
»Das habe ich mir nicht selbst zugefügt«, rief Frederic und zeigte seine Zähne, so dass jedermann sehen konnte, dass oben ein Schneidezahn fehlte.
Nikita schnappte nach Luft, während durch die Zuschauer im Theater ein Raunen ging. Jemand klatschte, wurde aber schnell in seine Schranken gewiesen.
»Eine hübsche Lücke hast du«, lächelte Antonia. »Warum gehst du nicht zum Zahnarzt?«
»Weil mein Zahnarzt der Mann deiner Freundin und zufällig angeblich gerade im Urlaub ist.« Er hatte Schwierigkeiten, manche Konsonanten ordentlich auszusprechen. Es zischte hörbar, wenn sein Atem beim Sprechen auf keinen Widerstand stieß.
»Wie ist das denn passiert?«, fragte Nikita dazwischen.
»Es war ein Unfall«, knurrte Frederic und setzte sich mit verschränkten Armen hin. Ein deutliches Zeichen, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte.
Nikita spürte, dass bei ihm nichts mehr zu holen war und machte eine besänftigende Armbewegung. »Wir können das später weiter diskutieren, zuerst möchte ich den Zuschauern einen kleinen Film über die letzten Tage vor der Show zeigen. Frederic stand für den Dreh leider nicht zur Verfügung, aber ich denke, es geht auch ohne ihn.«
Der riesige Monitor über der Bühne fuhr in den Vordergrund, das Licht wurde gedimmt und ein Film flackerte über den Bildschirm.
Antonia saß mit einer Brünetten in einem edlen Versace-Kleid in einem Restaurant. Mehrere Tische waren reserviert, aber nur die beiden Frauen hielten sich im Gastraum auf.
»Früher trafen wir uns hier öfter mit mehreren befreundeten Ehepaaren zum Essen«, erklärte Antonia, »aber wie Sie sehen, kommt heute niemand. Viele Paare sind Freunde meines Mannes, die treffen sich nun nicht mehr mit mir. Aber immerhin Geraldine ist mir geblieben.« Sie umarmte die Brünette, die leicht pikiert das Gesicht verzog.
»Immerhin war dein Mann so nett, die Rechnung zu übernehmen«, sagte
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