Vor meinen Augen
süß aussehenden Typen in Wintersportkleidung zu sehen. Sie sagte: »Er war Skilehrer.«
Dann kochte sie Nudeln für uns, die wir mit einer Soße aßen und dabei sahen wir uns einen Film an, der Familia hieß, das war ein kanadischer Film über eine Aerobic-Lehrerin und ihre Tochter, die mit einer anderen Mutter und deren Tochter zusammenziehen. Hinterher zeigte sie mir ein Gedicht, das sie geschrieben hatte, über England und den Regen. Ich konnte alles darin richtig vor mir sehen, und das sagte ich ihr auch. Sie las mir noch drei andere vor. Eines war über die Verliebtheit in ihren Freund, und sie meinte, dass es zwar veraltet sei, aber sie es immer noch mochte. Das nächste ging darüber, wie sie Schluss gemacht hatten – es war irgendwie sehr knapp und schroff, aber genial –, über eine einzelne Glühbirne, die von der Decke eines leeren Zimmers hängt. Im letzten Gedicht, was sie ein Prosagedicht nannte, schrieb sie über das Wort LIEBE. Sie fragte mich nach meiner Meinung zu einer der Zeilen. Ich machte einen Vorschlag, sie las es dann noch einmal vor, und ihr gefiel die Veränderung. Prosagedichte sind eine Mischung aus Prosa und Versen – vielleicht versuche ich auch mal, eines zu schreiben.
Es wurde spät, und ich hatte immer noch Hausaufgaben zu erledigen, also rief ich Mum an, denn sie hatte auf meine SMS nicht geantwortet. Sie sagte, sie käme mich abholen. Ich war überrascht, aber ich würde bestimmt nicht nein sagen und wieder durch den Regen und die Kälte laufen.
Als Mum bei Rosa-Leigh vor der Tür stand, sah sie aus wie ein verlorenes Kind, zierlich und mit großen Augen. Beim Anblick ihres Gesichtsausdrucks wollte ich nur noch so schnell wie möglich aus dem Haus kommen. Rosa-Leighs Stiefmutter lud uns ein, noch zu bleiben und etwas zu trinken, aber Mum muss das Gleiche gefühlt haben wie ich. Plötzlich waren all der Lärm und die Leute viel zu viel. Mum sagte, wir müssten gehen.
Es regnete und war dunkel, als wir aus dem Auto stiegen. Unsere Straße roch nach nassen Blättern. Mum sagte: »Die schlimmste Zeit des Jahres«, und ihre Stimme war hoch, als sei es gar nicht die schlimmste Zeit des Jahres, als gäbe es Zeiten, die viel schlimmer waren.
Sobald wir im Haus waren, ging ich in mein Zimmer. Ich zappte durch die Fernsehkanäle, aber es gab nichts Gutes. Schließlich schaltete ich ganz aus. Dann tauchte dieser Satz über Äste und Bäume plötzlich in meinem Kopf auf. Ich musste ihn aufschreiben. Sobald er auf dem Papier stand, wollte ich noch einen schreiben. Schließlich hatte ich ein Gedicht fertig.
Die Äste der Bäume
Nackt stehen sie da
Mit Ringen an den Fingern
Und Knoten im Haar
Das Silber des Winters
Ist rauchig vor Regen
Die Hexen des Sonnenlichts
Fliegen tief, auf andern Wegen
Ich denke, es wäre besser, wenn es noch einen weiteren Vers gäbe, aber mir fällt keiner mehr ein.
Samstag, 11. Februar
O mein Gott! O mein Gott! Dan, der Typ von der Party mit den wunderschönen blauen Augen hat gerade angerufen. Er hat sich meine Nummer von Megan geben lassen und mich angerufen. O mein Gott! Er sagte Hi, und dann fragte er, ob ich am Freitag etwas mit ihm machen wollte. Ich fragte ihn, was, und er sagte, zu ihm nach Hause kommen und mit ihm und vielleicht ein paar von seinen Freunden abhängen. Ich sagte: »Ja!« (und versuchte, dabei entspannt und nicht übermäßig aufgeregt zu klingen). Dann unterhielten wir uns noch über die Schule und Filme – ich erzählte ihm von Familia –, bis Mum mir sagte, ich solle aufhören zu telefonieren.
Ich schnitt ihr eine Grimasse und verabschiedete mich dann schnell von Dan.
Dienstag, 14. Februar
Es ist Valentinstag und ich habe nicht einmal einen Freund – na ja, noch nicht, aber vielleicht bald … Ich denke dauernd an Dan und ob er mir vielleicht eine Mail schickt oder mich anruft, auch wenn ich erst gestern mit ihm gesprochen habe und er nicht mein Freund ist oder so was. Bescheuert.
Die arme Zara hatte einen furchtbaren Tag. Alec hat HEUTE MORGEN mit ihr Schluss gemacht. Sie weinte, als ich in die Schule kam. Anscheinend hat er sich schon seit SECHS MONATEN mit einem anderen Mädchen getroffen. Abigail versuchte den ganzen Tag, Zara aufzumuntern; sie war echt lieb. Auch wenn sie manchmal laut und rechthaberisch ist, hat sie doch diese liebe und fürsorgliche Seite. Von dieser Seite habe ich sie in letzter Zeit nicht mehr so oft gesehen.
Heute Abend stieg ich aufs Dach hinaus und dachte an den Valentinstag vor
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