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Vor meinen Augen

Vor meinen Augen

Titel: Vor meinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Kuipers
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erzählt Witze, die nicht lustig sind, aber trotzdem lachen alle. Sie ist wie ein strahlendes Herz: In ihrer Nähe fühlt sich jeder wohl und heimelig. Sie arbeitet als Radioproduzentin. Ihr Mann Mark ist einfach toll und sogar ich finde, dass er gut aussieht (obwohl er mindestens fünfzig ist). Er achtet immer darauf, dass Katherine alles hat, was sie braucht, selbst wenn es nur das Salz auf dem Tisch ist. Und dann gibt es außer Lucy noch die Zwillinge, Molly und Meredith, die jetzt elf sind und SO NERVEND, aber Katherine ist trotzdem immer gut gelaunt.
    Lucy trägt ihr Haar in einem Bob, der momentan dunkellila gefärbt ist, und sie hat sehr hübsche dunkelbraune Augen, die sie perfekt schminkt. Ich würde sie am liebsten fragen, wo sie gelernt hat, sich so gut zu schminken, denn eines Tages konnte sie es einfach. In der Schule hat sie gute Noten und jetzt hat sie diesen echt süßen Freund namens Kai. Er war gestern Abend auch zum Abendessen da, also wäre es völlig egal gewesen, wenn ich nicht mitgekommen wäre. Lucy saß den ganzen Abend neben ihm und sie hielten Händchen. Sie scheint genau zu wissen, wie man mit Jungs redet (plötzlich), und sie ist ihm gegenüber total normal – ich musste immer zu ihnen sehen und daran denken, dass ICH es früher war, der sie die kleinen Seitenblicke zugeworfen hat und mit der sie kicherte.
    Mum muss sich doch bestimmt fragen, was mit ihrer Familie so schiefgegangen ist. Sie muss das Gefühl haben, mit Pech überschüttet worden zu sein. Als befänden wir uns im Zug unseres Lebens und da säße jemand neben uns, der im Speisewagen zu viel gegessen hätte. In diesem besonderen Zug wurde im Speisewagen Glück und Pech (auf Styroportellern) serviert. Diese Person neben uns nahm nichts als Pech zu sich. Und dann, weil sie so voll war und weil der Zug auf den Gleisen ruckelte, übergab sich diese Person und spie das ganze Pech über uns.
    Also saßen wir jetzt beim Abendessen, mit Pech verklebt, und Katherine fragte Mum, wie es ihr ginge. Mum setzte dieses fröhliche Lächeln auf, blickte zu mir und sagte, es ginge uns gut, schon viel besser.
    Katherine blickte zu Mark und beugte sich über den Tisch, um ihre Hände über Mums Hände zu legen. Sie sagte: »Ihr könnt beide jederzeit zu uns kommen und auch eine Weile bleiben, jederzeit …«
    »Nein«, sagte Mum. »Aber trotzdem danke.«
    Ich dachte darüber nach, wie es wäre, in ihrem wundervollen Haus zu bleiben, in ihren wundervollen Garten hinauszusehen und die Geräusche dieser ganzen Familie zu hören. Ich sagte: »Ich möchte lieber zu Hause bleiben.« Ich sagte es nicht wirklich laut oder so.
    Mum lächelte kurz in meine Richtung, doch das konnte nicht verdecken, wie müde sie aussah, als hätte sie monatelang nicht geschlafen. Ich wollte am liebsten ihre Hand nehmen, wie Katherine es gemacht hatte, aber auf keinen Fall würde ich das in Anwesenheit aller machen. Dann fiel mir ein, dass ich jetzt bei Dan wäre, wenn Mum es nicht verhindert hätte, also drehte ich mich weg.
    Mark sagte zu Lucy: »Warum zeigst du Sophie und Kai nicht mal den Billardtisch?« Lucy sprang auf. Mark sagte: »Molly, Meredith!«, und obwohl er nichts weiter sagte, standen die Zwillinge sofort auf.
    Ein Nerv an Mums Kinn zuckte.
    Ich sagte: »Ich kenne den Billardtisch.«
    Katherine nickte. Sie winkte mit einer Hand in meine Richtung, doch sie sah Mum an. »Billardspielen macht wirklich Spaß. Lucy und Kai halten sich ständig dort auf.«
    Lucy zupfte am Ärmel meines Pullis, und ich hatte keine andere Wahl, als ebenfalls aufzustehen. Meine Wangen brannten, als ich vor Ärger rot wurde, weil ich nicht gehen wollte. Ich habe es satt, wie ein Kind behandelt zu werden, und es war so offensichtlich, dass sie versuchten, uns loszuwerden. Ich folgte Lucy und Kai nach draußen. Kurz bevor die Tür zufiel, hörte ich Katherine meinen Namen sagen. Ich schwindelte und sagte Lucy, ich müsste zur Toilette.
    Daraufhin ging sie Arm in Arm mit Kai in den Keller. Die Zwillinge waren schon fort, also war ich allein. Ich legte mein Ohr an die Tür. Was redeten sie über mich?
    Ich konnte es nicht wirklich gut verstehen.
    Katherine: »Das solltest du. Sophie frisst offensichtlich alles in sich hinein. Sie kann es gut verbergen, aber trotzdem ist sie eindeutig nicht sie selbst. Und du brauchst jemand, der dir hilft.« Sehr leise fügte sie hinzu: »Man sieht es euch an, dass ihr beide zu kämpfen habt.«
    Mark: »Wir haben darüber ja schon gesprochen. Lass uns

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