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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Grunde war der Tag, an dem Bernie nach Hause kam und erzählte, er habe ein Boot erstanden, für sie ein ausgesprochener Festtag.
    »Was?« schrie sie auf. »Du hast doch nicht wirklich...? Ich meine... ein Boot kostet viel Geld, und so viel Geld haben wir doch gar nicht.«
    Mit fester Stimme erklärte Bernie noch einmal: »Ja, ich habe ein Boot gekauft. Und wenn ich sage, ich habe ein Boot gekauft, dann habe ich auch wirklich ein Boot gekauft. Zehn Pfund hat es mich gekostet, und ich habe zugegriffen. Ein kleines Segelboot, das bisher dem Tigerklub von Dymstable gehörte.«
    »Dem was, bitte?«
    »Unserm Fußballklub. Trug gestreifte Trikots, verlor immer, und das Volk pfiff die Jungs aus. Und so kamen sie zu diesem komischen Namen!«
    Mißtrauisch fragte Adele: »Aber warum wollte niemand anderes das Boot kaufen?«
    »Ganz einfach deswegen, weil niemand sich dafür interessierte, ein seetüchtiges Boot zu besitzen. Ein Boot, das über keinerlei sichtbare Mittel zur schnellen Fortbewegung verfügt. Der Mast fehlt, die Segel sind zerfetzt, und es gibt keine Ruder. Nur ein Boot, das schwimmt. Mehr nicht!«
    Spitz meinte Adele: »Also, dann schwimme ich mit einem Ziehseil zwischen den Zähnen vor dem Boot her.«
    Bernie schüttelte den Kopf und schaute überlegen drein.
    »Nein«, meinte er, »das tust du nicht. Wenn du mir die nötige Ruhe gönnst und mich entsprechend fütterst, dann werden wir innerhalb weniger Wochen segeln und von der dritten Klippe aus unsere Jungfernreise antreten können.«
    Wie bereits angedeutet, handelte es sich bei Bernie um einen ausgesprochenen Spekulanten. Als das tödlich verwundete Boot der Tiger erstmals auf dem Markt erschien, sah sich Bernie als
    Herrn über die verschiedensten Teile und Bestandteile eines Norton-Mopeds, dessen stolzer 'Besitzer er einst gewesen war. Als Motorrad konnte man dieses Vehikel abschreiben, denn mit ovalen Rädern und einer Lenkstange, die einer verbogenen Häkelnadel glich, war es kaum als fahrsicher für englische Landstraßen zu bezeichnen. Der Motor war noch leidlich in Ordnung gewesen. Er war noch lauter, aufdringlicher und nicht überhörbarer Geräusche fähig. Als Ausdruck seiner Kraft gab er außerdem eine ganze Skala verschiedenster Gerüche von sich. Bernie meinte, solch eine Maschine würde immer noch unterschiedliche Räder zu einer Drehung bringen können, und schließlich waren Schiffsschrauben auch Dinger, die sich drehten.
    Das Seegefährt, das mit einigem guten Willen sechs Personen aufnehmen konnte, traf eine Woche später ein. Während der darauffolgenden Woche sammelte Bernie alle die Teile, die er montierte. In den Bug bohrte er ein Loch und führte ein Rohr ein, das als Gehäuse für die Schraubenwelle dienen sollte. An diese Welle schweißte er eine große Schraube, die er mit der Hand drehte und drehte... Sie ließ sich tatsächlich in beiden Richtungen drehen, und er war davon überzeugt, mit zwei Antriebsrädern würde er die Schraube mit einem Vorwärts- wie auch Rückwärtsgang ausstatten und bewegen können.
    Colette trat aus dem Haus und beobachtete, wie die Schraube sich drehte und drehte und drehte.
    »Zut alors«, murmelte sie. »Incroyable!«

    Nicht nur Adele glaubte an den Grundsatz, in einem Boot zu segeln sei einer der Höhepunkte angenehmen Lebens auf dieser Welt. Auch ein junger Mann, Richard Widderby, glaubte fest an diesen Grundsatz. Und da das Schicksal in der Form eines Briefes der konservativen Partei in Dymstable ganz bestimmte Dinge für diesen jungen Mann vorgesehen hatte, sollten wir uns doch so schnell wie möglich mit ihm bekannt machen.
    An einem Samstagmorgen, dem Tag vor der Jungfernreise von Bernies Boot Weißer Elefant, saß Richard in einem düsteren Büro und grübelte über das Leben nach, das er ziemlich farblos fand.
    Von seinem Platz aus konnte er den Themsekai sehen. Dort auf dem Wasser schaukelten fröhlich die hübschen Jachten, auf denen sich glückliche Menschen vergnügten, die aus Blackfriars, Greenwich und Richmond hierhergekommen waren.
    Er war ein hochaufgeschossener junger Mann mit dunklem Haar, schwarzen Augenbrauen und einer Adlernase. Auf der Nase saß eine Hornbrille, durch die er die Vorgänge, die sich vor seinen Augen abspielten, mit der herzergreifenden Schwermut einer Eule beobachtete.
    Richard Widderby war eigentlich für ein feudales Dasein geboren, denn er war ein Neffe von Lord Caversham. Sein Stammbaum strotzte nur so von bekannten adligen Namen. Während seine

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