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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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hochgebildete Franzosen sind oft über gewisse Dinge einfach verblüfft, wenn sie zum erstenmal dieses Land besuchen. Die meisten von ihnen wissen, daß England grundsätzlich protestantisch ist, aber sie können sich überhaupt nichts darunter vorstellen. In Frankreich ist man eben katholisch, und man erwartet dort, daß ein Priester nicht heiratet.«
    Auf der Treppe hörte man ein Geklapper, und dann schlug Colette geräuschvoll die Haustür hinter sich zu.
    Jan hatte in Bernies Sessel gesessen, und nur er konnte die Treppe beobachten und Colette sehen.
    »Hmmm«, meinte er, und die Teetasse fiel ihm aus der Hand
    Noch bevor Adele oder Helen protestieren konnten, hörte man vor dem Fenster des Eßzimmers ein Geräusch wie von einem Ballon, aus dem die Luft entwich. Dann erschien Bernies Gesicht in der Tür, und er starrte mit leicht irrem Blick um sich.
    »Um Gottes willen«, schrie er, wobei er die Frau des Pfarrers einfach ignorierte. »Mach, daß du an den Strand kommst und Colette einfängst. Und bring ihr bei, daß man in diesem Lande beim Baden einen entsprechenden Badeanzug trägt.«
    Adele schwankte.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, schrie sie.
    »Doch, das ist wahr!« antwortete Bernie und deutete den Rest mit seinen Armen an. »In Lebensgröße. Sprang lustig den Gartenweg hinunter, übersprang den Zaun und lief auf den Strand zu ... so wie Gott sie geschaffen hat.«
    Adele schlug sich auf die Stirn. »St. Rocque«, sagte sie. »Der Süden Frankreichs. Dort ist das erlaubt. O du mein Gott!«
    Und sie stürzte nach draußen.
    Sie kam noch einmal zurück und riß das Tischtuch mit sich.
    Und stürzte erneut nach draußen.
    Bernie betrachtete die Scherben und sammelte dann die Reste der Tassen und Teller vom Boden auf.

    Colette hüpfte den Gartenweg hinunter, sprang über den Zaun und landete direkt in den Armen von Commander Willoughby Potter, der gerade seine Hunde ausführte.
    »Allo«, sagte sie. »Isch geh' schwimmen. Gutten Tack, Monsieur!«
    Schwach murmelte er: »Wie bitte - verdammt noch mal!«
    In seiner Verwirrung ließ er beide Hunde los, die mit wedelnden Schwänzen auf den Strand zurasten und die Leute freudig anbellten.
    Colette tauchte unter und kam keuchend an die Oberfläche. Die See war einfach herrlich. Zwar nicht so warm, wie in der Nähe ihres geliebten St. Rocque, aber weitaus besser, als sie in diesem unmöglichen und furchteinflößenden Land zu erwarten gewagt hatte.
    Sie tauchte erneut und schwamm unter Wasser zu dem Floß hin, das nahe dem Strand verankert war. Auf dem Floß saß ein junger Mann und plätscherte mit seinen Zehen im Wasser. Colette mochte junge Männer gern, und sie hatte ein freundliches Herz. Sie streckte einen Arm aus und landete direkt neben ihm.
    Donald Havelock-Dobson schaute auf.
    »Allo«, sagte Colette einladend.
    »O nein«, schrie Donald und fiel rückwärts ins Wasser. Colette brachte ihre Haare in Ordnung und schaute um sich. Vom Strand her bewegte sich ein riesiges Tischtuch auf sie zu - das ihre Gastgeberin mit grimmigem Gesichtsausdruck in ihren ausgestreckten Armen vor sich hertrug.
    Unwirsch sagte Colette: »Non!« und versuchte, zu entkommen.
    »Mais oui«, sagte Adele und griff nach ihr.

    Commander Willoughby Potter setzte traurig sein Fernglas ab. Was den Ausblick aus dem großen Fenster seines Bungalows anging, so hatten die Seevögel plötzlich für ihn jeden Reiz verloren. Er betrachtete das Haus, aus dem das Mädchen gekommen war, und schneuzte sich. »Kinder auf dem Dach - nackte Nixen - weiß der Teufel, was aus dem Haus noch mal wird, verdammt noch mal«, knurrte er. Dann plötzlich strahlte er. Es konnte kaum einen Zweifel geben. Seit die neuen Mieter das Haus Seeblick übernommen hatten, war in der Bucht von Curlew wesentlich mehr los. Und niemand konnte Voraussagen, was als nächstes passieren würde — verdammt noch mal!

Die Jungfernreise

    Jeden Sonntagmorgen nach der Kirche saß Adele auf der Terrasse und genoß den herrlichen Ausblick. Ein herrlicher Ausblick, wie gesagt. Aber während die Sommertage immer strahlender und heißer wurden, keimte die finstere Saat des Neides in dem sanften Wesen von Mrs. Charlton auf. Sie ertappte sich dabei, wie sie auf eine blaue See starrte, die von Jachten und deren Besatzungen nur so wimmelte. Sie selbst besaß kein Boot und auch keine Jacht. Und das Schlimmste an der ganzen Sache war: Wann sie jemals eine Jacht oder ein Boot besitzen würde, ließ sich nicht voraussehen.
    Aus diesem

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